Die letzte Nacht war einfach himmlisch gewesen. Ich hatte noch nie in so einem weichen Bett geschlafen. Ehrlich gesagt, stand in meinem Dachbodenzimmer im Mittelalter, Gott klang das komisch, wenn ich das sagte, gar keines. Ich hatte nur ein paar Felle auf dem Boden ausgebreitet.
Nachdem ich mich in dem gigantischen Bad frisch gemacht hatte, schaute ich in einen großen Kleiderschrank, der links von dem Himmelbett an der Wand stand. Die Kleidungsstücke in ihm waren ganz andere, als die, die man in meiner Zeit trug. Ich schnappte mir eine dunkelblaue hautenge Hose, die der von Billy in der Art des Stoffes sehr ähnelte. Dann noch ein schwarzes enges Oberteil ohne Ärmel. Je länger ich mir all die Sachen in meinem Zimmer anschaute, desto größer wurde mein Verlangen danach, zu erfahren wie diese ganzen Dinge hießen. Alleine die Klamotten würden meinen Wortschatz enorm erweitern. Zum Schluss schlüpfte ich noch in meine alten Schnürstiefel und lief etwas unorientiert durch die weiten Gänge. Irgendwie schaffte ich es dann tatsächlich den Speisesaal zu finden, den Kailee mir gestern auf dem Weg gezeigt hatte.
Er war komplett leer, was ich beruhigend fand. In aller Ruhe frühstücken zu können, ohne gestört zu werden und weitere verwirrende Sachen zu hören war das, was ich jetzt am meisten brauchte. Mein Kopf war einfach voll von all den Dingen.Nach einem enormen Essen, was für mich nicht gerade ungewöhlich war, ging ich in den Innenhof und besuchte Thunder in seiner Box. Er stand friedlich mampfend da und genoss die großen Mengen an Futter, die zu seinen Hufen lagen. Er und ich waren einfach riesige Daueresser. Als er mich bemerkte hob er freudig den Kopf und wieherte mich an. "Hallo mein Süßer, geht es dir gut?", fragte ich obgleich ich wusste, dass ich eh keine Antwort bekommen würde. Der Hengst blickte mich noch einige Sekunden an, dann senkte er wieder seinen großen Kopf und vergrub ihn in seinem Heuhaufen.
Den ganzen Morgen verbrachte ich damit, mich ausgiebig auf dem Anwesen umzusehen. Es gab ein großes klares Wasserloch mit meerblauem Wasser und einen Reitplatz. Es waren auch noch einige Übungsplätze vorhanden. Ich vermutete, dass ich einen großen Teil meiner Zeit in naher Zukunft auf ihnen verbringen würde.Gegen Mittag begann ich mich langsam zu fragen wo denn alle nur waren? Gerade wollte ich wieder ins Haus gehen, in mein Zimmer um meinen kleinen Rucksack auszuräumen, als ein junger Mann auf mich zukam. Er hatte schwarze Haare, die er etwas wuschelig trug. Trotz der Unordnung sah die Frisur geplant und auch extrem gut aus. Er hatte wie Billy eisblaue Augen und ich begann mich langsam zu fragen, ob hier alle Männer so unglaublich gut aussahen oder ob das nur Zufall war. Auf jeden Fall war ich schon gespannt auf all die anderen Leute, die ich bald kennenlernen würde. Das Verlangen meine Familie kennen zu lernen wurde immer größer, auch wenn es mich daran erinnerte, dass meine "Mittelaltereltern" jetzt wahrscheinlich auf der Suche nach mir waren.
"Hey, ich bin Ian Mai dein persönlicher Coach", begrüßte er mich freundlich. "Hallo, schön euch kennen zu lernen," antwortete ich höflich. Ian begann zu grinsen:" Um gleich mal eins zu klären. Du brauchst hie niemanden mit "euch" oder "ihre" ansprechen. Das sagt man heute nicht mehr. Die höfliche Form ist "sie", aber du kannst mich auch einfach duzen." Ich nickte. Jej, und schon wieder etwas neues gelernt, dachte ich. Kein Wunder, dass der Knappe gemeint hat ich wäre wirklich in meiner Rolle versunken, als ich ihn mit "euch" angesprochen hatte. Diese Information war echt wichtig. Schließlich sollte keiner denken ich wäre verrückt oder so.
Ian führte mich durch einen Rosengarten und begann mir so einiges Grundlegendes zu erklären. "Also wie du ja schon weißt ist Billy ein Vampir, so wie du. Er wird dir alles darüber beibringen, sonfern der Vampir in dir überhaupt hervortreten sollte, denn die anderen Teile, vor allem der Engelsteil ich normalerweise der dominierende. Ich bin ein Engel und wurde von Ramiel beauftragt dich in deiner Gabe, dem Feuer zu unterweisen. Allgemein: Jeder Engel hat Flügel, das ist ja ganz klar, das ist auch das Klischeebild was jeder vor Augen hat, wenn er den Begriff Engel hört. Wann deine Flügel zum Vorschein kommen ist noch nicht ganz sicher. Wahrscheinlich in einer Situation, in der du sie sehr dringend brauchst. Also warte einfach ab. Der zweite Teil, der ein Wesen Gottes ausmacht sind die unterschiedlichen Gaben. Meine ist es das Wasser zu kontrollieren und auch damit Menschen zu heilen. Über den Wolken gibt es eine Art Schloss für die Engel. Dort treffen sie sich an wichtigen Ereignissen und auch unsere Verstorbenen leben dort weiter. Sie können die Hallen nicht mehr verlassen und übernehmen dort wichtige Aufgaben, wie zum Beispiel das Ausfindigmachen von neuen Engeln auf der Erde oder das Empfangnehmen von gestorbenen Menschen. Das Schloss ist eine Art Zwischenstation. Dort halten sich auch diejenigen auf, die im Koma liegen. Meine eigentliche Aufgabe ist es dort junge Engel zu unterrichten, da du aber einen Sonderstatus hast, als Tochter von Emilia und Seamus, welche übrigens sehr gute Freunde von mir sind, habe ich eine Ausnahme gemacht und bin auf die Erde gekommen, um dir hier zu helfen. Außerdem brauchst du ja auch noch andere, wie Billy die dir Sachen beibringen. hast du fürs Erste noch Fragen?", beendete Ian seinen Vortrag.Man war das mal wieder viel Info auf einmal gewesen. Doch die Engelssache hatte mich nicht so sehr interessiert, wie die Tatsache, dass Ian meine Eltern kannte. Emilia und Seamus hießen sie also. Vor allem mein Vater hatte einen sehr außergewöhnlichen Namen. "Wie sind meine Eltern so?", fragte ich gerade heraus, "wissen sie wo ich bin? Warum haben sie mich weggegeben? Kann ich sie bald mal treffen?". Die Fragen sprudelten nur so aus mir heraus und es waren bei weitem nicht alle. Ian schaute mich lange an. Er schien zu überlegen was er sagen sollte. Doch nach einer langen Pause brachte er nur hervor:" Das erzähle ich dir alles ein andermal. Es gibt jetzt wichtigerere Dinge, wie das Trainieren deiner Fähigkeiten."
Hastig bog er nach links ab und ich folgte ihm verdutzt. Hallo gehts noch, dachte ich. Das ist viel wichtiger als alles andere. Doch ich beließ es für den Moment dabei, denn ich spürte, dass es Ian irgendwie unangenehm war darüber zu reden. Was waren meine Eltern für Wesen, dass er es mir nicht einfach kurz sagen konnte? Etwas enttäuscht lief ich ihm hinterher, auf einen großen Sportplatz zu.Hallo ihr Lieben, ich hoffe euch hat mein neustes Kapitel gefallen. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne auch mal in meine anderen Geschichten reinlesen. Die eine heißt "Ritt durch die Zeiten", wie der Name schon verrät geht es um Pferde, meine Lieblingstiere :D und die andere Geschichte schreibe ich zusammen mit meiner Freundin HopeMarY. Sie heißt "Die Kälte des Feuers". Es geht auch um Vampire, aber auch um Bändiger, Gestaltwandler, Werwölfe und Zauberer.
Viel Spaß weiterhin beim Lesen, eure Cristina
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Himmelsfeuer - Die Gnade der Engel
FantasyBei einem starken Gewitter kommt die junge Claireese ums Leben. Doch anstatt vor dem jünsten Gericht zu stehen, findet sie sich im Jahr 2015 wieder. Über 400 Jahre trennen sie nun von ihrer Familie, die wie sie von einem Unsterblichen erfahren mus...