Kapitel 1

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Ich öffnete meine Augen.

Wo war ich?

Nachdenklich schaute ich mich im schwach beleuchteten Zimmer um; bestimmt drei Meter hohe Decke, antike Ausstattung. gegenüber dem Himmelbett, in dem ich in viele Decken eingehüllt und von einigen Kissen umgeben lag, stand ein riesiger Kleiderschrank.

Wie war ich hierhergekommen?

Ich wollte in meinen Erinnerungen kramen, aber die Kopfschmerzen hinderten mich. Ich schloss die Augen, fasste mir an den dröhnenden Kopf und fühlte einen Verband.

Was war passiert? Ich musste jemanden finden, der Antworten auf meine Fragen wusste.

Entschlossen stand ich auf und stellte fest, dass ich eine lange, karierte Schlafanzughose und einen viel zu großen Pullover trug. Das waren definitiv nicht meine Sachen...

Kaum stand ich aufrecht, drehte sich die Welt um mich herum und ich musste würgen. Am liebsten hätte ich mich einfach wieder in das gemütliche, warme Bett fallen lassen, aber ich blinzelte paar Mal und zwang mich zur Tür zu gehen, welche ich dann leise öffnete.

Vor mir lag ein dunkler Flur. Links den Gang entlang sah ich ein schwaches Licht. Zögernd trat ich hinaus und ging dem Licht entgegen. Ich gelangte zu einer großen, breiten, alten Holztreppe. Am unteren Treppenabsatz stand eine Lampe, die Quelle des Lichts. Unsicher stand ich oben an der Treppe und lauschte in die Stille.

Warum war ich überhaupt hierhergegangen?

Mitten in der Nacht war wohl kaum einer wach. Aber da hörte ich Schritte im Erdgeschoss. Von Neugierde getrieben ging ich möglichst leise die Treppe herunter und hoffte inständig, dass die Stufen nicht knarzten.

Unten lauschte ich nochmal und hörte, wie sich jemand leise räusperte. Quer durch die große Halle schlich ich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. ich gelangte zu einer Tür und stellte mich an die Wand daneben. In dem Raum war jemand, so viel war klar.

Vorsichtig wagte ich einen Blick hinein und staunte. So weit ich sehen konnte war der Raum mit wandhohen Regalen, die voll mit Büchern waren, ausgestattet. An einer Stelle lehnte eine Leiter am Regal und in der Mitte stand ein großer Schreibtisch. Das war wohl die Bibliothek oder sowas.

Von der Person konnte ich nur zwei Arme sehen, die in Büchern blätterten und diese, teilweise ziemlich Lautstark, umherschoben oder zurück ins Regal stellten. Wer auch immer das war, er hatte nichts zu verbergen, wie etwa ein Einbrecher. Die würden nicht so einen Lärm veranstalten und auch nicht vor sich hin reden.

Dieser Gedanke beruhigte mich.

Mit neuer Entschlossen wollte ich in die Bibliothek gehen als ich plötzlich in einen großen Körper lief.

Besser gesagt rannte der Körper in mich. Der heftige Aufprall jedenfalls brachte meinen Kopf heftig zum Pochen und es war als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen.

Kraftlos sah ich den Boden schnell näher kommen, aber die Person aus dem Raum reagierte blitzschnell und fing mich auf.

Am Rande einer Ohnmacht bekam ich noch mit wie der Mann mich auf seine Arme nahm, die Treppe hoch, den Flur entlang und zurück in das Zimmer trug. Vorsichtig legte er mich wieder in das geräumige Bett, deckte mich sorgsam zu und im Bruchteil einer Sekunde sank ich wieder in das Reich der Träume.

***

„Guten Morgen!"

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, saß ein Mann kerzengerade auf einem Stuhl neben dem Bett und beobachtete mich. Seine langsam grau werdenden Haare waren ordentlich gekämmt. Er trug einen dunkelblauen, eleganten Anzug, ein leuchtend weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Dazu glänzende, perfekt geputzte Lackschuhe.

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