Selvfølgelig (Markus Eisenbichler)

Kapitel 24

„Markus die Sprünge heute waren richtig gut! Du hast jeden von oben bis unten sauber durchgezogen. Ich glaube du bist mehr als bereit für Titisee“ sagt mein Heimtrainer nach der heutigen Einheit und zeigt mit beiden Daumen nach oben. „Endlich mal eine positive Nachricht“ ich lächle gezwungen und packe meine Sachen. „Das wird schon Markus“ er klopft mir aufmunternd auf die Schulter und verschwindet dann in seinem Büro. Nachdem ich alles in meinem Auto verstaut habe, fahre ich auf dem schnellsten Weg zu meinen Eltern, um Lara abzuholen und zu Hause alles für ihre Geburtstagsfeier vorzubereiten. Eigentlich ist das schon ziemlich verrückt, was im letzten halben Jahr passiert ist. Ich decke gerade den Tisch, weil meine Tochter Geburtstag hat und es ist nicht einmal ihr erster, sondern ihr zweiter Geburtstag, denn vor einem Jahr wusste ich noch nicht, dass ich Vater bin. Nach ein paar Minuten begutachte ich mein Meisterwerk. Ich war zwar noch nie ein Deko Profi, aber heute bin ich ausnahmsweise einmal zufrieden. Auf dem Weg nach Hause habe ich noch ein paar bunte Luftballons, Luftschlangen und Prinzessinnenservietten gekauft. So bunt wie heute war es wohl noch nie in meiner Wohnung.
„Wow, das hast du echt gut hinbekommen“ lobt mich Sabi und umarmt mich zur Begrüßung.
Auch der Rest meiner Familie trudelt nach und nach ein. Meine Schwester hat natürlich ihre Torte mitgebracht, was für Lara ein absolutes Highlight war und auch die Geschenke, die sie besorgt hat, haben bei der Kleinen für freudige Aufschreie gesorgt. Nach dem Kuchenessen haben sich Lara und meine Neffen ins Wohnzimmer zum Spielen verzogen. „Hast du denn schon etwas neues von Bella gehört“ fragt meine Mutter besorgt. „Nein, leider noch nichts“ antworte ich niedergeschlagen. Gott sei Dank wechselt meine Familie dann schnell das Thema und es wird weiter belangloses Zeug über Menschen erzählt, die jeder von uns kennt. So sehr ich diesen Tratsch sonst hasse, heute bin ich froh darüber. Während sich meine Mama und Sabi schon wieder in wilde Theorie stressen, wer mit wem und so weiter, gehe ich zu Lara und den Jungs ins Wohnzimmer. „Na Jungs, spielt ihr schön?“ sage ich zu meinen Neffen und setze mich zu den drei auf den Boden. „Ja, aber beim nächsten mal bringe ich meine eigenen Spielsachen mit. Das hier ist Mädchenzeug“ meint Henri und auch sein kleiner Bruder Ben nickt zustimmend. Ein bisschen verstehen kann ich die Jungs da schon. Der ganze Boden im Wohnzimmer ist voll mit lila-pink-glitzerndem Spielzeug und Puppen. „Papa?“ Lara hält mir eine Puppe vor die Nase und fordert mich auf mit ihr zu spielen, was ich natürlich nicht ausschlage.
Gegen Abend verabschieden sich dann alle und ich bin wieder alleine mit meiner Tochter. „Hat dir der Tag heute gefallen?“ frage ich Lara, als ich sie ins Bett bringe. „Ja, aber Mama“ antwortet sie traurig. „Die Mama kommt bestimmt bald wieder. Sie muss ganz viel schlafen und da darf sie auch keiner stören“ erkläre ich ihr zum wiederholten Male. „Ok“ sie nickt immer noch traurig und kuschelt sich in ihr Kissen. „Gute Nacht, Kleine“ murmle ich leise, drücke ihr noch einen Kuss auf die Stirn und lösche dann das Licht, damit sie schlafen kann.
Beim Gedanken an das nächste Wochenende wird mir ganz unwohl. Ich kann Lara doch nicht einfach bei meinen Eltern ,abladen‘ vor allem wenn sie so traurig ist. Die Fragen nach Bella haben in der letzten Zeit enorm zu genommen. Anfangs hat sie hin und wieder nach ihr gefragt und sich auch sofort mit meiner Antwort zufrieden gegeben, doch jetzt ist sie ständig traurig deswegen.
Nach ewigem hin und her entschließe ich mich dazu den Weltcup in Titisee abzusagen. Das ist besser für Lara und auch für mich. In der aktuellen Situation kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass ich mich ausreichend auf einen Wettkampf fokussieren kann, um das maximale herauszuholen.