Wenn ich die Chance hätte

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Hallo meine Lieben,


leider ist es nochmals zu erwähnen, dass mein geistiges Eigentum auch mir gehört, und daher nicht weiterverwendet werden darf.

Nichts destotrotz wünsche ich euch viel Spaß beim nächsten Einblick in Ellas Welt.


Grüßle Ina

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Detroit, 14. November 1986


Es regnete. Regelmäß9g schlugen die nassen Tropfen gegen das Fenster. Hörte man genau hin, konnte man eine Melodie erkennen. Eine Melodie, die wunderschön war... die aber nur wenige hörten, weil sie zu beschäftigt durchs Leben gingen.

Draußen war es bereits dunkel.

Gott, wie froh ich doch war, dass ER nicht da war. Bestimmt saß er in einem Restaurant, rauchte, trank, tat was auch immer... Mir war es egal. Ich war einfach nur froh, dass ER nicht da war. Nicht hier bei mir. Nicht hier... bei meinem kleinen Sohn, der jedes Mal aufs Neue die Hölle auf Erden miterlebte, wenn ER ihm zu nahe kam.

Ein Seufzer entglitt meinen Lippen.

Erschöpft lehnte ich mich zurück und ließ den Kopf gegen die Lehne der Couch sinken.

In meiner Hand hatte ich noch immer die Spritze.

Es hilft mir, ist meine Medizin, meine Vitamine', das war die erste Lüge, die ich meinem kleinen Sohn aufgetischt hatte. So ein Blödsinn! In mir zog sich alles zusammen. Abermals musste ich seufzen.

Ich blickte nach links und schaute zu Christian, der schlummernd auf der anderen Seite des Möbelstücks lag.

Er sah so friedlich aus, wenn er schlief. Seine Welt schien dann so sorgenlos... so gut.

Aber du kannst ihm dieses Leben nicht bieten', schoss es mir verbittert durch den Kopf, ‚ein gutes, langes Leben, wo er keine Angst haben muss.'

Richtig. Dazu war ich nicht in der Lage.

Allein schon der Gedanke daran, versetzte mir einen Stich ins Herz.

Es tut mir so unendlich leid, Christian... hätte ich auch nur Ansatzweise gewusst, wie unser Leben mal verlaufen würde... ich hätte alles anders gemacht. Einfach alles.'

Den Blick noch immer auf meinen kleinen Christian gerichtet, erhob ich mich und setzte mich neben ihn. Streichelte meinem Sohn sanft durch sein verwuscheltes kupferfarbenes Haar und wusste genau, dass ich das Richtige tat. Sofort öffnete Christian seine Augen und schaute mich an. Ich lächelte.

„Mommy hat dich lieb, mein Spatz", sanft verließen die Worte meine Lippen, „weißt du das?"

Christian nickte und betrachtet mich weiterhin.

Heute war ein guter Tag... denn ER war nicht da und Christian und ich hatten das Haus ganz für uns allein.

Heute war ich zu Hause und mein kleiner Junge freute sich darüber.

Ja, heute war ein guter Tag und dieser musste auch gut enden, dass musste er einfach.

Nur ein Tag, nur ein verdammter Tag... ein einziger sollte gut verlaufen, ganz ohne Monster, ganz ohne IHN.

Nur mein kleiner Junge und ich.... zumindest für einen Moment.

Die Spritze noch immer in der rechten Hand.. setzte ich mich neben Christian.

Seine Augen wurden größer und er betrachtete den Gegenstand in meiner Hand.

Oh.

„Vitamine?", fragte er und schaute mich mit seinen grauen Augen an.

Nein, mein Schatz.'

„Medizin?", fragte Christian weiter, während er mich noch immer mit fragender Mine anblickte.

Verdammt, Ella, jetzt sag' schon was! Irgendwas!'

„Weißt du mein Schatz", begann ich, jedoch wusste ich nicht weiter.

„Aber du brauchst es oder? Mommy?"

„Ja." Auf diese Frage eine Antwort zu finden, war einfach.

Christian nickte, ehe er sich an mich schmiegte.

„Brauchst du es, um zu schlafen?", wisperte er und schaute mich mit großen Augen an.

Diesmal war ich diejenige, die nickte.

„Lass uns ein bisschen schlafen, in Ordnung?"

Mein kleiner Sohn nickte zaghaft.

„Gute Nacht, Mommy", flüsterte er.

In mir zog sich abermals alles zusammen. Ich war kurz davor in Tränen auszubrechen... aber ich blieb stark. Musste einfach stark bleiben... für meinen kleinen Jungen. Sanft blickte ich ihn an, während er sich umdrehte, sich an mich kuschelte und letztlich seine Äuglein schloss.

„Schlaf gut, Mommy", hörte ich ihn nur noch nuscheln, dann gähnte er und war auch schon im Land der Träume. Hoffentlich, träumte er etwas Schönes. Träumte von grünen, saftigen Wiesen, hellem Sonnenschein, strahlendblauen Himmel... zwitschernden Vögeln, die fröhlich ihre Melodie sangen.

Behutsam strich ich ihm über seine Wange.

Mommy hat dich so lieb, mein kleiner Engel.'

Ich wandte mich ab... und nahm mir die Spritze zur Hand. Meine zierlichen Finger umfassten den runden, glatten Stab.

Ich musste gähnen.

Gott, war ich müde.

Langsam setzte ich die Nadel der Spritze an meinem Arm an, ehe ich abdrückte.


Oh ja, wenn ich die Chance hätte... ich würde alles auf Anfang setzten. ... das musst du mir einfach glauben, mein Süßer. Mommy hätte einfach nur einen Moment gebraucht, einen einzigen, um unser Leben für immer zum Besseren zu ändern.

Fifty Shades of EllaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt