Schmerzhafte Wahrheit

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Kapitel 7
Schmerzhafte Wahrheit


Jungkook

„Taehyung hat mir gesagt, was mit ihm los ist."

Ich hatte das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren, während Jimins Worte in meinen Ohren widerhallten. Nur sehr langsam verstand ich den Sinn dahinter. Fassungslos sah ich zu Jimin, der neben mir auf meiner Couch saß und demütig den Kopf gesenkt hatte. Der Film, den wir bis gerade eben noch geguckt hatten, wurde zu einem nebensächlichen Hintergrundgeräusch.
„Was hast du gesagt?", stieß ich hervor und hoffte inständig, dass ich mich verhört hatte. „Du verarschst mich."
„Kookie", murmelte Jimin und spielte nervös mit seinen Fingern. „Es tut mir Leid."
„Das ist nicht dein verdammter Ernst", zischte ich und spürte brodelnde Wut in mir aufsteigen.
„Bitte, Kookie-"
„Nenn mich nicht Kookie", unterbrach ich ihn barsch und atmete zitternd aus.
„Jungkook." Deutlich konnte ich die Enttäuschung aus seiner Stimme heraushören. „Ich wollte dich niemals anlügen", hauchte er, ehe sich ein leises Wimmern aus seiner Kehle löste. „So oft wollte ich es dir sagen, aber-" Er verstummte abrupt und fuhr mit seinen Fingerspitzen nervös über den Stoff seiner Jeans.
„Aber was?", stieß ich hervor, woraufhin Jimin heftig zusammenzuckte. Seine Reaktion löste Mitleid in mir aus, denn noch nie hatte ich meine Stimme gegen ihn erhoben, doch meine Wut verhinderte, dass ich mich bei ihm entschuldigte.
„Ich kann nicht", murmelte er und sah mir zum ersten Mal, seit seinem Geständnis, in die Augen.
„Du hast mich all die Zeit angelogen. Warum?" Schmerzhaft presste ich meine Kiefer aufeinander.

„Ich musste ihm versprechen", sagte er und wurde zum Schluss immer leiser. „Er wollte es dir selber sagen."
„Ich will es aber von dir hören. Immerhin sind wir doch beste Freunde", spuckte ich ihm entgegen, woraufhin er erschrocken nach Luft schnappte. Schlagartig füllten sich seine Augen mit Tränen, die sich ihren Weg über seine Wangen suchten und schließlich von seinem Kinn tropften.
„Wir sind beste Freunde", sagte er hoffnungsvoll und streckte seine Hand aus, um sie auf meinen Unterarm zu legen.
„Da wäre ich mir nicht so sicher", fauchte ich und schüttelte seine Hand ab. Ein verletzter Ausdruck huschte über sein Gesicht und auch wenn ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte, war ich zu wütend und enttäuscht, als klar denken zu können.
„Sag doch so etwas nicht", hauchte er und schlug sich eine Hand vor den Mund, als sich ein herzzerreißendes Schluchzen aus seiner Kehle löste. Zitternd sackte er in sich zusammen und alles in mir schrie danach, ihn in den Arm zu nehmen. Ich tat es nicht, grub meine Nägel schmerzhaft in meine Handinnenflächen und sah schweigend zu Jimin. Ich glaubte ihm, dass es ihm Leid tat, aber ich verstand seine Beweggründe einfach nicht. Er hatte unsere jahrelange Freundschaft, die auf Vertrauen und Sympathie basierte, mit Füßen getreten.
Pure Enttäuschung wechselte sich mit brodelnder Wut ab und ich stand schnaubend auf. Ich musste mich bewegen, um nicht durchzudrehen oder noch mehr unüberlegte Dinge zu sagen.

„Ich versteh es einfach nicht", stieß ich hervor und fuhr mir gestresst mit den Fingern durch meine Haare. Nur langsam ebbte Jimins Schluchzen zu einem kläglichen Wimmern ab, während seine Hände kraftlos in seinem Schoß lagen. Unablässig lief ich vor der Couch auf und ab und bedachte ihn dabei immer wieder mit fassungslosen Blicken.
„Taehyung", setzte er an und holte stockend Luft. Allein sein Name hinterließ ich eine unangenehme Gänsehaut auf meinen Armen und ich presste meine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
„Er kam zu mir, kurz bevor er sich von dir-", sprach er weiter, beendete seinen Satz aber nicht.
Ich wusste was er mir damit sagen wollte, denn niemals in meinem Leben, würde ich vergessen wie Taehyung mich von sich gestoßen hatte. Die gesamte Situation hatte sich unwiderruflich in mein Gedächtnis gebrannt. „Er hat mir versprochen, dass er es dir selber sagt", murmelte er mehr zu sich selbst, so als könnte er es nicht fassen, dass Taehyung nie mit mir gesprochen hatte.
„Tolle Versprechen habt ihr euch gegeben", erwiderte ich sarkastisch und schnaufte wütend. Ein weiteres Mal zuckte Jimin zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten.
„Das führt hier zu nichts", knurrte ich und griff nach meinem Smartphone, welches auf dem Wohnzimmertisch lag. Mit einem letzten vernichtenden Blick in Jimins Richtung, verließ ich den Raum und schlüpfte hastig in meine Schuhe.
„Geh nicht", vernahm ich Jimins dünne Stimme hinter mir, drehte mich aber nicht zu ihm um. Tief ausatmend griff ich nach meinem Mantel, der an der Garderobe hing und öffnete meine Wohnungstür.
„Bitte."
„Ich gehe spazieren. Wenn ich wieder da bin, bist du verschwunden", sagte ich monoton und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter.
„Koo-, Jungkook, bitte tu das nicht", bettelte er und ich konnte hören wie er sich mir näherte.
„Ich ertrage deine Anwesenheit gerade nicht." Begleitet von Jimins Schluchzen, verschwand ich im Hausflur und ließ ihn verzweifelt zurück.

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