Am nächsten Tag wache ich recht früh auf. Obwohl nein, ich wache nicht einfach auf. Irgendetwas hat mich geweckt! Da erklingt das Geräusch schon wieder, es ist scheinbar jemand an der Tür. Müde rappele ich mich auf und steige Leiter und Treppe herunter. Als ich die Tür öffne, bin ich überrascht, wieder Kenmas Mutter anzutreffen.
"Hallo, Kuroo. Wir sehen uns ja schnell wieder. Tut mir leid, dass ich schon wieder störe, aber ich wollte Kenma abholen. Wir wollen zu Familie Namaro am Ende der Straße und er soll bitte auch mitkommen und 'Hallo' sagen."
Verwirrt sehe ich sie an.
"Kenma ist doch gestern schon nach Hause gegangen.", setze ich sie in Kenntnis.
"Was? Ich habe ihn nicht mehr gesehen. Ich dachte, er wäre bei dir eingeschlafen oder so."
"Nein, er ist ungefähr um halb 9 weg."
Die Taubheit, die sich vor Schreck in mir ausgebreitet hat, weicht langsam der Panik. Kenma ist weg? Und es ist meine Schuld! Ich hätte ihn nicht alleine gehen lassen sollen! Ich hätte ihn generell nicht gehen lassen sollen! Ich hätte ihn nicht loslassen dürfen! Jetzt ist er weg! Ich hoffe nur, dass ihm nichts Schlimmes passiert ist. Was ist, wenn ich ihn niemals wiedersehe? Was, wenn ich nie wieder in seine wunderschönen Katzenaugen sehen kann? Nie wieder seine Stimme hören? Wenn ich mein Kätzchen nie wieder bei mir haben kann? Undenkbar! Tränen steigen in meine Augen. Ich versuche sie schnell wegzuwischen, doch Kenmas Mutter hat sie bereits gesehen.
"Du magst ihn, oder?", fragt sie mich und ich sehe ihr zögerlich in die Augen.
"Ja", meine ich nur. Es würde nichts bringen, ihr zu widersprechen. Außerdem: Sobald wir meinen süßen besten Freund gefunden haben, werde ich meine Gefühle für ihn nicht weiter verstecken, auch nicht vor Kenma selbst. Ich werde dazu stehen, egal, was die Anderen eventuell dazu sagen. Ich hoffe nur, dass er es akzeptiert und wir weiterhin Freunde sein können. Aber vor allem hoffe ich, dass wir ihn überhaupt wiederfinden, damit ich ihm all das auch sagen kann. Zu meiner Überraschung nickt Kenmas Mutter und lächelt mir aufmunternd zu.
"Wir finden ihn schon."
Während sie ihr Handy zückt und ein paar Leute anruft, die uns beim Suchen helfen können, überlege ich, wo er sein könnte. Es gibt nicht sonderlich viele Orte, die Kenma regelmäßig aufsucht. Auch nur sehr wenige, an denen wir besonders oft zusammen etwas gemacht haben. Wir waren normal immer entweder bei mir, oder drüben bei Kenma. Da, wo es eben Spielekonsolen gibt. Nach ungefähr 15 unerträglichen und qualvollen Minuten des Wartens, sind wir nun 11 Leute, die gemeinsam nach Kenma suchen wollen. Seine Mutter, sein Vater, sein Cousin (welcher wohl der verwandte Besucher ist), drei weitere Nachbarn, Lev, Yaku, Inuoka, Shibayama und ich natürlich. Unruhig höre ich, wie Kenmas Vater uns in Gruppen und Gebiete einteilt. Ich habe ihn selten so in Sorge gesehen und bin tief beeindruckt, wie er trotzdem so ruhig und geordnet agieren kann. Meine zugeteilte Gruppe besteht aus Kenmas Cousin Haruki und einem Typ namens Kaito, den ich nicht kenne und der bis eben auch noch nicht da war. Genau in diesem Moment kommen zwei Menschen auf mich zu. Haruki, der seine hellen Haare unordentlich von seinem Kopf abstehen hat, sieht mich besorgt aus seinen smaragtgrünen Augen an. Der dunkelhaarige Junge neben ihm muss dann wohl mein zweiter Suchpartner sein. Er hat hellbraune Augen, die kalt und abweisend wirken und breite Schultern, die sogar mir einen Schauer über den Rücken jagen. Mit einem Blick auf seine muskulösen Arme stelle ich fest, dass ich mit ihm definitiv niemals in einen Kampf verwickelt sein will.
"Das ist mein älterer Stiefbruder Kaito. Er wohnt im Moment zusammen mit mir bei Kenma, da unsere Eltern für ein paar Monate verreist sind. Eigentlich könnten wir auch alleine zurecht kommen, Kaito ist schließlich auch schon 21, aber Kenmas Eltern haben darauf bestanden.", stellt Haruki mir den Fremden vor.
"Hallo, schön dich kennenzulernen. Nur traurig, dass es zu so einem schlimmen Ereignis sein muss.", begrüße ich ihn. Ich rechne fest mit einer ordentlichen Antwort, doch mein Gegenüber nickt nur kühl und wendet sich ab. Es geht mir gegen den Strich, dass die Beiden da sind, denn ich hätte viel lieber alleine nach meiner großen Liebe gesucht und ich glaube, die Beiden behindern mich mehr, als dass sie helfen. Haruki mag ich zwar, ich mochte ihn schon früher als wir klein waren, doch bei Kaito bekomme ich ein komisches Gefühl. Er macht mich nervös und es geht etwas Bedrohliches von ihm aus.
"Lasst uns gehen.", sagt der Blonde dann. Endlich! Denke ich erlösend. Es macht mich fertig, nicht nach Kenma suchen zu können. Voller Zuversicht läuft Haruki los, hinter ihm geht Kaito und verzieht keine Miene. Ungeduldig trotte ich hinter ihnen her. Wir waren für den Bereich um die Wiese herum eingeteilt, wo Kenma und ich früher, als wir noch klein waren, immer zusammen Volleyball gespielt haben, bevor er dem Club beigetreten ist. Er war am Anfang so schlecht und der Ball ist oft einfach in sein Gesicht gefallen, bevor er ihn hat zuspielen können. Ich muss lächeln. Ich habe damals immer lachen müssen, aber er hat es mir nie übel genommen. Nun ist er der beste Zuspieler, den ich mir als Kapitän für die Nekoma wünschen könnte. Das sage ich nicht, weil ich in ihn verliebt bin, sondern, weil es wahr ist. Er analysiert die Spieler der gegnerischen Mannschaft perfekt und weiß genau, wie er uns zum Sieg führen kann. Wir Anderen halten nur den Ball im Spiel und hauen drauf, aber Kenma macht das Spiel. Er ist unser 'Gehirn', unser 'Rückgrat' und auch unser 'Herz'. Vor allem ist er mein Herz. Wenn wir ihn verlieren, dann verliere ich nicht nur mein Alles und mich selbst, sondern auch Volleyball. Aufgewühlt lasse ich suchend meinen Blick über die Landschaft gleiten. Wenn es um jemand Anderen gegangen wäre, hätte ich wieder einmal einen auf cool und entspannt gemacht, doch hier geht es um Kenma. Ich kann einfach nicht ruhig bleiben! Nervös und sorgenvoll vergrabe ich meine Hand in meiner widerspenstigen Frisur. Hoffentlich finden wir ihn...
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KuroKen: Sakura
FanficEine Fanfiction über Tetsurõ Kuroo und Kenma Kozume. Kuroo ist schon seit einer langen Zeit unglücklich in seinen besten Freund Kenma verliebt, doch diesen scheint plötzlich etwas zu belasten. Was versteckt er? Kann er ihm helfen? #1 KuroKen (10.1...