|011| Das Geständniss

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Mein Kopf dröhnte und meine gesamten Gliedmaßen schmerzten als hätte mich ein Pferd überrannt als ich die Augen öffne. Das Hämmernde Pochen in meinem Kopf wird durch die gleißende Helligkeit nur noch intensiviert und ich stöhne schmerzhaft auf. Es dauert allerdings nicht lange bis sich meine Augen an die plötzliche Veränderung der Lichtverhältnisse gewöhnt haben und ich kann meine Krankenstation ein wenig verschwommen vor mir erkennen. „Du bist wach, ich habe mir schon sorgen gemacht..." höre ich eine tiefe, markante Stimme.

Mein Onkel tritt in meinen Sichtbereich und setzt sich an meine Bettkante. „Ich weiß zwar nicht wie du es geschafft hast dich mit einer Wand bewusstlos zu schlagen aber es hat offensichtlich funktioniert, selbst Levi hat ganz besorgt geguckt als er dich auf die Krankenstation geschleppt hat." Mir fällt das Geschehnis wieder ein und ich rümpfe die Nase, das hat ja nicht so gut geklappt wie ich es mir erhofft hatte...

„Wie viel Uhr haben wir?" Frage ich schließlich meinen Onkel verwirrt, das nächste was ich für die Krankenstation anschaffen werde ist eine Uhr, eine schöne große mit zahlen, Ticken muss sie aber leise, damit die Patienten schlafen können. „Um die 20 Uhr, aber keine sorge bis morgen bleibst du noch hier liegen, dann kannst du dich wieder an die Arbeit machen." Ist das sein Ernst? Ich soll heute Nacht hier liege bleiben? Dann fällt aber das Teekränzchen mit Levi aus... „Wer ist hier die Ärztin von uns beiden? Ich denke ich kann meinen Gesundheitszustand besser einschätzen als du." Versuche ich zu Argumentieren. „Tja aber ich bin der Commander und befehle dir, dass du bis morgen früh hier liegen bleibst und dich ausruhst." Nach seinem ‚Machtwort' erhob er sich einfach vom Bett und verschwand aus der Krankenstation.

Bockig verschränke ich meine Arme und kuschele mich etwas tiefer in mein Unbequemes Metallbett. Ich bin die einzige Person, die auf die Krankenstation aufpasst, wer soll mir was bringen, wenn ich was brauche? Ich muss wirklich dringend mit Erwin über Krankenschwestern reden...

Ich will gerade meine Augen schließen und eindösen als die Glastür der Krankenstation mit einem Leisen Klacken geöffnet wird, ich drehe meinen Kopf nach rechts um zu schauen wer mich jetzt schon wieder nervt und sehe einen kleinen Dunkelhaarigen Mann mit einem Tablett in der Hand.

„Da du dank meiner Unfähigkeit als Lehrperson das Bett nicht verlassen darfst dachte ich wir verlagern den Tee nach hier unten." Erklärt er sein Erscheinen. Er stellt das Holztablett mit zwei Tassen und einer Porzellan Teekanne auf den Beistelltisch und setzt sich wie Erwin gerade eben auf die Bettkante. „Ich weiß zwar nicht genau was ich falsch gemacht habe aber ich denke nicht das es deine Schuld war, vielleicht ein Defekt an der Ausrüstung oder so..." Levi zuckt mit den Schultern und goss mir eine Tasse mit der Braunen Dampfenden Flüssigkeit ein. „Erwin hat mich eine ganze halbe Stunde lang zusammen gebrüllt das ich so verantwortungslos war, meine Ohren tuen immer noch weh." Das ist wirklich typisch Erwin, er macht Levi ein schlechtes gewissen (falls er sowas überhaupt hat) obwohl er gar nichts dafür kann. Der Hauptgefreite übereicht mir die weiße Porzellantasse und ich rieche vorsichtig am Tee. Allein der wohlige Geruch gibt mir ein Heimliches Gefühl und ich nippe vorsichtig an der Heißen Flüssigkeit. „Und was ist das für ein Tee?" fragt mich Levi schließlich. „Phhh es ist glaube ich wieder ein Assam oder?" Seine Lippen zucken amüsiert und er atmet geräuschvoll durch die Nase aus was beinahe wie eine Art lachen klang. „Nein falsch geraten." Säuselt er gut gelaunt. „Was ist es denn dann?" Frage ich etwas grummelig, das war das erste Mal das Levi mich besiegt hat. „Sag ich nicht." Antwortet er schließlich und ich verschränke bockig meine Arme.

Ich nehme einen weiteren Schluck doch mir fällt die richtige Antwort einfach nicht ein, der Tee schmeckt eins zu eins wie ein Assam aber vielleicht bin ich ein wenig zu heftig gegen die Wand geknallt und der Teil meines Gehirns der für Tee zuständig ist hat einen Wackelkontakt.

Ich sehe aus dem Fenster und kann sehen wie der Himmel anfängt sich Rot zu färben, etwas traurig seufzte ich. „Was ist los?" Fragt mich der Schwarzhaarige mit einem besorgten Gesichtsausdruck. „ich würde gerne den Sonnenuntergang sehen aber ich darf nicht aufstehen." Levis Mund verzieht sich wieder zu einem kleinen lächeln und er flüstert. „Nicht bewegen." Dann wickelt er schnell die dünne Tagesdecke um mich und bevor ich etwas hätte sagen können hatte er mich gepackt und im Brautstyle auf seinen Arm gehoben. Ich erschrecke mich leicht und quietsche auf „Ey was soll das werden, lass mich runter!" Er ignoriert mich und läuft mit mir quer durch die Krankenstation, in mein Büro und die Wendeltreppe hinauf. Ich lege mein Kopf an seine Starke Brust und versuche mein Herzrasen zu unterdrücken, bis ich etwas höre was mich zum Lächeln bringt. Ich drücke mein Ohr noch etwas näher an seine Brust und kann auch sein Hertz schneller als normal schlagen hören. Mein Körperkontakt scheint ihn also auch nicht kalt zu lassen, das Lächeln auf meinen Lippen wird größer und ich kann es kaum glauben.

Entweder habe ich plötzlich das Gewicht einer Feder oder Levi ist stärker als er aussieht, er trägt mich mit Leichtigkeit als hätte er von dem Wort Schwerkraft noch nie etwas gehört. In meinem Zimmer angekommen tritt er vorsichtig die Balkontür auf und stellt sich vor die Leiter, er scheint offensichtlich zu überlegen wie er es bewerkstelligen soll mit mir auf dem Arm eine Leiter hoch zu klettern. Er wirft mich etwas unsanft über seine Schulter und hält mich mit einem Arm fest und klettert mit dem anderen die Leiter rauf. Oben angekommen nimmt er mich von seiner Schulter und trägt mich im Brautstyle weiter.

Vor seinem Fenster angekommen setzt er mich behutsam an der Dachkante ab und wickelt mich erneut, etwas ordentlicher in die Decke ein. Als er sich neben mich setzt lasse ich meinen Kopf sanft auf seine Schulter sinken und starre in den Himmel und bewundere das Farbspiel. Aus meinem Augenwinkel kann ich sehen wie er nur auf mich starrt und ab und zu den Mund öffnet als wollte er etwas sagen ihn danach aber wieder schließt als hätte er es sich gerade wieder anders überlegt. Als ich gerade meinen Kopf hob und ihn in seine Richtung drehe starrt er wieder ganz unschuldig in die Wolken.

„Weißt du (d/n)" Beginnt er leise, die Augen immer noch in den Himmel gerichtet. „Du bist noch keine drei tage hier und du machst mich verrückt... Immer wenn ich dich sehe schreit alles in mir ‚Nimm deine Beine in die Hand und Lauf weg'" Oh na danke das war wirklich das größte Kompliment was ich je erhalten hab. „Aber nur weil ich, wenn ich in deiner Nähe bin mich selbst nicht mehr verstehe, das klingt jetzt echt kitschig und so aber ich kann mich nicht mehr konzentrieren, weiß selbst nicht mehr was ich tue und erkenne mich selbst gar nicht mehr wieder, wenn du da bist. Und als du da unten bewusstlos auf dem Trainingsplatz lagst, beinahe als wärst du Tod... Ich habe mich in meinem Leben noch nie so schrecklich gefühlt."

Er dreht den Kopf nun zu mir und sieht mir direkt in die Augen. „Ich weiß du bist erst drei Tage hier aber ich wusste es schon seit ich dich das erste mal beim Training gesehen hab, als ich dich hab extrarunden laufen lassen, als du in mein Büro kamst, als ich dich auf der Dachkannte hab sitzen sehen, als du diese drei Soldaten gerettet hast oder trotz meines Vorschlags weiter trainiert hast, ich wusste es da schon aber... es fällt mir erst jetzt richtig auf. Ich habe so etwas noch nie in meinem Leben gefühlt außer bei dir..."

Bevor ich richtig realisieren konnte was er gerade gesagt hat, hatte er schon seine Lippen auf meine gedrückt und ich erwiderte ohne überhaupt verstanden zu haben was gerade passiert war.

Love and regret (Levi x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt