Kapitel 1

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"Es tut mir sehr leid, das sagen zu müssen, aber Sie können Ihrer Tochter nicht helfen" meint Professor Markert in Jans Richtung. "Aber Sie haben doch gesagt, dass eine Knochenmarksspende des Vaters, die von der Mutter vererbte Krankheit bekämpfen kann" mein Mann schaut ungläubig in die Richtung des Professors. "Das ist korrekt Herr Nuss. Sie sind aber nicht der biologische Vater von Lara Nuss" erklärt dieser. "Bella??" Jan schaut mich entgeistert an und fährt sich durch die Haare. "Bella! Sag mir bitte, dass das nicht wahr ist" schreit er wütend. Er springt auf, reißt sich seinen Ehering vom Finger, wirft ihn vor mir auf den Boden und wirft mir noch einen letzten, vernichtenden Blick zu.

Das war der Moment, in dem meine kleine Familie zerbrach.

Lara, unsere Tochter, ist gerade einmal 18 Monate alt und schon schwer krank. Eine Woche nach ihrem ersten Geburtstag haben wir bemerkt, dass irgendetwas nicht mit ihr stimmt. Sie hat ständig geschlafen und war bei weitem nicht so aktiv, wie andere Kinder in ihrem Alter. Monatelang haben diverse Ärzte nach einer Ursache gesucht und sind dann auf einen seltenen Gendefekt gestoßen, der von der Mutter vererbt wird, aber nur durch eine Stammzellenspende des Vaters behandelt werden kann. Weltweit sind erst zehn solcher Fälle bekannt, bei denen es aber glücklicherweise immer zu einer vollständigen Heilung der betroffenen Kinder kam.* Deshalb waren wir auch wieder voller Hoffnung, als uns das mitgeteilt wurde, denn das letzte halbe Jahr war die reinste Qual für uns. Diese ständige Sorge um Lara tat weder Jan, noch mir oder unserer Ehe gut. Und jetzt auch noch DAS! Ich hatte einmal eine Nacht mit einem anderen Mann, total unbedeutsam, deswegen habe ich es Jan auch nicht gesagt. Der Gedanke, dass Lara nicht von Jan sein könnte, der kam bei mir noch nie auf.

Wichtig ist es jetzt, Laras richtigen Vater zu finden, bevor es zu spät ist. Und ich habe keine Ahnung wie. Ich habe noch nicht einmal einen Namen! Ich war geschäftlich in Oslo unterwegs und er anscheinend auch. Mein Geschäftstermin lief vollkommen aus dem Ruder und ich konnte unser Produkt nicht erfolgreich an die Interessenten verkaufen. Ich war so sauer, verzweifelt und genervt, dass ich mich alleine in die Hotelbar verzogen habe und den einen oder anderen Drink in mich hinein schüttete. Irgendwann setzte sich dann dieser junge, gutaussehende Mann neben mich. Er schien auch nicht besonders glücklich zu sein. Nach ein paar weiteren Drinks kamen wir ins Gespräch. Naja, was heißt ins Gespräch? Er hat mich gefragt, was denn bei mir los sei und ich habe einfach angefangen zu erzählen. Er hat nur dagesessen und zugehört. Am nächsten Morgen wachte ich dann ohne Klamotten und mit brummendem Schädel in meinem Hotelzimmer wieder auf. Von dem namenlosen Zuhörer war keine Spur zu sehen. Für mich war das Ganze ein Ausrutscher verursacht durch viel zu viel Alkohol, deswegen habe ich auch keinen Gedanken mehr an diesen Abend verschwendet und schon gar nicht an diesen Mann. Bis jetzt!!

*medizinische Erkrankung frei erfunden

Hallo Du! Ich freu mich, dass du den Weg zu meiner neuen Story gefunden hast und hoffe sehr, dass du als Leser dabei bleibst. :)

Selvfølgelig (Markus Eisenbichler)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt