Chapter Three: Aufbruch

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Ich schlich zwischen den Bäumen um die Lichtung herum. Ich hatte absolut keine Lust auf meine Familie zu treffen. Dann müsste ich ihnen nur erklären wo ich gewesen war und es würde nur noch schwerer werden mein Vorhaben durchzusetzten, wenn von ihnen Gegenspruch kommen würde. Deswegen ging ich von hinten an die kleine Holzhütte und kletterte von außen an der Wand hinauf, bis ich mein kleines rundes Zimmerfenster erreicht hatte. In meinem Zimmer unter dem Dach befand sich ein niedriges Bett, eine Truhe mit ein bisschen Kleidung und mein Bogen mit einem Köcher voll Pfeile. Ich schnappte mir einen ledernen Rucksack und füllte ihn mit etwas Wechselklamotten. Da meine Familie draußen im Hof war, konnte ich in die Küche und mir etwas Trockenfleisch und Obst einpacken. Zum Schluss füllte ich noch meinen Trinkbeutel mit frischem Wasser, schnappte meinen Bogen und den Köcher und verlies das Haus wieder unbemerkt.

Der Pferdestall direkt neben dem Haus war auch leicht zu erreichen. Ich ging in die Box von meinem Hengst Thunder und sattelte ihn. Er stubste mich mit seiner dunklen Nase an. Ich liebte den Andalusier. Seine Beine, Mähne, Schweif und Nüstern waren dunkelbraun, sein restlicher Körper Sandfarben. Sein Sattel und Trense hatten die selbe Farbe wie seine gelockte Mähne.

Ich führte ihn aus seiner Box, vorsichtig und leise. Am Waldrand stieg ich auf und galloppierte in Richtung des Anwesens von James Familie.

Es dauerte keine fünf Minuten, da sah ich schon die Mauern des prächtigen Hauses durch Bäume. Ich wechselte von Gallopp in Schritt und versuchte mir eine geignete Rede im Kopf zurecht zu legen. Ich wollte nicht herum drucksen, sondern selbstbewusst wirken, trotz meines bereits jetzt heftig schlagenden Herzens.

Fragen über Fragen türmten sich in meinem Kopf auf. Würde James da sein? Und wenn ja wie würde er reagieren? Und erst seine Familie. Ich fragte mich, ob ich es überhaupt bis zu ihnen vordringen konnte. Sie hatten, wegen ihres Reichtums, mit Sicherheit überall Wachen postiert.

Ich musste aber zu ihnen trotz meiner Angst erneut verhaftet zu werden. Allein wegen meiner Eltern. Wenn ich gehen würde, ohne etwas zu sagen, würden sie den Hof auseinandernehmen, um mich zu finden. Und das wollte ich ganz sicher nicht. Meine Familie sollte nicht unter meinen Fehlern leiden. Wenn James' Eltern wüssten, dass ich gehe, würden sie mich nicht suchen und es würde niemandem etwas geschehen. Es war das Beste so. Mit neuen Mut ritt ich zwischen den letzten Bäumen hindurch, die mich vor den Wachen des Eingangs verborgen hielten.

Jetzt gab es kein zurück. Ein letztes Mal atmete ich tief ein und aus, dann beschleunigte ich Thunder und steuerte direkt auf den Eingang zu.

Himmelsfeuer - Die Gnade der EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt