Chapter12: Konsequenz auf keine Antworten

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Die nächsten paar Wochen vergingen wie im Fluge. Ich hatte erfahren, dass Billy und Kailee etwas zu erledigen hatten, weswegen sie die ganze Zeit nicht auf dem Anwesen waren. Mich störte es aber nicht, die Nächte fast alleine auf dem Schloss zu verbringen. Ians Training war so hart, dass ich eh nicht die Zeit hatte mich mit irgendetwas anderem zu beschäftigen.
Nach einem viel zu frühen Frühstück ging es jeden Morgen auf den Sandplatz. Er brachte mir den Schwertkampf bei. Als ich einigermaßen gut mit der Waffe alleine umgehen konnte, sollte ich sie in Flammen setzten, so wie auf der Ritterburg vor einigen Wochen. Zunächst wollte es nicht ganz klappen, aber als er mir erklärte, dass Wut ein guter Auslöser sei, um das Feuer zu entfachen, brauchte nur an James' Eltern zu denken und das Schwert glühte.
So langsam klappte das immer besser und schneller.

Nach dem Kampftraining folgte eine Unterrichtsstunde. Meistens ging es um in dieser Zeit gewöhnliche Dinge wie Autos, Handys, Fernseher und ähnliches. Ich erfuhr auch viel über die Vergangenheit. Politische Veränderungen und so. Doch was ich am interessantesten fand, waren die neuen Waffen in dieser Zeit. Pistolen, Gewehre, Panzer. Das alles faszinierte mich, wobei ich auch beschloss niemals so eine scheußliche Methode zu nutzen um jemanden zu töten. Ich fand der Gegenüber sollte die Chance haben sich zu wehren, wie bei einem Schwertkampf. So war ich auch froh, dass ich in diese Richtung ausgebildet wurde, obwohl diese Kampfart wohl heute etwas als altmodisch galt.

Nach einem Mittagessen und einer kurzen Pause ging es um die Engel. Ich wurde über alles aufgeklärt, was man sonst noch so wissen musste. Anschließend sollte ich ohne das Schwert Feuer erzeugen. Es war beeindruckend wie viele verschiedene Sachen ich mit dem Feuer und der Hitze machen konnte.
 Zum Abschluss von jedem Tag gab es noch etwas Selbstverteidigungstraining. Ich lernte ohne jede Waffe jemanden k.o. zu schlagen. Die Abende danach nutzte ich dann meistens, um mit Thunder die Gegend zu erkunden. In der Nähe gab es einige Dörfer. Leider wollte Ian nicht, dass ich zu nahe an andere Menschen kam, denn er meinte ich sei noch nicht bereit, um in einer Welt wie dieser zu leben und da hatte er vollkommen recht. Ich vermisste meine Zeit, die so viel unkomplizierter schien als diese hier. Die meisten der Dinge, die völlig normal schienen überforderten mich. Ich wollte am liebsten zurück und all das Merkwürdige hinter mir lassen. Doch wie ich durch die Zeit reisen konnte hatte mir Ian nicht sagen können. Es war eine Gabe, die außer mir anscheinend nur meine Mutter beherrschte und über die wusste ich noch genauso wenig wie am Anfang. Ian verschloss sich komplett, sobald ich auch nur ihren Namen in den Mund nahm. Es war hoffnungslos. Das Einzige was ich wusste, war dass es irgendetwas mit Wasser zu tun hatte. Schließlich war ich in einen Tümpel gefallen bevor ich hier gelandet war.

Die Zeit verging und meine Sehnsucht nach James und meinen Eltern wurde mit jedem Tag größer. Ich konnte nicht verstehen, warum ich hier überhaupt festgehalten wurde. Warum konnte ich nicht nach meiner Mutter suchen und dann nach Hause kehren zu meiner, wie ich trotz all dem was ich jetzt wusste, einzig wahren Familie.
Was sollte diese Aufgabe sein, für die ich täglich hart trainieren musste.

Nach zwei Monaten hielt ich es nicht mehr aus und suchte am Abend das Gespräch mit Ian. Billy und Kailee waren immer noch nicht wieder da, wodurch nur er mir als Gesprächspartner blieb.
Ich betrat sein Arbeitszimmer und ließ mich auf einen alten bequemen Stuhl fallen. "Ian ich muss mit dir reden. Es ist wirklich wichtig", zog ich seine Aufmerksamkeit auf mich, nachdem er Minuten lang mich ignoriert hatte und einfach weiter auf den Bildschirm seines Computers gestarrt hatte.
Nun blickte er mich an. Mir wurde bewusst, dass er genau wusste um was es ging. "Ian, ich weiß, dass du mir nichts über meine Eltern sagen willst, aber ich halte das einfach nicht mehr aus. Ich verstehe ja noch nicht mal warum du mir nichts über sie erzählst."
Anstatt mir endlich eine richtige Antwort zu geben, kam wieder nur diese alt bekannte Satz aus seinem Mund:"Claireese, ich kann es dir nicht sagen, verstehe es doch und akzeptiere es." Doch das kam für mich gar nicht in frage. Es reichte endgültig. Mit Schwung stand ich auf, wobei der Stuhl nach hinten umfiel und hart auf den Boden aufschlug. Das Geräusch ließ Ian zusammenzucken. Nun hatte ich endlich seine volle Aufmerksamkeit. Er schob die Tastatur beiseite und blickte mich eindringlich an. "Ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren", schrie ich nun ohne Hemmungen. "Ist es denn nicht schon genug, dass ich hier bin, in einer komplett fremden Zeit, in der ich niemanden kenne? Und dann habe ich auch noch diese Kräfte, die ich nie wollte und doch habe ich es akzeptiert und mit dir trainiert für eine mir völlig unbekannte Aufgabe. Ian, ich kann nicht mehr. Ich will doch bloß wissen wer meine Eltern sind, damit ich die Chance habe jemals wieder nach Hause zu kommen." Ich kochte vor Wut und musste mich zusammenreißen, damit Tränen der Verzweiflung sich nicht den Weg über meine Wangen bahnten.
Ian blieb völlig gelassen. Er verschränkte seine Arme und blickte mich lange an. Zu lange. Wollte er mich etwa noch mehr ärgern?
Nach einer Ewigkeit vernahm ich seine Worte durch einen Schleier der Wut. Dumpf drangen sie an mein Ohr. Sie waren kaum lauter als das Rauschen meines eigenen erhitzten Blutes, welches durch die Aufregung in meinen Ohren pochte. "Ich verstehe dich ja, aber egal wie sehr du es auch willst, ich kann es dir einfach nicht sagen." Punkt, das war es. Ich konnte es nicht fassen. Benommen nickte ich, drehte mich um und verließ langsam den Raum. Wie in Trance packte ich eine kleine Tasche in meinem Zimmer mit dem Nötigsten und verließ, immernoch nicht wieder ganz klar, das Anwesen.

Erst als ich einige Minuten durch den Wald geprescht war, beruhigte sich mein Atem. Langsam stieg ich von Thunders Rücken und holte tief Luft. Ich wollte nicht wieder zurück. Diese Wesen dort sollten meine neue Familie sein, aber ich hatte mich noch nie so fehl am Platze gefühlt, wie die letzten Wochen.
Kraftlos ließ ich mich an einen Baum sinken, als plötzlich ein Mann vor mir stand. Aus Reflex sprang ich auf, entfachte eine Feuerkugel und schleuderte sie dem Fremden entgegen. Doch dieser hob locker seine Hand, welche das Feuer einfach verschluckte. Verwirrt blieb ich stehen. Der Mann mit den kurzen blonden, fast schon weißen Haaren, und blauen Augen kam auf mich zu. "Du solltest vorsichtiger mit deinen Kräften umgehen. Die Menschen wissen nicht, dass Magie existiert. Sie würden an dir rumexperiementieren und das willst du doch nicht etwa oder?" Unfähig zu antworten schüttelte ich einfach nur den Kopf.
Wer war das jetzt schon wieder? Auch er sah mega gut aus. So langsam hatte ich das Gefühl, dass alle magischen Wesen mit Schönheit gesegnet waren.
"Du willst zu deinen Eltern, richtig?", riss er mich aus meinen Gedanken. "Ja, woher wissen sie das?", antwortete ich, als ich meine Stimme wieder gefunden hatte. "Sagen wir mal so, ich kenne deine Eltern sehr gut und kann dich zu ihnen bringen. Ich finde nachdem dir Billy und Ian keine so große Hilfe sind übernehme ich das jetzt einfach mal." Er zwinkerte mir zu und streckte mir seine Hand hin. "Im Gegensatz zu den anderen verrate ich dir auch meine richtigen Namen. Wenn ich mich vorstellen darf: ich heiße Gaius Julius Cäsar."





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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 13, 2016 ⏰

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