run

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Jisung

"FUCK!"

"Weg hier! Los jetzt!", schreit Chan.

So schnell es geht rennen wir zu viert weg vom Bahnhof. Für mich ist das kein Problem, ich kann sehr schnell laufen, aber auch die anderen sind natürlich nicht langsam.

Wir befinden uns im Mapogu Distrikt Seouls und dieses ist das Gebiet der 98er. Anders gesagt unserer Erzfeinde.

Aber hier sind nun mal die besten Plätze zur Drogenüberlieferung. Von hier bekommt man den besten Stoff zum Verticken.

Für uns selbst brauchen beziehungsweise benutzen wir nichts. Denn bei uns in der Gang herrscht ein Drogen- und Alkoholverbot. Ist vielleicht auch gar nicht so schlecht, keine Ahnung.

Eigentlich sollten wir gerade neuen Stoff bekommen, aber leider ist etwas dazwischen kommen. Die 98er.

Ich hasse jeden von ihnen. So will es zwar auch die Regel, aber ich konnte noch nie mit einem der fünf etwas anfangen.

Das Betreten des anderen Distriktes ist verboten, aber trotzdem machen wir es immer wieder. Man muss eben etwas riskieren, um ein einigermaßen gutes Leben zu führen.

Wie immer artete unser Aufeinandertreffen in einer Auseinandersetzung oder einfacher gesagt Prügelei aus.

Nur jetzt kommt leider auch noch die Polizei dazu. Und genau deshalb ist es auch so wichtig, dass wir hier möglichst schnell weg kommen.

Wenn wir erstmal aus deren Sichtweite sind, ist alles okay. Die kümmern sich eh nicht weiter darum, das haben wir schon oft bemerkt.

Aber die Typen müssen ja wenigstens ein bisschen ihrem Job nachgehen und genau deswegen verfolgen die uns gerade.

Ich drehe mich kurz nach hinten um, um sehen zu können, ob die anderen auch gut mitkommen.

Das ist nur leider nicht der Fall. Bei Chan und Minho ist alles gut, aber ich sehe, dass Changbin etwas humpelt und nicht richtig hinterherkommt.

Die Bullen sind noch weit genug entfernt weshalb ich schnell zu ihm laufe und ihn auf meinen Rücken nehme.

Jetzt bin ich zwar nicht mehr allzu schnell, es reicht aber dennoch erstmal aus.

Da ich aber weiß, dass ich nicht lange genug die Kraft haben werde, Changbin zu tragen und dabei noch schnell zu laufen, werfe ich ihn auf eine hochgewachsene Wiese ab, welche gerade neben uns auftaucht.

Das tut ihm höchstwahrscheinlich etwas weh und es wirkt auch nicht sonderlich nett von mir, aber das ist gerade die einzige Chance nicht geschnappt zu werden. Die beiden Polizisten sind noch weit genug, also haben sie das mit Changbin nicht gesehen.

"Sorry!", rufe ich kurz, während ich schon dabei bin weiterzulaufen.

Völlig außer Atem komme ich nun also als letztes in unserem Quartier an. Dabei handelt es sich um einen etwas abgeschotteten Hinterhof im Stadtteil Yeongdeungpogu, der von Mapogu aus nur über die sogenannte Mapo-Bridge erreichbar ist. Andere bezeichnen sie auch als Suicide-Bridge und das berechtigt, zu viele haben sich dort schon das Leben genommen.

Falls ich das jemals vorhaben sollte zu tun, dann sicherlich nicht bei dieser Brücke.

"Hey Kleiner, schön das alles gut ist", Chan, der ebenfalls noch aus der Puste ist, kommt auf mich zu und lächelt mich erleichtert an.

Wir sind irgendwie wie eine Art Familie. Und da ich der Jüngste bin, werde ich natürlich auch immer als der 'Kleine' bezeichnet, was manchmal echt nerven kann.

Aber im großen und ganzen bin ich natürlich froh, dass ich die anderen habe.

Ich habe keine nahen Verwandten mehr, meine Eltern leben seit ich denken kann in Amerika. Ich kann mich kaum noch an sie erinnern und deshalb vermisse ich sie auch nicht. Den Fakt, dass sie mich mit fünf Jahren alleine in Seoul gelassen haben, verzeihe ich ihnen sowieso nicht, also sind sie mir egal.

Chan, Minho und Changbin sind meine Familie und für mich da. Hier gibt es wenigstens einen vernünftigen Zusammenhalt und eine Art brüderliche Liebe.

"Jaja, mach dir darum mal keine Sorgen", ich winke ab und lasse mich auf einen schäbigen Ledersessel fallen, der im Wohnzimmer steht. Diese Bruchbude hier ist definitiv nicht das beste, was man sich vorstellen kann, aber trotzdem ausreichend.

Wir teilen uns jeweils zu zweit ein Zimmer, ein Bad, eine Küche sowie ein Wohnzimmer haben wir auch. Also passt alles.

"Wo ist Changbin?", fragt nun Minho, der sich ebenfalls zu uns gesellt hat und es natürlich nicht lassen kann meine Haare zu verwuscheln, weshalb ich genervt aufstöhne.

"Ich hab nur gesehen, dass Jisung ihn mitgenommen hat", gibt Chan seinen Kommentar dazu ab und ich nicke.

"Ich konnte ihn nicht so weit tragen, aber ich glaube er müsste gleich auch da sein."

Und ich habe Recht. Keine fünf Minuten später erscheint Changbin in der Tür.

"Der Boden war echt hart, Jisung", beschwert er sich, muss aber schmunzeln.

"Jaja, tut mir leid. Wie geht's deinem Fuß?"

"Ach alles gut, ich bin nur auf einer der Treppenstufen vom Bahnhof umgeknickt. Morgen geht das bestimmt wieder.", erklärt er und Minho, Chan und ich nicken.

"Wie sieht's aus? Habt ihr Hunger?", fragt Chan nach ein paar Minuten.

"Ja, auf jeden Fall", erwidere ich, denn ich habe definitiv lange genug nichts mehr gegessen. Das letzte Mal war nämlich heute Morgen und mittlerweile ist es nachts.

Auch Minho und Changbin stimmen zu, weshalb Chan sich in die Küche verzieht um Nudeln zu kochen und Fleisch zu braten.

Immer wieder schön, dass Instant-Nudeln so schnell fertig sind. Und sättigen tun sie eben auch.

Bei Essen beschließen wir, dass wir einfach morgen den Stoff abholen.

Als wir alle fertig sind, gehe ich zusammen mit Minho in unser Zimmer. Es ist immerhin spät genug und aufstehen kann ich morgen nicht erst irgendwann am Nachmittag.

"Gute Nacht", murmle ich leise, da mich nun auch die Müdigkeit überkommt.

"Nacht", erwidert Minho und kurz darauf bin ich auch schon eingeschlafen.

×××

nein, kein minsung xd

also btw ich find meinungen und kritik super, also lasst mich eure meinung wissen :)

hate - hyunsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt