captivated

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Hyunjin

Ich schlucke schwer, nicke dann aber zustimmend, ohne dass jemand anderes etwas sagen kann. Es geht immerhin darum, dass Felix jetzt möglichst schnell versorgt werden kann und wenn wir hier noch weiter darüber diskutieren, kann das auch sehr schnell zu spät sein. Außerdem wollen sie mich ja auch nur als 'Pfand' und werden mich schon nicht umbringen, solange die anderen hier keine Scheiße bauen. Aber das ist ja nun wirklich nicht unsere Absicht. Wir würden ja sonst nicht mal fragen, ob wir hier rein dürfen, sondern uns möglichst unauffällige Wege suchen.

"Also gut.", sagt nun Jeongin und sieht mich mahnend an. Sein Blick sagt so viel wie 'Mach bloß nichts Falsches.' Witzig, weil ich dazu ja auch definitiv kommen werde, wenn ich bei unseren Feinden gefangen bin.

"Na dann noch viel Spaß.", lacht nun Changbin, während Minho mich am Arm zu sich zieht. Vielleicht könnte ich mich sogar gegen ihn wehren, aber erstens wäre das irgendwie nicht so hilfreich oder von Vorteil und zweitens hat dieser Typ gefühlt überall eine Waffe versteckt.

Seufzend lasse ich mich also nun von den beiden Lions mitziehen, während ich meinen Mitgliedern dabei zusehe, wie sie sich auf den Weg zum Krankenhaus machen. Hoffentlich geht alles gut...

Wie komisch wird es denn gleich bitte sein, Jisung ins Gesicht sehen zu müssen? Ich will es eigentlich gar nicht wissen. Wir hatten leider nicht so wirklich Kontakt seitdem die anderen uns gefunden haben. Es wäre so oder so viel zu riskant gewesen. Aber ich vermisse ihn. Und das wirklich sehr.

Automatisch sehe ich mich um, sobald ich im Quartier der Lions stehe. Es ist dunkler und wirkt definitiv kleiner, als bei uns. Minho hält mich weiterhin fest, während Changbin um eine Ecke verschwindet, um höchstwahrscheinlich ihren Leader Chan zu fragen, was genau sie jetzt mit mir machen sollen. Also das ist es zumindest, was ich in der Situation getan hätte.

Eine gute Minute später kommen sie dann auch schon zurück, aber leider nicht zu zweit sondern zu dritt. Mit großen Augen sieht Jisung mich an und wirkt so, als würde er etwas sagen wollen, was er dann aber lieber sein lässt, da Minho ihn eiskalt ansieht.

Chan mustert mich ebenfalls kurz und sagt dann, dass sie mich in einen Abstellraum bringen sollen. Wie toll, davon hab ich ja wirklich schon immer geträumt. Aber ein Luxushotel hab ich wohl auch nicht erwartet. Ich spüre, wie Jisung's trauriger Blick auf mir liegt, während ich mich erneut von Minho und Changbin mitziehen lasse.

Der Raum, in den ich gestoßen werde, ist durchaus nicht sonderlich bequem und groß erst recht nicht, aber es ist ja auch wie gesagt eine Abstellkammer und die hab ich definitiv noch nie in einem schönen, geräumigen Design gesehen.

Als ich mich wieder aufgerappelt habe und gegen eine freie Wand gelehnt habe, sehe ich zu Minho hoch, der die Tür hinter sich geschlossen hat und herablassend auf mich sieht. Will er denn gar nicht gehen? Ich mein, als ob er nichts Besseres zu tun hat, als mich zu beobachten.

"Was willst du denn noch?", frage ich nun also und tue alles, damit die leichte Unsicherheit in meiner Stimme nicht zum Vorschein kommt. Minho ist wirklich eine gefährliche Person, vor der man meiner Meinung nach durchaus Respekt haben sollte, wenn man noch irgendwie lebend davon kommen will.

"Dir klar machen, was du getan hast.", erwidert er kalt, woraufhin ich ihn etwas verwirrt ansehe.

"Glaubst du ernsthaft, Jisung würde alleine mit so nem Scheiß anfangen? Wohl eher nicht, richtig? Er ist nicht so, aber du hast ihm zu Allem überredet und ganz still und heimlich dafür gesorgt, dass du in seinem Fokus liegst und wir ihm egal sind! Das würde er sonst niemals tun. Du hast ihn verändert, Hwang. Und das negativ, sehr negativ."

"Was? Ich- Ja natürlich mag ich ihn und vielleicht hat er sich dadurch auch etwas verändert, aber er hat schon immer gesagt, dass ihr ihm alles bedeutet und er euch niemals vernachlässigen würde..!", entgegne ich nun etwas entsetzt.

"Dass ich nicht lache.", kopfschüttelnd und mit einem Blick, der mich etwas an einen Psycho erinnert, kniet er sich vor mich und lässt es sich nicht nehmen, mich weiterhin auf eine merkwürdige Art zu mustern.

Und dann geht es auch schon weiter. Ich habe noch nie eine Person erlebt, die so gut mit ihren Worten umgehen kann, dass jeder Satz einfach nur weh tut. Dazu muss man sagen, dass ich ein Mensch bin, den man nicht so leicht seelisch verletzen oder zum Weinen bringen kann.

Aber Lee Minho hat es geschafft.

Ich glaube, ich habe mich schon seit Ewigkeiten nicht mehr so verloren und traurig gefühlt. Es ist, als hätte er viel zu viele Wunden erschaffen, die es vorher gar nicht gab. Aber jetzt sind sie da. Und das ist ein beschissenes Gefühl.

Ich bereue zwar nicht, was ich getan habe, aber- Gut, vielleicht bereue ich es doch...

hate - hyunsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt