Es war bereits Mitternacht, als Billy, so sollte ich ihn nennen, und ich an ein beeindruckendes Anwesen mitten im Wald kamen. Mittlerweile wusste ich schon so einiges über mich selbst bescheid. William hatte versucht so kurz und doch so eindeutig wie möglich mir zu erklären was für verschiedene Wesen in mir vereint waren. Zum einen war ich, wie schon genannt ein Vampir und zwar zu 50%, da mein Vater einer war oder ist. So genau war die Sache mit dem Verbleib meiner wahren Eltern noch nicht so geklärt. Entweder wusste es Billy selbst nicht, was mit ihnen war, oder er hielt es momentan für unwichtig mich darüber aufzuklären. Da die Informationen, die ich bis jetzt bekommen hatte, schon ausreichten um mir stechende Kopfschmerzen zu bereiten, hakte ich nicht nach.
Welche Fähigkeiten ich durch meine Vampirhälfte hatte konnte er mir nicht sagen. Es war nicht sicher, ob ich unsterblich war, wie normale Blutsauger, oder ob die anderen Teile in mir dominierten. Auf jeden Fall spürte ich kein Verlangen nach Blut, wie es William hatte, was mich sehr beruhigte.
Bei den 50% meiner Mutter wurde es da schon etwas komplizierter. Wenn ich noch alles richtig im Kopf hatte, war sie zur Hälfte ein Engel, aufgrund ihren Vaters, meines Großvaters und die andere Hälfte bestand aus Mensch und Göttin durch ihre Mutter. Daraus würde sich ergeben, dass ich 50% Vampir war, 25% ein Engel, 12,5% ein Mensch und das letzte Achtel eine Göttin. Für mich klang das alles noch nach kompletten Schwachsinn. Wie konnte ich aus so vielen verschiedenen Rassen bestehen. Dass das technisch überhaupt möglich sein sollte verwunderte mich stark.
Meine Fähigkeit Feuer zu erschaffen war auf meinen Engelteil zurückzuführen und das Zeitreisen verdankte ich dem göttlichen Teil. Woher William das alles so genau wissen konnte, blieb bis Dato eine ungeklärte Frage.
Für mich waren all diese Informationen viel zu viel für einen Tag gewesen. Wie sollte ich mir das nur alles merken? Doch Billy hatte mir versichert, dass wir alles noch einmal Stück für Stück durchgehen würden.
Nachdem wir durch einen großen Torbogen geritten waren, hielten wir im schön bepflanzten Innenhofes des, ja man konnte eigentlich schon davon sprechen, Schlosses. Staunend stieg ich ab und überreichte Thunder einem Mann, der beide Pferde zu einem Stall führte. In meiner Zeit lebten nur Könige in so einem Schloss. War William ein Adeliger? Der Gedanke gefiel mir eigentlich gar nicht. James Familie hatte mir schon vollkommen gereicht mit ihren hochnäsigen Art.
Zum Glück kam Billy nicht so rüber. Er deutete mir ihm zu folgen und wir betraten das Anwesen. "Hallo mein Schatz," erklang eine helle Frauenstimme. Eine junge Faru rannte um die Ecke und fiel William in die Arme. Beide küssten sich intensiv. Sie hatte lange glatte schwarze Haare und mindestens genauso dunkle Augen. Nach einer gefühlten Ewigkeit löste sie sich von ihm und drehte sich zu mir."Und du musst Claireese sein," sagte sie freundlich. Ich nickte nur. "Willkommen in unserem bescheidenen Heim. Ich bin Kailee Bonney, Billys Frau. Bevor du denkst wir sind irgendwie reich oder so... Nein das ist einfach nur das Haus, welches uns dein Großvater Ramiel zur Verfügung gestellt hat, damit wir dir hier ungestört alles beibringen können, was du brauchst um das Böse zu bekämpfen." Das Böse bekämpfen? Das war schon wieder eine neue Information die meinen Kopf fast zum Platzen brachte. Jetzt war ich nicht nur ein magisches Wesen, sondern musste nun anscheinend auch noch einer Bestimmung folgen oder so. Na ganz toll. Vielen Dank fürs komplette Überfordern.
Kailee sah anscheinend wie gestresst ich war und legte mir einen Arm auf die Schulter. "Komm ich zeig dir jetzt erst mal deine Zimmer, damit du dich ausruhen kannst. Morgen wird dir Alles schon viel klarer erscheinen," meinte sie freundlich und zog mich in die Richtung einer dunklen Holztreppe.
Es ging die Treppe hinauf, dann um ein Eck, dann folgte wieder eine kurze Treppe, dann wieder um ein paar Ecken. Ich kam mir vor wie in einem riesigen Labyrinth. Wie sollte ich jemals alleine den Ausgang finden? Nach einigen Minuten, die mir vokamen wie Stunden, erreichten wir eine doppelflügelige Tür. Kailee schwang sie mit Wucht auf und ich blickte in einen riesigen Raum, der rechts und links noch zwei Türen hatte, durch die man ins Badezimmer und ins Schlafzimmer kam. Dieser erste Raum war anscheinend nur für gemütliches Herumsitzen gedacht, denn es gab einige weiche Möbel, die in mir das Verlangen weckten mich einfach darauf fallen zu lassen und tief und fest einzuschlafen. Doch dann interessierte mich auf einmal nicht mehr als die Pracht der Zimmer, sondern die Art der Beleuchtung. Kailee sah schon wieder, was in mir vorging und fing an zu reden bevor ich unendlich viele Fagen stellen konnte."Das mit dem Strom, der Elektrizität und den Glühbirnen erkläre ich dir alles morgen einverstanden? Das einzige was du jetzt wissen musst ist, dass man es hier an und aus macht." Sie deutete auf eine paar weiße Quadrate, die überall an den Wänden angebracht waren. Ich konnte ihr nur ein Nicken als Antwort geben, so fasziniert war ich von der Lichquelle, die keinerlei Rauch von sich gab wie Kerzen oder Kaminfeuer.
Nachdem Kailee gegangen war schaute ich mich noch etwas um. Gegenüber von meinem Bett stand eine große schwarze flache Kiste. Was sollte das nun schon wieder sein? Und im Bad kam das Wasser aus silbernen Dingern. Man konnte es ganz einfach fließen lassen und auch wieder stoppen. Nie mehr zum Brunnen rennen um Wasser zu holen. Und das tollste war, dass das Wasser auf unerklärliche Weise auch noch warm war. Endlich mal etwas, was mich wirklich begeisterte aus dem Jahre 2015.
Müde legte ich mich auf das extrem weiche Bett. Mit dem Gedanken, dass das fließende Wasser wohl nicht das einzige "Wunder" hier sein dürfte, driftete ich langsam in die tiefe Welt des Schlafes ab.
DU LIEST GERADE
Himmelsfeuer - Die Gnade der Engel
FantasyBei einem starken Gewitter kommt die junge Claireese ums Leben. Doch anstatt vor dem jünsten Gericht zu stehen, findet sie sich im Jahr 2015 wieder. Über 400 Jahre trennen sie nun von ihrer Familie, die wie sie von einem Unsterblichen erfahren mus...