Kapitel 3

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-Tom-
Nachdem ich gegessen hatte, fast fünf Brötchen, gar nicht verfressen oder so...naja, jedenfalls ging ich aus dem Zimmer.

Dass mir verdammt schwindelig war, versuchte ich bestmöglich zu ignorieren.

Möglichst leise ging ich den Flur entlang zur Treppe und sah mir beim Tageslicht alles genau an.

Viele Bilder hingen an den Wänden und über den ganzen Flurboden lag ein langer Teppich.

Hier und da standen Kommoden, auf denen meist Blumen oder Fotos standen.

Langsam ging ich die große Holztreppe runter und staunte über die Pracht des Gebäudes und den großen Kronleuchter, der in der Mitte der Halle von der Decke hing.

Ich schaute zu der Bibliothek und erinnerte mich an die letzte Nacht, als Mr. Sandringham plötzlich hinter mir stand.

„Tom dass du schon wieder auf den Beinen bist wundert mich etwas. Aber umso besser", meinte er und schaute kurz zurück, wo ein Junge hervortrat und mich genervt musterte.

Ich konnte es nicht wissen, aber ich schätzte, dass wir ungefähr im gleichen Alter waren.

Er hatte dunkelblondes, fast braunes Haar und dunkelblaue Augen.

Die könnten, für 'nen Kerl, eigentlich wunderschön sein, wenn sie nicht irgendwie von einem unglücklichen Schleier getrübt wären.

Wie bescheuert klingt das denn?

Er trug eine ordentliche, dunkle Jeans und ein schickes, kariertes Hemd.

Dazu schicke, dunkelbraune Stiefeletten.

„Das ist Grayson", stellte Mr. Sandringham den Jungen vor.

„Er wird dir hier alles zeigen, ich muss jetzt los."

Ohne ein weiteres Wort ging er weg und ließ mich mit diesem Griesgram-Grayson alleine.

Unsicher sah ich Grayson an.

„Meinen Namen kennst du, mehr musst du von mir nicht wissen."

Ich konnte ihn nur perplex anstarren.

Es war offensichtlich, dass Grayson keine Zeit mit mir verbringen wollte, aber musste er mich deswegen gleich so anfahren?

Irgendwie platze förmlich meine Entschlossenheit, hier aus allem das Beste zu machen.

Meine Sicht verschwamm und mein Magen meldete sich.

Die Kopfschmerzen brachen auf mich ein und ich musste mich schwer zusammenreißen, um mich nicht sofort zu übergeben.

„Ich...äh...", stammelte ich ohne zu wissen, was ich überhaupt sagen wollte.

„Du nichts. Ich würde sagen wir bringen das Ganze schnell hinter uns und das war's dann."

Die Stimme von Grayson hatte einen drohenden Unterton und seine Augen blitzen gefährlich.

Das gab mir den Rest.

Schneller, als ich reagieren konnte, wollte mein Frühstück an die frische Luft.

„Was bist du denn für ein Freak?!"

Grayson blickte erschrocken an sich herunter.

Obwohl ich gerade wirklich Angst hatte, musste ich mir fest auf die Lippe beißen um nicht loszulachen.

„Ist das dein Ernst?", funkelte Grayson mich stocksauer an.

„Du kommst hier hin, meinst deine Erinnerung verloren zu haben und dann kotzt du mich an?!"

Das traf mich.

Jetzt musste ich nicht mehr lachen.

Im Gegenteil.

Ich war den Tränen nahe.

„Glaubst du wirklich, dass ich euch das alles nur vormache?", fragte ich mit brüchiger Stimme.

„Wie wahrscheinlich ist es denn, dass es wirklich so ist?"

Er kam drohend einen Schritt auf mich zu und schaute zu mir auf.

Ich hätte mich am liebsten nochmal übergeben.

Auf seinen Kopf, der genau unter meinem Kinn anfing.

Aber war ja klar, dass mich mein Magen jetzt im Stich ließ.

„Was sollte ich damit denn bezwecken?", fragte ich ihn und ließ ihn in der Halle stehen.

Sollte er doch in seiner Laune ertrinken.

Er hatte es geschafft, dass ich wieder ganz unten war.

Ganz ohne Mut und Hoffnung.

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