Kapitel 1

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22.09.2019
Borussia Mönchengladbach vs. Fortuna Düsseldorf

Das Klacken der Stollen unserer Schuhe auf dem Boden des Tunnels halte wie bei jedem unserer Spiele von der Wand ab. Nach einiger Zeit gewöhnte man sich an dieses Geräusch, dies machte es jedoch nicht angenehmer. Wenn ich eine Sache aufzählen sollte die ich am Fußball nicht mochte, war es wohl dieses Geräusch. Ganz im Gegenteil zu mir liebte mein bester Freund Matthias dieses. Für ihn war es wie Musik in seinen Ohren. Ich drehte meinen Kopf noch einmal herum, um mir meine Mit- und Gegenspieler anzusehen. Einige guckten sehr konzentriert, andere alberten mit ihrem Einlaufkind rum. In meinem Blickfeld landete auch Matthias, an seinem Anblick blieb ich noch einige Sekunden kleben. Ich konnte nicht leugnen eine Schwäche für Männer zu haben. Und besonders Matze hatte es mir angetan. Er bemerkte wohl das mein Blick bei ihm stehen blieb, denn er began zu grinsen und zwinkerte mir einmal zu. Mit dem Mund formte er ein stilles "Du packst das!"  Ich grinste zurück, nur um mich danach wieder umzudrehen. Wir setzten uns langsam in Bewegung und liefen auf den Platz. Die Fans empfingen uns wie immer bei bester Laune. Und das trotz der Europapokal-Pleite vom Donnerstag, die es heute wieder gut zu machen galt. Einer von vielen Gründen die Borussia zu lieben-ihre herzlichen Fans.
Innerlich feierte ich eine kleine Party, als wir das Feld betraten und das Klacken für die nächste Dreiviertelstunde vorbei war. „Und unsere Nummer 32: Florian-" „Neuhaus!" halte es von den Rängen wieder. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Es war immer wieder ein berauschendes Gefühl auf dem Platz zu stehen, mit den ganzen Fans im Rücken, die einen unterstützen. Großartig darüber nachdenken konnte ich allerdings nicht, schliesslich wurde ich ja für's Fußballspielen bezahlt und nicht für's denken. Nach kurzer Zeit wurde die erste gelbe Karte gezogen-für Stefan. Den richtigen Dämpfer bekamen wir allerdings erst in der sechsten Minute-die Düsseldorfer hatten es doch tatsächlich geschafft, den Ball ins Netz zu bugsieren. Wie auch immer sie es geschafft hatten, das Tor sah wirklich sehr komisch aus. Und uns war mit kurzen Blickkontakten zu einander klar-wir mussten etwas ändern.
Und nach einiger Zeit musste unser eigentliches 4-3-1-2 für ein 3-4-3 weichen. Versehentlich trat ich einem meiner Gegenspieler auch noch auf den Fuß, allerdings wurde das Spiel nicht angehalten. Ich guckte mir die Nummer einmal an, später wollte ich mich bei ihm entschuldigen. Nach einer nicht ganz so gut gelaufenen ersten Halbzeit begaben wir uns in die Kabinen, ich entschuldigte mich allerdings noch schnell bei Ayhan. Als wir uns dann in der Kabine befanden gab uns Marco noch einige Anweisungen. Wirklich begeistert sah unser Coach nicht aus. Beim verlassen der Kabine drückte Matthias einmal meine Hand, ich lächelte zu ihm hinauf. Ich hoffte jedoch das es niemanden aufgefallen war. „Wir kriegen das noch hin!" rief Yann noch, bevor wir uns zurück auf das Feld begaben. Nach einiger Zeit musste Tony uns auf dem Feld verlassen-Breel hatte ihn am Kopf erwischt. Dieser guckte jetzt mit Schuldgefühlen zu Jantschke, der zur Bank manövriert wurde. „Der wird wieder." lächelte ich ihn aufmuntert an. Er guckte kurz zu mir und zeigte mir einen Daumen hoch. Dies sah ich als erfolgreiche Aufheiterung. Nach dem Plea uns für Marcus verlassen hatte, kam der Ausgleich recht schnell. Matze und ich suchten direkt den Blick des anderen, wir grinsten einander an. Wir erhöhten den Druck, wir wollten diese drei Punkte, wollten unsere Fans nicht wieder so enttäuschen wie am Donnerstag. Und tatsächlich-Thuram traf erneut. Wir rannten alle aufeinander zu und sprangen uns in die Arme. Ich landete auf Matzes Rücken und er griff wie gewöhnlich an meine Beine, damit ich nicht runterfallen konnte. Die Stellen die er berührte begannen zu kribbeln. Das war tatsächlich neu. Er guckte zu mir, direkt in meine Augen. Ich konnte nicht wirklich deuten wie er mich ansah, aber es gefiel mir. Es gefiel mir sehr. Auch noch nach einigen Sekunden blieb das kribbelnde Gefühl und Matthias Hände verliessen gefühlt in Zeitlupe meine Beine. Sie hinterließen ein Gefühl von Kälte, trotz der warmen Temperaturen im Borussia Park. Matzes Blick lag auf mir, auch noch während wir uns umdrehten und zurück auf unsere Plätze gingen.
Als das Spiel dann abgepfiffen wurde kamen meine Mannschaftskollegen direkt in der Mitte zusammen. Eine Last fiel von unseren Schultern. Endlich wieder ein Heimsieg. Den hatten wir jetzt wirklich gebraucht. Matze stand neben mir, aber als wir uns zur Nordkurve begaben um uns feiern zu lassen, drängte sich Benes zwischen uns. Aber unsere Hände berührten sich hinter seinem Rücken. Augenblicklich begann mein Arm zu kribbeln und ich schielte ein wenig zu ihm rüber. Er grinste rüber. Gott am liebsten wäre ich jetzt einfach zu ihm gerannt. Aber das wäre viel zu auffällig gewesen. Sein Grinsen wurde breiter und er schielte zurück. Leicht, bedacht darauf das es niemand sehen würde drückte er meinen Arm.

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