•Kostory• Lovers of the Day

#18| Ausbruch

Wie gebannt sah ich auf den blutverschmierten, aufgeschnitten Körper der vor mir lag und für mich brach innerhalb von Millisekunden eine ganze Welt zusammen.
Der Junge den ich so lange kannte, welcher mehr Geheimnisse kannte als ich über mich wusste, der mit dem ich  Jahrelang die Schulbank geteilt hatte und mich mit in dieses verstrickte Abenteuer gezogen hatte lag hier tot vor mir. Also so wirklich tot.
Nicht halb tot, nicht flacher Atem, nein- tot.

Ich wusste gar nicht wie ich in diesem Moment reagieren oder handeln sollte, doch ich spürte nur seine Kalte Haut unter meinen Fingern, sein Blut an meinen Händen, als Mik mich von ihm weg zog und mich ganz nah an sich drückte.
Mit einem Ausschlaggebenden Schluchzen und das Boxen auf seinen Rücken presste ich mein Gesicht in Miks Brust, welcher seine Hände um mich schlang als würde ich gleich im Erdboden verschwinden.

"Ist Okay, ist Okay, ist Okay" Mik, welcher völlig aufgelöst ist drückte sein Gesicht in meinen Hals und atmete immer schneller. Ich spürte seine heißen Tränen meinen Hals hinunter laufen und auch sein aufbrüllen ging in einem tiefen schlucken unter.
"Nein, Nein!" Ich schüttelte den Kopf und klammerte mich fester an ihn, "Das ist nicht möglich! NEIN"

Ich schlug immer Kräftiger gegen Miks Rücken, wollte mich von ihm Stoßen und Jannik mit der Selben Freunde, den Selben Emotionen wie sonst ein letztes Mal gegenübertreten und umarmen. So wie wir es immer gemacht haben.
Immer und immer wieder...

Von jetzt auf gleich zog der Braunhaarige scharf die Luft ein als ich mit so einer Wut und Trauer getriebenen Kraft auf seinen Rücken schlug das er mich geschockt los ließ.
Ohne zu zögern schliff ich mich zu Jannik welcher immernoch den Zettel bei sich hatte.
"Der Erste", ich sah zu Jannik. Sah in seine Ausdruckslosen Augen, zu seinem Blonden Haar welches an Glanz verloren hatte und erneut schluchzte ich auf.
Er war immer da, wenn ich ihn brauchte!
IMMER

"-J" Natürlich wusste ich wer es war. Natürlich wusste ich wer meinen besten Freund das Leben genommen hatte, ihn mir weg genommen hat.
"Dennis... vielleicht solltest d-", "halt dein Maul! Du siehst es nicht, oder?"
Theo sah mich mit Tränen in den Augen an. Seine Farbe war aus dem Gesicht gewichen und seine sonst so Meeresblauen Augen erinnerten eher an schmutziges Wasser.
"Das. Das hier-", ich zeigte auf Jannik und schon alleine beim erneuten Gedanken brannte mir die Lunge. Ja sie schien Quasi in Flammen auf zu gehen...
"Das ist mein Bester Freund. Mein bester Freund welcher von diesem Elendigen Bastard umgebracht wurde und ich konnte nichts tun. GAR NICHTS!" Meine Stimme ging in einem Schreien und weinen gleichzeitig unter und als Mik mich erneut an sich ziehen wollte damit ich mich nicht allzu alleine fühlte, rannte ich aus dem Haus.
Mein letzter Blick der sich in dem Gebäude befand ging zu den grünen Augen von Felix die Angst wiederspiegelten.

Ich atmete laut aus, als ich Miks schreie hörte und die Haupttür so stark zu haute, dass sie etwas verrutschte.
Das Hämmern gegen die Tür ließ mich zurückschrecken und mit einem leichten Kontakt zu der Wand, strich ich mir durchs Gesicht und zog mir die Bandage der Schulter zurecht.
Durch die Schmerztabletten waren die Schmerzen zwar auszuhalten aber mit allem mal unangenehm.

Als ich Stimmen von hinter der Tür hörte zuckte ich zusammen und lief los.
Ich zog mir die Kapuze von Miks Jacke tiefer ins Gesicht, als ich aus der Gasse verschwand.
"Nein..." Erst jetzt realisierte ich wieder, dass ja gerade erst die Räumung vollstreckt wurde und noch nie hatte ich so viel Blut auf einer Straße gesehen.
Fenster wurden eingeschlagen, überall lag Müll, Holz, Glas und noch viel mehr an Materialien und Gegenständen. Auch verlassene Kinderwagen standen auf den Straßen und ich taumelte einige Schritte zurück, ehe ich weiter rannte.

Mein Weg ging an den Häusern vorbei und als ich in einer Seitengasse Gestalten begegnete bekam ich Panik.
Sofort zog ich die Jacke enger um mich und rannte durch Ecken und Kanten, als ich mich an einer Feuerleiter hochzog und in ein Kaputtes Fenster sprang.
Mit meiner Schulter wäre das womöglich total unmöglich gewesen, doch dankte ich dem Adrenalin in meinen Adern für alles.

"Oh man. Das ist... so verrückt", keuchte ich mir selber zu und fuhr mir durch die Haare, als ich mit diesesmal deutlich langsameren Schritten die halbwegs zerstörte Steintreppe des Treppenhauses hochlief und auf dem Dach rauskam.

Eine Sternschnuppe raste an mir vorbei, welche mich kurz aufatmen ließ. Einzelne Wolken fuhren an mir vorbei und kurzzeitig konnte ich an was anderes denken als an den Tod von Jannik.
Kurz dachte ich an die Mögliche Freiheit die ich als Niemand hätte, würde das System in sich zusammenfallen. Wenn sie so sterben würden wie Jannik... dann wäre sein Tod ja nicht umsonst gewesen.

Doch meine Gedanken wurden von einer riesigen Rauchwolke unterbrochen die vom Wald aus in den Himmel empor stieg.
"Was zum-", langsam lief ich zum Rand von dem Dach und sah mir die Schwarz-grauen Wolken an und erneut wusste ich, dass hier nicht alles mit Rechten Dingen zu gingen konnte...