Kapitel 5

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-Tom-

Wütend stampfte ich die Treppe hoch in das Haus und lief ziellos umher.

Ich wusste nicht mal, auf wen oder was ich wütend war.

Auf Grayson?

Auf mich?

Auf meine verlorene Erinnerung?

Stürmisch öffnete ich die nächste Tür, die mir den Weg versperrte, und blieb wie angewurzelt stehen.

Vor mir stand eine mittelgroße, korpulente Frau, bewaffnet mit einem gigantischen Küchenmesser und einem großen Stück gefrorenen Fleisch.

Als hätte mir das nicht schon genug Angst angejagt, schaute sie mich böse an.

„Was du hier wollen?", fragte sie mich mit extremen, ich schätze russischem, Akzent und kam drohend einen Schritt näher.

Ich bekam Schnappatmungen und das Bild von dem Mann, der bedrohlich auf mich zukam, drängte sich wieder in meinen Kopf. Ich schluckte schwer. „I-i-ich...", stotterte ich. „hab mich ve-verlaufen..."

Konnte sie bitte mal das Messer weglegen?

Oder wenigstens aufhören mich so zu mustern?

Aber stattdessen hob sie noch zusätzlich eine Augenbraue.

Toll.

Das war verweigerte Hilfeleistung!

Ich starb jeden Moment vor Angst und diese russische Oma machte es mit den kleinsten Gesten nur schlimmer!

„Dann du bist bestimmt unser Findelkind."

Bitte? Findelkind?? „J-ja...schätze i-ich...", stammelte ich und lächelte sie verzweifelt an.

„Sehr schlimm das Situation in das du dich befinden tust", trällerte sie plötzlich laut und fröhlich los, während sie sich an ihre Arbeit machte. Mitten drin wies sie auf eine Essbank in der Ecke und forderte mich auf, mich zu setzten. Zögerlich ging ich durch den Raum und setzte mich. Vorsichtig schaute ich mich in der gemütlichen Küche um, schwer darauf bedacht keine falsche Bewegung zu machen.

„Vor mir du brauchst keine Angst haben", meinte sie plötzlich und ich zuckte bei ihrer lauten Stimme zusammen und sah ihr vorsichtig in die Augen.

„Ich bin zwar ein sehr aufbrausender Mensch, aber wenn ich mag jemanden, dann tu ich nichts dem."

Mit einem Mal verfiel das Unbehagen, das ich gespürt hatte und ich konnte die Frau mit den großen Augen und den kurzen blonden Haaren, die sie zu großen Locken gestylt hatte, nur noch angrinsen. Auch sie grinste mich amüsiert an und meinte noch „Also pass auf, was du tust" und schwenkte mit dem Messer, was mich zu einem ehrlichen Auflachen bewegte.

„Hast du Hunger?" Bei dieser Frage fiel mir auf, dass mein Bauch sich mal wieder wie ein schwarzes Loch anfühlte und nickte. Jedoch etwas zögerlich, da ich nicht allzu verfressen rüberkommen wollte.

„Ich mach dir." Sie ließ das Fleisch liegen und holte aus einem Korb ein großes Brot, von dem sie eine Scheibe abschnitt. Ich beobachtete sie, wie sie die Brotscheibe mit Butter beschmierte und richtig lecker aussehenden Schinken drauflegte. Wieder lief mir die Sabber im Mund zusammen und ich fragte mich, ob ich jemals nichts essen konnte.

***

„Du bist wohl in Wachstumsphase", holte mich die Stimme der Frau aus meinen Gedanken. Als ich sie nur schief ansah, deutete sie auf meinen leeren Teller.

Es konnte sich nur um Sekunden handeln, in denen ich das Brot verschlungen hatte.

Ups...

„Was ist dein Name?"

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