Second Chapter

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Bleibt im Gedächtnis

Ein lauter Knall ließ mich mitten in der Nacht aufschrecken. Hellwach schaute ich auf die Uhr, sah, dass es erst zwei Uhr am Morgen war und wunderte mich, warum etwas einfach so in der Wohnung umfallen würde.
Mein Blick fiel auf den Berg von Haaren, die wild auf den Kissen neben mir verteilt waren. Ginny hatte anscheinend nichts davon mitbekommen.

Leise tapste ich durch die Wohnung, auf der Suche nach der Quelle des lauten Knalls; als ich ins Badezimmer hineinschaute, sah ich, wie das Fenster offen stand und wahrscheinlich wegen des Windes gegen die Wand geflogen war.
Erleichtert atmete ich aus und schloss das Fenster wieder.
Als ich gerade wieder in mein Zimmer gehen wollte, wurde ich plötzlich gegen die Wand gedrückt und eine Hand legte sich gewaltsam gegen meinen Mund, die meinen Schrei unterdrückte.
Mit aufgerissenen Augen sah ich einen Mann vor mir, deren Haare leicht in sein Gesicht lagen und dann blickte ich zu seinem Finger, der an seinen Lippen lag und mir damit andeutete, dass ich leise sein sollte.

„Ich tu' dir nichts, versprochen ... du darfst nur nicht schreien, alles klar?" Seine Stimme hatte etwas Rauchiges an sich. Ich nickte, mit Tränen in den Augen.
Mein Herz hämmerte mir bis zum Hals.
Zögernd ließ er los und auch sein Gewicht, welches mich daran hinderte wegzurennen, lag nicht mehr auf mir. Seine Augen hingegen blieben trotzdem in meinen verfangen.

„Was willst du von mir?", hauchte ich und kniff meine Hände zu Fäusten zusammen, damit sie nicht so stark zitterten.
„Deine Augen ... du." Er stockte, als er sich ein wenig von mir entfernte. Blaue Augen. Meine Augen weiteten sich.
Ertappt sah ich auf sein Shirt. Mein Puls verdreifachte sich nur.
Er schien wohl meinen Blick zu bemerken und fing dann an, beschämt zu grinsen.

„D-das ist nicht mein Blut." Er räusperte sich.
Ein Krimineller würde doch genau so etwas sagen, oder etwa nicht?
„Und das war auch eher ungewollt", meinte er. Wie sollte ich hier wegkommen? Mein Kopf ratterte vor sich hin. Ich war nie wirklich für so eine Situation gewappnet gewesen.
Er ließ mich kurz aus den Augen und stellte sich in die Bahn des Fensters und plötzlich hörte man, wie ein Hubschrauber direkt über meinem Haus flog und es schien ein Scheinwerfer hinein.
Seine Augen blieben seit ein paar Stunden in meinem Gedächtnis. Als er plötzlich wieder ganz nah vor mir stand, kam es mir wieder so vor, als ob ich nun völlig bekloppt geworden wäre.

Mein Herz hörte kurz auf zu schlagen, als seine Lippen meinen nah waren. Alles an ihm ließ mich selber an meinen eigenen Verstand zweifeln. Es konnte einfach nicht sein.
„Hör zu -." Wollte er anfangen zu sprechen, bevor ihn aber eine Stimme unterbrach?
„Dahlia? Ist alles okay?", erkundigte sich Ginny nach mir, während ich mit einem fremden Mann nur einen Meter weit entfernt von meinem Bett stand.

Seine Augen klebten weiter an meinen, während sich sein rechter Mundwinkel hochzog, worauf sich ein kleines Grübchen bildete. Seine Augen sagten aber genug. Wehe.
„J-ja, ich komm' sofort wieder ... ich muss nur schnell zur Toilette." Zum Ende des Satzes hin wurde ich leiser, was daran lag, dass der Mann sich vor mir weiter neben meinem Kopf abstützte und seinen etwas schief legte.

Daraufhin hörte man nur das Bett, Knarzen und das Rascheln der Bettdecke. Er war mir so nah gekommen, dass meine schnell hebende Brust fast seine berührte. Das Grinsen war verschwunden; nur ein Blick, als ob er mir in die Seele schauen könnte, war geblieben.

„Ich werde nichts sagen." Hauchte ich gegen sein Gesicht. Reine Panik floss in diesem Moment durch meinen Körper, die es veranlasste, dass ich nicht wusste, was ich anderes sagen sollte.
Ein Lächeln bildete sich auf seinen vollen Lippen, bevor er sich extra etwas weiter hinüberlehnte, um sich dann an der Wand abzustoßen und mir wieder Platz zum Atmen gab.
„War schön, deine Bekanntschaft gemacht zu haben, Dahlia." Hauchte er mir entgegen, bevor er ins Badezimmer verschwand und durch das geöffnete Fenster sprang.
Mit zitternden Händen schloss ich dieses sofort hinter ihm und verriegelte es. Ich stellte mich vor den Spiegel und krallte meine Fingernägel in den Rand des Waschbeckens.
Meine weit aufgerissenen Augen blickten mir entgegen. Was war gerade passiert? Was hatte das alles zu bedeuten?
Ich drehte den Wasserhahn auf und spritzte kühles Wasser in mein Gesicht. Ich wackelte meine Hände über dem Waschbecken ab und trocknete mein Gesicht.
Schlafen konnte ich jetzt sowieso vergessen.
Mit leisen Schritten versuchte ich mich, ohne aufzufallen, neben Ginny ins Bett zu legen und schlug die Decke wieder über meinen zitternden Körper. Meine Freundin legte ihren Arm um mich und kuschelte sich an mich. Ich pustete meine angestaute Luft aus und schloss die Augen.

Es wird alles gut werden.



<•>



Das klirrende Geräusch des Schlüssels, welches auf dem dumpfen Holz aufprallte, hallte durch die ganze Wohnung.
Ein weiterer Montag war vergangen. Ein weiterer Montag, den ich mit schlechter Laune, müde und auch ein wenig Angst verbrachte.
In der Schule bin ich bei jedem kleinen Geräusch aufgezuckt; selbst meine ganzen Freunde fragten mich schon den ganzen Tag, was mit mir los war. Mein Kopf wollte einfach nicht mehr aufhören, über ihn nachzudenken.
Jede einzelne Sekunde dachte ich nur an seine Augen, die in meinen Erinnerungen so stechend waren, aber in der Realität wusste ich nicht mehr, ob ich mir selber vertrauen konnte.
Ich wollte mich nicht von einem wildfremden Kerl, der in meine Wohnung eingebrochen war, angezogen fühlen. Das war ein Irrsinn!

In mir herrschte ein Sturm aus Gefühlen und ich wusste nicht mehr, wie er zu bändigen war. Ein Cocktail aus Angst, Neugier und Verlangen baumelte wie in einem Knoten in meinem Inneren.
Aber eins wusste ich und das war, dass ich diese Gefühle nicht fühlen sollte. Es war nicht richtig.
Ich wusste nicht, was er für ein Mensch war oder was er tut, also sollte es mich auch nicht weiter interessieren.

Für meine Sicherheit und die meiner Freunde.

<•>

Naaa ihr süßen?
Das zweite Kapitel ist da. Wie findet ihr es?

<3

OverdoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt