Ich steige die Treppe hoch. Mein Zimmer liegt direkt unter dem Dach im 2. Stock. Am Ende der 2. Treppe befindet sich eine kleine Leiter, die zu einer Öffnung mit Schiebetür in der Decke führt. Durch diese 'Tür' gelangt man in mein Zimmer, welches die komplette Etage ausfüllt. Es klingt zwar sehr groß, doch eigentlich ist es das gar nicht, aber es ist der schönste Raum im Haus und ich liebe es einfach, hier oben meine Zeit zu verbringen. Am liebsten mit meinem kleinen Kätzchen, auch er ist gerne hier. Mein Bett steht direkt an einem riesigen Fenster an der östlichen Wand. Von diesem aus kann man direkt in den Park schauen, welcher hinter unserem Haus beginnt. An der gegenüberliegenden Wand steht ein Fernseher in einem offenen Schrank, der ansonsten förmlich überquillt mit verschiedenen Videospielen, DVDs und Büchern. Ja, ich lese oft und gerne, aber das wissen nur sehr wenige Leute. Mein Kleiderschrank fällt im Gegensatz dazu recht klein aus, er steht zusammen mit einem nur selten benutzten Schreibtisch an der Seite, an der auch die 'Tür' ist. Abgesehen von meinem Bett, gibt es als Sitzgelegenheit noch ein Sofa und zwei Stühle, die mit einem kleinen, aber ausziehbaren Couchtisch in der Mitte des gemütlichen Zimmers stehen. So ordentlich mein Zimmer auch klingt, es ist es nicht. Überall liegen verschiedene Gegenstände herum, welche sich hauptsächlich in die Kategorien Schule, Kleidung und Volleyball einsortieren lassen. Kenma hat es sich bereits auf dem Bett bequem gemacht und ich setze mich neben ihn. Er muss nichts sagen, ich muss nicht fragen. Ganz selbstverständlich schalte ich den Fernseher und meine Spielekonsole ein und wir fangen an unser Lieblingsspiel zu zocken, so wie wir es schon hunderte Male zuvor gemacht haben. Doch genau genommen zockt nur Kenma, nämlich mich ab, undzwar gewaltig. Das tut er immer, denn obwohl ich Videospiele auch sehr gerne mag, bin ich gegen meinen spielsüchtigen Kumpel eine totale Niete. Das macht mir aber nichts aus, denn ich liebe es, mit ihm zu spielen. Ich genieße die Zeit, egal, wer gewinnt. Die Chips, die ich mitgebracht habe, esse ich praktisch alleine, während Kenma nur ein kleines Stück von dem Kuchen in sich hinein stopft. Wir zocken, reden über alles mögliche und merken überhaupt nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Als ich das nächste mal auf die Uhr über meinem Schreibtisch gucke, ist es bereits 3 Uhr morgens und wir beschließen, dass es langsam Zeit zum Schlafen wird. Natürlich hat mein süßer leider-immer-noch-nicht-fester-Freund keine Schlafsachen dabei, weshalb ich ihm eines meiner T-Shirts ausleihe. Natürlich ist es viel zu groß für meinen kleinen Freund, aber ich habe nichts Anderes. Bekannte haben mir schon oft erzählt, dass es nichts süßeres gibt, als seine Geliebten in den eigenen, für sie viel zu großen Sachen zu sehen. Ich dachte immer, sie würden übertreiben, waber was soll ich sagen? Ich glaube, in dem Moment, in dem Kenma in meinem Oberteil aus dem Badezimmer tritt, bekomme ich heftiges Diabetes. Aber warum hat er sich im Badezimmer umgezogen? Er weiß doch schließlich nicht, dass ich in ihn verliebt bin...
Naja, jedenfalls stehe ich nun also hier, mit dem süßesten Jungen der Welt in meinem viel zu großen T-Shirt in meiner Küche, um uns noch etwas zu Trinken zu holen und kann nicht aufhören, ihn anzustarren. Wenn ich nicht bald aus dieser Situation entkomme, bin ich mir sicher, dass ich gleich an einem Herzinfarkt sterbe. Oder dass er etwas merkt. Ich bin mir nicht sicher, was schlimmer für mich wäre. Ich gehe also einen Schritt zurück und stoße 'ausversehen' gegen das Erstbeste auf der Küchentheke, um es auf den Boden fallen zu lassen. Was eigentlich als Ablenkungsmanöver von Kenmas Niedlichkeit gedacht war, geht in die komplett falsche Richtung. Dummerweise ist das Erstbeste eine Pfeffermühle, die nicht nur sehr schwer aussieht, sondern auch sehr schwer ist. Sehr schwer auf meinem Fuß..! Ich versuche einen Schmerzensschrei zu unterdrücken, wodurch aber nur ein jämmerliches, ersticktes Jaulen in meiner Kehle entsteht.
"Hast du dir wehgetan?", erkundigt sich Kenma mit Besorgnis in seinem goldenen Blick.
"Alles Ok, das war doch nichts.", versuche ich betont cool abzuwinken und die Situation zu bagatellisieren. Aber auch das geht nach hinten los, denn die Wand, an die ich mich lehnen will, ist gar keine Wand, sondern eine Tür! Ich falle also beinahe der Länge nach ins Wohnzimmer. Zum Glück kann ich mich gerade noch so fangen. Kenmas Besorgnis weicht einem Ausdruck von Belustigung und er lächelt sein wunderschönes, schiefes Lächeln, das mir jedes Mal einen Pfeil in mein Herz jagt. Seine Augen leuchten hell auf und in diesem Moment weiß ich genau, was man damit meint, wenn man sagt, dass die Augen ein Fenster der Seele seien. Ich spüre, wie mein Herz immer schneller schlägt und ich würde absolut nichts lieber tun, als ihn jetzt in meine Arme zu schließen, ihn zu küssen und ihm 1000 Mal zu sagen, wie sehr ich ihn liebe. Doch das geht nicht. Als ich mich stattdessen bücke und die Pfeffermüle vom Boden aufhebe, wird alles nur noch schlimmer. Eine Pfefferwolke erhebt sich, von der mein Kätzchen natürlich sofort niesen muss. Das süßeste Niesen der Welt! Wie von einer Babykatze! Okay, ich bin raus, ich kann nicht mehr! Ich werde knallrot. Das passiert nur sehr selten, aber wenn, dann zu 100% wegen Kenma. Ich schnappe mir schnell eine Flasche Wasser und verschwinde mit meinem Besucher hinter mir zurück in mein Zimmer. Ich hoffe wirklich, dass ich mein Gesicht schnell genug weggedreht habe, um ihm diesen Anblick zu ersparen. Natürlich bin ich ein guter Gastgeber und überlasse ihm mein Bett. Ich selbst bette mich auf das leider recht unbequeme Sofa. Eigentlich ist mein Bett groß genug, dass zwei Personen darin bequem schlafen können, aber ich habe Angst, dass ich im Halbschlaf die Kontrolle über mich verliere und versuche meine Arme um ihn zu legen, ihn an mich zu ziehen oder ihn vielleicht gar zu küssen. Kurz nachdem wir uns hingelegt haben, höre ich auch schon sein zartes, leises Schnarchen. Ich liebe echt alles an ihm! Ich selbst liege noch eine ganze Weile wach und lausche ihm, da ich nicht einschlafen kann. Ich hänge also meinen Gedanken nach, meinen Gedanken an Kenma. An wen sollte ich auch sonst denken? Jeder Gedanke, der sich nicht mit ihm befasst, wäre verschwendete Lebenszeit. Ich liege lange so wach da. Meine Großmutter hat immer erzählt, dass man nicht schlafen kann, wenn man im Traum eines Anderen gerade wach ist. Ist das wahr? Träumt wirklich gerade jemand von mir? Mein Blick wandert zu dem schlafenden Puddingkopf in meinem Bett. Er sieht so friedlich aus, ganz anders, als noch vor wenigen Stunden im Zug. Am liebsten hätte ich mich zu ihm gelegt, aber dann hätte ich ihn aufgeweckt. Und selbst wenn nicht, würde es morgen zu einer seltsamen Situation kommen, sofern er vor mir aufwacht. Mit einem rascheln dreht er mir den Rücken zu.
"Träumst du vielleicht sogar von mir?", flüstere ich in das dämmrigen Licht meines Zimmers.
"Sei nicht albern. Natürlich träumt er nicht von dir, wieso sollte er denn? Er mag dich mit Sicherheit nicht so, wie du ihn! Du solltest ihn dir aus dem Kopf schlagen!", fahre ich zu mir selbst redend fort. Ich weiß, dass ich damit recht habe. Doch ich weiß auch, dass egal was ich auch mache, ich kann Kenma nicht aus meinem Herzen und aus meinen Gedanken verbannen. Ich werde ihn immer lieben und niemals vergessen können. Eine Welt ohne Kenma kann ich mir nicht vorstellen und ihn zu verlieren, ist das schlimmste, was mir passieren könnte. Nein, ich würde ihn mir nicht aus dem Kopf schlagen können. Mit diesem Gedanken gleite ich dann auch endlich in die tiefe und beruhigende Dunkelheit des Schlafs. Einen Ort, an dem ich kein Leid verspüre. Einen Ort, an dem Kenma und ich glücklich zusammen sein können. Zumindest so lange, bis ich wieder erwache.

DU LIEST GERADE
KuroKen: Sakura
Hayran KurguEine Fanfiction über Tetsurõ Kuroo und Kenma Kozume. Kuroo ist schon seit einer langen Zeit unglücklich in seinen besten Freund Kenma verliebt, doch diesen scheint plötzlich etwas zu belasten. Was versteckt er? Kann er ihm helfen? #1 KuroKen (10.1...