12.

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Jaemin

Im Studio fiel mir alles auf.
Natürlich hatte ich Kwak Hyeok erkannt. Als er noch bei Crude Play war, war er Gesprächsthema Nummer eins zwischen den Jugendlichen bei uns im Viertel.

Es war ziemlich komisch in seiner Gegenwart zu sein.
Aber die Tatsache, dass Chan mit ihm arbeitete konnte nur eins bedeuten.
Er muss auch ein Rapper sein.
Ich hielt nicht viel von Räppern.
Die Musik ist nicht schlecht aber die Räpper selber sind für mich nicht mehr als ein Haufen Möchtegern Gangster, die mit ihren teuren Autos und Uhren prahlten.
Vielleicht war ich auch etwas neidisch, da ich von sowas nicht mal träumen konnte.

Wie gesagt fand ich auch die auffälige Rolex an Hyeoks Handgelenk nur ein Anzeichen darauf, dass seine Karriere berg auf ging.
Im Studio wurde ich von den zwei anderen anwesenden Typen ignoriert.
Ich hielt mich still auf der Couch am anderen Ende des Studios auf und konnte nur von weitem beobachten wie Hyeok und Chan ihre Texte zusammen wiederholten.

Ich konnte mir Chans rauchige Stimme perfekt auf einen Song vorstellen. Umso klarer wird mir wieso er so ein Beruf wählte.
Dann gingen die Jungs in die Aufnahmekabine und beide nahmen warscheinlich ihren neuen Song auf.
Beide haben eine ausdrucksstarke Stimme, aggressiv und energiegeladen. Sie harmonierten einfach auf diesen Beat und ich fand großes Gefallen daran zwei zugegeben sehr talentierte Rappern bei ihrer Arbeit zu zusehen.

Dann kam gegen drei Uhr Nachmittags eine sehr hübsche junge Frau. Dunkle Haare, schlank und groß. Sie ignorierte mich auch komplett und wendete sich an Chan, der mit ihr verlegen redete. Warscheinlich seine Geliebte. Toll.
Ich hörte nicht ihr Gespräch, dafür war ich zu weit weg von ihnen.
Aber was ging mich das an? Wenn ich hier eine Eifersuchtszene  vorspielen würde dann würde ich mich nur verletzlich machen. Keine Gefühle zeigen.

Chan zeigte in Anwesenheit der anderen seine deutlich sympathischere und humorvollere Seite aber wer geht schon mit seinen Freunden so um wie mit seinen Feinden?

Bis 18 Uhr Abends, wechselte ich meine Sitzposition andauernd.
Die Couch wurde langsam unbequem denn ich saß seit fünfeinhalb Stunden.
Manchmal überschlug ich meine Beine, breitete sie dann wieder aus, ließ mich in den Sitz sinken oder setzte mich wieder aufrecht während Chan und Hyeok Kwak ein und aus gingen.

Entweder holten sie sich etwas zu essen oder gingen eine rauchen aber  Aufmerksamkeit schenkten sie mir nicht im geringsten.

Dann wiederum wurde ich so müde, dass ich fast schon einschlief. Der Einsatz den wir gestern geplant hatten, sollte um halb sieben stattfinden doch Chan schien es zu vergessen, was mir recht war.

,,Pennt der einfach.", hörte ich jemanden lachen.
Ich schlief nicht doch ich wollte einfach nicht die Augen öffnen.
,,Kommst du?"
Ich sah zu Chan, der ungeduldig neben Hyeok stand.
,,Nein.", ärgerte ich ihn mit ernster Miene.
,,Was nein? Komm jetzt.", befahl er und kam einen Schritt näher.

,,Nö.", machte ich weiter. Seine wütendende Miene fand ich zu amüsant um aufzuhören.
,,Ich werde dich heute Abend im Keller schlafen lassen, okay?", drohte er.
,,Mach doch."
,,Sag mal was ist los?"
,,Frag doch diesen Mädchen da. Vielleicht möchte sie  mit dir kommen.", entgegnete ich.
Diese Eifersucht sprang aus mir heraus. Unkontrollierbar und plötzlich doch es fühlte sich besser an wenn ich endlich losließ.

,,Bist du eifersüchtig?", fragte Chan grinsend und sah zum Mädchen, die ihn anlächelte.
,,Ja klar. Weil du bist auch der tollste Mensch der Welt, nicht wahr?", fauchte ich ihn ironisch an.
Wenn ich mit Ironie angriff dann wurde ich ganz giftig am Ende.
Chan lachte auf, stemmte seine Hände in die Hüfte und starrte mich an.

,,Der kleine steht auf mich. Ich glaub's nicht."
,,Halt deine scheiß Fresse und träum weiter, im Auto.", spuckte ich.
Ich stand auf und wollte an ihm vorbeilaufen doch er hielt mich am Arm fest.
,,Zwing mich nicht dir etwas anzutun!", knurrte Chan.

,,Ey, Mädchen!", rief ich nach dem Mädchen. Sie drehte sich sofort um und kam dann schnell zu uns.
,,Willst du vielleicht mit deinem Freund diese Sache erledigen?", sagte ich mit einem gefälschten Lächeln.
Sie schaute zu Chan.
Die Waffe, die ich gestern bekommen hatte, versteckte ich stets in meiner hinteren Hosentasche und bedeckte ihn mit dem langen Pulli.

Ich nahm die Waffe und drückte es dem erschrockenen Mädchen in die Hand.
,,Hier dann kannst du das für mich erledigen. Die zwei Tausend wären dann auch vergessen. Bye.", sagte ich noch und ging dann schließlich an den perplexen Leuten vorbei zur Tür.

,,Du bleibst hier!", hörte ich noch bevor ich durch die Tür ging, die dann hinter mir zu fiel.
Kaum war ich draußen, öffnete sich die Tür sofort und eine dunkle Gestalt kam in Lichtgeschwindigkeit auf mich zu. Keine Chance zu fliehen.
Er drückte mich an mein Rücken, presste mich immer näher an sich und unsere Lippen hätten sich fast getroffen wenn er nicht die Waffe dazwischen hielt.

Der Lauf streifte meinen Hals, ließ mich vor Angst keuchen.
Er atmete schwer, sah mich an und drückte den Lauf dann gegen meine Lippen.
Noch kein Mensch hat mich jemals so eingeschüchtert. Ich fühlte mich so klein und schwach.
Diese dunklen Augen bohrten sich tief in mich hinein, ließen mich zittern.

,,Unterschätz diese Sache nicht.", flüsterte er verständlich, ließ mich los und ich ging mit angsterfüllten Augen einige Schritte zurück.
Chan lief mit großen Schritten auf das Auto zu und ohne Wiederrede folgte ich ihm.
Hyeok kam dazu und wir fuhren endlich davon.

Auf der Rückbank ging ich noch mal den Plan durch.
Chan warf mir kurz bevor wir ausstiegen die Waffe auf den Schoß und wir stiegen ohne Hyeok aus nach dem ich die Waffe in meiner Hosentasche versteckt hatte.
Der Treffpunkt war eine Shisha Bar.
Sie war um diese Uhrzeit gefüllt von Kunden.

Chan lief gezielt zur Theke, ich direkt hinter ihm.
Die zwei Männer von gestern kamen nach.
,,Was können wir Sie tun?", fragte der Mann an der Theke.
,,Lass uns zu deinem Chef.", knurrte Chan.
Der Mann hinter der Theke deutete auf die schwarze Tür auf die wir zu gingen und uns rein schmuggelten.

Es war ein abgesperrter Raum, deutlich ruhiger als in der Bar.
Ähnelte stark an einem normalen Wohnzimmer.

Drei Männer saßen auf der Couch, lachten lauthals und tranken große Schlücke ihres Getränkes.
Im Hintergrund lief ein Musikvideo eines Rappers auf dem Flachbildschirm.
Als Chan und die anderen Männer einschritten, verstummten die drei und erhoben sich.

,,Schön euch Hunde wieder zu sehen.", begrüßte Chan grob.
,,Was macht ihr wieder hier?", fragte einer der Männer, die wir überraschten.
,,Wir werden immer wieder und wieder kommen.", knurrte nun einer unserer Männer.
Ich brauche verdammte Namen.
,,Wir haben euch das Geld schon gegeben. Was wollt ihr noch?"

Alle zückten ihre Waffen, ich eingeschlossen und wir richteten sie scharf auf die drei.
Alle hoben panisch ihre Hände in die Luft und ergaben sich.
,,Einer von euch hat versucht uns an den Bullen zu verraten. Wer war das?", fragte Chan kaltblütig.

,,Wer war das?!", drängte er.
Chan richtete seine Waffe direkt auf den Mann in der Mitte und zuckte mit dem Kopf zu dem rechten und den linken. Die zwei Männer von uns gingen jeweils zu den anderen zwei nur ich bleib allein.
Doch wollte ich nicht nichtstuend da stehen und mit einer Waffe, die ich zuvor nie benutzt hatte, hantieren.

Also ging ich hinter den mittleren und drückte ihm den Lauf an die Schläfe.
Ich war unbeholfen doch ich schaffte es ihn zum zittern zu bringen.
,,Ich drück ab wenn du nicht redest.", drohte ich ihm.
Er ignorierte mich ganz.
Ich krämpelte meinen Ärmel hoch und schubste ihm die Narben vors Gesicht.

,,Siehst du das? Das sind Narben von Kämpfen. Ich bin keine Pussy wie ihr.", entgegnete ich schweratmend.
,,Ich war das."
Der rechts von mir beichtete schwer.
Er wirkte blass und gekränkt war jedoch mutig genug um vier bewaffneten Leuten zu beichten, dass er sie verraten wollte.

An alle die das hier lesen Danke
~A

𝓕𝓸𝓻𝓫𝓲𝓭𝓭𝓮𝓷 𝓕𝓵𝓸𝔀𝓮𝓻    [Boy×Boy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt