Ein Wunsch geht in Erfüllung

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Sie kehrte in das Schloss zurück. Dort angekommen machte sie sich auf die Suche nach Erik. Er war ebenfalls gerade von einem Ritt zurückgekommen und betrat die große Halle als ihm Kyla entgegeneilte. Sie warf sich wortlos in seine Arme. Etwas verwundert aber auch erleichtert legte er sein Arme um sie und strich ihr sanft über die Haare. „Was ist mit Dir?", fragte er besorgt. „Ich muss mit dir reden.", antwortete sie leise. Er nickte nur und nahm sie mit.
„Nun, Kyla, was beschäftigt dich denn so?", fragte er besorgt aber mit einer gewissen Neugierde. „Wir stehen vor dem größten Abenteuer unseres Lebens.", antworte Kyla und sah ihn ernst an. Er erwiderte lächelnd: „Du und ich, wir haben schon so manches großes Abenteuer durchgestanden und du hast den größten Tyrannen der letzten Dekade besiegt. Was kann es da noch für ein größeres Abenteuer geben?" Er schüttelte ungläubig den Kopf. Doch Kyla blieb ernst und widersprach: „Doch, es gibt da noch eines für dich und mich." Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie Erik's verwirrten Blick sah. Sie sah an sich hinunter und legte schützend ihre Hände auf die leichte Wölbung ihres Bauches. Als sie ihn schließlich wieder anschaute war es wieder da, dieses warme Leuchten in ihren Augen. Erik war ihrem Blick gefolgt und starrte sie fassungslos an. Sie nahm seine Hand und legte sie sanft auf ihren Bauch. „So Gott will werden wir im nächsten Frühjahr Eltern.", sagte sie lächelnd. „Ist das wahr? Ist das wirklich wahr?", stammelte er. Mehr brachte er nicht heraus, so überwältigt war er von der Erkenntnis, dass Kyla das Ergebnis ihrer Liebe in sich trug. „Ja, Liebster." Er zog Kyla in seine Arme und drückte sie an sich als wollte er sie nie wieder los lassen.

Die allgemeine Freude im Schloss war groß, besonders freute man sich, dass Kyla ihre Krise überwunden hatte und nun wieder einigermaßen positiv in die Zukunft blickte. Dennoch brannte Kyla noch ein einziger Wunsch auf ihrer Seele, dessen Erfüllung Ihr Glück vollkommen machen würde. „Ach Liebster, es wäre so schön, wenn unser Kind auf meiner Stammburg zur Welt kommen könnte.", seufzte Kyla, als sie mit Erik zusammen auf dem Schlossturm stehend den Sonnenuntergang genoss.  „Aber wir werden es wohl kaum schaffen, die Burgruine bis zur Geburt wieder einigermaßen bewohnbar zu machen.", fügte sie traurig hinzu. Erik legte tröstend den Arm um sie, bei Kyla's letztem Satz war ihm ein Lächeln über das Gesicht gehuscht. Der Wiederaufbau der Burg war schon seit etlichen Monaten in vollem Gange und er war sich sicher, dass die Stammburg bis zur Geburt wieder ausreichend bewohnbar sein würde und so auch Kyla's innigster Wunsch erfüllt werden würde. So antwortete er nur: „Wir werden eines Tages wieder auf deiner Burg einziehen und unser Kind wird dort aufwachsen, das verspreche ich dir." Dankbar drückte sie sich an ihn und verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter.
Die Hochzeitsfeier fiel auf Kyla's Wunsch hin etwas bescheidener aus als zunächst von Mona und Sira geplant. Dennoch wurde es ein schönes und ausgelassenes Fest. Nach dem üppigen Festmal stieß Simon seinen Freund in die Seite und sah ihn auffordernd an. „Es wäre jetzt Zeit für das Hochzeitsgeschenk mein Freund bevor wir allzu sehr dem Bier zugesprochen haben.", zwinkerte er Erik zu. Dieser erhob sich darauf hin und räusperte sich laut und vernehmlich, worauf alle verstummten und ihn ansahen. Er wandte sich seiner jungen Frau zu und sprach zu ihr. Er war kein Mann der großen Worte und man merkte ihm an, dass er in diesem für sie beide wichtigem Augenblick seineWorte mit bedacht wählte. „Mein geliebtes Weib, liebe Hochzeitsfestgäste, ihr seht hier vor euch den vielleicht glücklichsten Mann auf Erden. Mir wurde das Glück und die Ehre zu Teil, auf das vielleicht außergewöhnlichste Weib unter Gottes Sonne treffen. Sie ist zehnmal mutiger als so mancher Söldner und klüger als so mancher Herrscher. Sie hat durch ihren Mut  und ihre Tapferkeit uns von Tyrannei befreit und war bereit dafür den höchsten Preis zu bezahlen....." „Ein Hoch auf unsere Heldin!", rief einer der Gäste dazwischen und die Anderen stimmten mit ein: „Sie lebe hoch, hoch, hoch! Gott möge sie beschützen!" Kyla errötetete und wäre am liebsten davongelaufen. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr Erik mit seiner Ansprache fort. „Ich kann mich unendlich glücklich schätzen und bin Gott dafür auch unendlich dankbar, dass dieses zudem auch noch sehr schöne Weib nun meine Frau ist und unser Kind in sich trägt." Wieder kam Jubel auf. „Dieser Frau gebührt daher ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk. Er sah nun Kyla direkt an und lächelte während er zu ihr sagte: „Liebstes Weib, ich weiß schon lange wie sehr du dich nach deiner alten Heimat sehnst und dass es dein größter Wunsch ist, unser Kind auf deiner Stammburg zur Welt zu bringen. Daher haben Simon und ich schon vor einigen Monaten den Auftrag gegeben, mit tüchtigen Handwerkern vor Ort und mit Hilfe zahlreicher treuer Gefolgsleuten deines Vaters eure Burg wieder aufzubauen. Sofern das Wetter es zulässt, wird ein Einzug noch vor der Niederkunft stattfinden." Nun waren alle Blicke auf Kyla gerichtet, die ihr Glück kaum fassen konnte. Zunächst starrte sie Erik nur ungläubig mit offenem Mund an bis sie sich mit einem kurzen Jubelschrei in seine Arme stürzte. Es liefen die Tränen über die Wangen und sie stammelte immer wieder nur: „Danke, danke, danke!" Ein lautstarker Jubel der Gäste begleitete die Szene. Kyla konnte ihr Glück kaum fassen und meinte später zu Mona lächelnd: „Kann man von zu viel Glück zerrissen werden?" Ihr Glück war nun fast perfekt und sie fieberte der Rückkehr förmlich entgegen. Dann würde sich der Kreis schließen, der mit dem folgenreichen Überfall an ihrem 16. Geburtstag begonnen hatte und ihr bisheriges Leben für verändert hatte. Ein Ende birgt ja oft ein Neubeginn in sich und Kyla war bereit für diesen Neuanfang an alter Stätte.

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