Oberstufe|GirlxGirl

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Gewünscht von Trico_Anime

PoV Jaen
Ich atmete tief durch. Vor mir lag der dunkle Schulhof, der durch die dichte Wolkendecke noch bedrohlicher aussah. Heute würde ein neuer Abschnitt meines Lebens beginnen. Auch wenn ich jetzt erst in der 10. Klasse war, befand sich mein Jahrgang trotzdem im Oberstufengebäude, was ein eigenständiges Gebäude mit Pausenhof war. Und dieser menschenleerer Hof lag nun, eingezäunt vor mir. Die einzige Möglichkeit diesen Ort zu betreten und zu verlassen, war das breite, offene Tor, in dem ich nun stand. Ein weiterer Schritt und ich hätte die Grenze in eine neue Welt überschritten. Noch ein letztes mal sog ich die Luft tief in meine Lunge, dann verlagerte ich mein Gewicht, hob meinen Fuß, bewegte ihn über die Schwelle und setzte ihn wieder ab. Der andere Fuß folgte. Ich hatte es geschafft, mein neuer Lebensabschnitt war besiegelt. Ich drehte mich um und schaute zurück. Aus dieser Perspektive sah alles anders aus. Ich betrachtete die Straße und das gegenüberliegenden Gebäude, in dem ich noch, bis vor sechs Wochen, Unterricht hatte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Nun gehörte ich offiziell zu den großen. Ich drehte mich wieder um und lief gerade Wegs in jemanden hinein. Ich blickte hinauf, während ein Kopf sich hinab senkte und sein Schatten sich über mich legte. Entsetzt riss ich meine Augen auf. "E-entschuldigung", stammelte ich. Das grimmig drein blinkende Gesicht blieb stumm. Zitternd tat ich einen Schritt zurück und spürte sogleich etwas anderes an meinem Rücken. Sofort versteifte ich mich. Mein Kopf drehte sich, mit den schlimmsten Befürchtungen, langsam und zögernt um. Und natürlich traf eine Befürchtung zu, hinter mir stand ein weiterer, großgewachsener junger Mann. Meine Augen wanderten weiter umher. Überall um mich herum standen grimmig dreinblickende Jungen. Meine Angst wuchs. "Was fällt dir ein uns an zurempeln?"
"I-ich hab doch nichts gesehen."
"Hast du keine Augen im Kopf oder was?", pöbelte ein weiterer aus der Gruppe. "Hinten nicht", murmelte ich. "Frech auch noch." Der Besitzer der Stimme kam näher. Panisch drehte ich mich, nach einem Ausweg suchend, um meine eigene Achse. Die bösartigen Gesichter fingen, nicht weniger bösartig, an zu grinsen, während ihre Körper den Kreis verengten. Ich wurde immer ängstlicher und panischer. "Wir müssen dir wohl mal Manieren bei bringen." Ich wirbelte zu der Stimme herum. Der junge Mann griff grinsend nach meinem Handgelenk. Instinktiv kniff ich meine Augen zu. Plötzlich spürte ich eine zweite an meinem Handgelenk, die mich sanft, aber bestimmend, zu sich zog. Die erste Hand löste sich und eine andere, die sich genauso liebevoll und beschützend anfühlte wie die zweite, legte sich auf meine Taille. Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Der Gesichtsausdruck der jungen Männer hatte sich verändert. Kein triumphierendes Lächeln war mehr vorhanden, viel mehr sahen sie genervt aus. Ich drehte mich langsam um. Hinter mir stand ein großes, hübsches Mädchen. Ihre Schulter langen dunkel bloden Haare waren leicht gewellt. Ihr Kopf senkte sich zu mir runter. Als sie bemerkte, dass ich zu ihr aufschaute, wurden ihre Gesichtszüge weich. Ein bezauberndes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Ihre hell braunen Augen strahlten dabei Wärme aus. "Alles in Ordnung bei dir?" Ihre Stimme war sanft, wurde aber kälter als sie ihren Kopf hob und weiter sprach: "Was fällt euch eigentlich ein!?" Wütend starrte sie die Jungs, die nicht viel größer als sie waren, an. "Man, lass uns doch unseren Spaß." Genervt schauten die jungen Männer meine Retterin an. "Ein kleines Mädchen, das sich verlaufen hat, zu ärgern seht ihr als Spaß an?" Sie schüttelte den Kopf. Langsam wurde mir so einiges bewusst, sie alle hielten mich für viel jünger, als ich eigentlich war. "Soll ich dich rüber ins andere Schulgebäude zu deiner Klasse bringen." Das Mädchen beugte sich lächelnt zu mir herunter. "Ich bin 16 und mein Klassenraum befindet sich auf dieser Seite", gab ich trotzig von mir. Die Lippen der Blondine formten sich zu einem stummen 'Oh'. Leicht verunsichert richtete sie sich wieder zu ihrer vollen Größe auf. Eine unangenehme Stille entstand. Niemand sagte etwas oder rührte sich, dann, nach gefühlten Stunden, ertönte plötzlich eine laute Stimme: "Jeeeaaaaan? Wo bist du?" Glücklich löste ich mich aus der Gruppe und rannte zu meiner besten Freundin Lina. Als diese mich erblickte, öffnete sie freudig ihre Arme, in die ich mich sofort schmiss. Lachend legten sich ihre Arme um mich. "Na, kleine." Sie grinste mich an, was ich ihr gleich tat. Ihre Hände lösten sich von meinem Rücken und griffen dafür nach meinem rechten Handgelenk, an dem sie mich mit zum neuen Klassenraum zog.

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