Cheering

Kapitel 15

EM-Finale 2020

Wir hatten es irgendwie geschafft. Wir standen jetzt tatsächlich im EM-Finale, trotz der miserablen Leistungen. Unser Gegner war Frankreich, ein unfassbarer Angstgegner. Wir alle hatten die Hoffnung verloren, und dann hatten wir das letzte Spiel gegen England tatsächlich gewonnen. Serge, Luca sowie ich konnten mit je einem Tor gegen Sancho's zwei Tore halten. „Okay Jungs, wir schaffen das! Wir sind ein Team, wir alle arbeiten zusammen und wir werden uns jetzt diesen EM-Titel holen!" sprach Manuel. Nach dem er im ersten Spiel verletzt wurde, ging es schnell wieder bergauf bei ihm. Bei dem Spiel gegen die Engländer stand er im Tor und das würde sich nun wiederholen. Ich freute mich für ihn, würde alles geben. Intern hatte er nämlich bereits seinen Abschied aus der Natio nach dieser EM bekannt gegeben. Ein Glück war Alex Nübel hochgerückt und hatte durch Manu's Verletzung auch schon ein wenig Spielpraxis gesammelt. Wir mussten uns nun einreihen, aufgewärmt hatten wir uns bereit. In der Kabine hatte ich mir noch schnell einen Kuss von Matze abgeholt. „Wir machen das schon. Und dann geht es nach Paris!" hatte er an mein Ohr gelächelt. Matze und ich würden nach dieser Woche in einen Flieger steigen und einige Wochen gemeinsam verreisen. Unser Ziel war nach einiger Überlegung Paris geworden.
Nun stand ich auf dem Feld, Luca hatte grade angestoßen und die Nervosität die sich vor dem Spiel in mir aufgebaut hatte, verschwand. Ich hatte nur noch den Willen zu gewinnen, koste es was es wolle. Ich war stolz auf das Team und ich wusste, wir konnten es schaffen. Wir konnten es wirklich schaffen, wenn wir nur dran glaubten.
In der 31' Minute stand es nach wie vor 0:0 und die Teams waren einander ebenbürtig. Trotz unserer schlechten Spiel-Vergangenheit lagen wir mit dem Weltmeister gleich auf. Und nun befanden wir uns kurz vor ihrem Tor. Ich sah Luca dort vorne und ich wusste das es ein Riskanter Pass werden würde. Aber mit diesen Riskanten Pässen hatte Marco Rose uns zum Deutschen Meister gemacht. Warum also nicht auch zum Europa Meister? Ich schoss, der Ball flog wie in Zeitlupe in Richtung Luca. Er erkannte was ich wollte, grinste noch einmal in meine Richtung und donnerte den Ball ins Netz.
Ich zu Luca und wir sprangen auf einander zu. Auch die anderen Jungs tauchten bei uns auf und wir waren eine große Kuschelige Runde geworden.
Nach der Halbzeitpause drehten die Franzosen wahnsinnig schnell ihre Taktik. Wir waren allerdings darauf vorbereitet und konnten dem entgegenwirken. Manuel hielt wieder Weltklasse, wenn Matthias mal einen Ball durch lies. Und nun, in der 89' Minute stand ich in der Nähe des Tor's, denn Ball am Fuß und überlegte. Keiner der anderen war hier, sie liefen zu langsam. „Baller den drauf Flo!" hörte ich Kai brüllen. Und genau das tat ich. Die Abwehr versuchte noch den Ball aufzuhalten, aber er flog gradewegs aufs Tor. Der Torwart bekam den starken Ball nicht mehr zu fassen und er landete im Netz. Ich drehte mich um und guckte die anderen Fassungslos an, während unser Torsong begann zu spielen. Matze rannte auf mich zu, nahm mich auf den Arm und legte seine Lippen sanft auf meine. Kurz verstummte alles um uns herum. Ich wollte mich nicht von Matze lösen, hatte Angst vor den Blicken. Genau in dem Moment änderte sich etwas. Das Stadion begann zu beben, tosender Applaus hallte von den Rängen. Ich löste mich langsam von ihm und blickte mich um. Die Leute waren aufgesprungen und Matze und ich bekamen als erstes geoutet Schwules Pärchen im Fußball Standing Ovations.
Der Schiri pfiff das Spiel ab. Wir hatten es geschafft. Europameister. Ich sprang direkt wieder auf Matze zu, konnte es nicht fassen.
Manu hatte den Pokal Entgegenkommen, wir hatten geduscht und uns umgezogen und befanden uns jetzt im Bus. „Jungs war das mit dem Outing eigentlich geplant?" fragte Serge in Richtung von Matze, Kai, Jule und mir. Die zwei hatten sich die Show nämlich nicht stehlen lassen und nachdem Kai in der Nachspielzeit noch ein Tor geschossen hatte unseren Jubel kopiert. „Ich habs wegen Matze und Flo gemacht, sind die nich so alleine im Schwulen-Fußballer-Olymp." zuckte Kai mit den Schultern. Matze, der auf meinem Schoss lag, antwortete auf die Frage „Nein war es nicht. Das waren einfach die Emotionen, die sind so übergeschwappt."