Kapitel 26

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Da ich in dieser Saison noch keine Weltcuppunkte gesammelt habe, muss ich mit einer ungewohnt niedrigen Startnummer springen. Gewohnt konzentriert und routiniert bereite ich mich auf den Sprung vor. Als mich Werner abwinkt, stoße ich mich vom Balken ab und von diesem Moment an bin ich in einem Tunnel und blende alles um mich herum aus. Nach der Ausfahrt im Zielbereich schaue ich gespannt auf den Monitor. Mit gehörigem Vorsprung setze ich mich an die Spitze, was aber noch
nichts heißt, denn nach mir kommen noch einige, die mir meine Quali vermiesen können. Dennoch bin ich mit dem Sprung zufrieden, denn sowohl die Haltungsnoten als auch die Weite sind total in Ordnung.Ein paar Minuten später habe ich dann auch die Gewissheit: ich habe es tatsächlich in den Wettkampf morgen geschafft und das sogar ziemlich sicher als 20.
„Markus, so nervös kennt man
dich ja gar nicht“ meint Andi am nächsten Morgen beim Frühstück. "Ich glaube so nervös war ich nicht einmal bei meinem
ersten Weltcupspringen“ gebe ich offen zu und versuche irgendwie mein Müsli zu essen, denn Hunger habe ich keinen. Routiniert starte ich nach dem eher spärlichen Frühstück in den Wettkampftag. Sachen packen, zum Stadion fahren, Umziehen, Erwärmung, und dann bin ich auch schon dran. Nervös, aber dennoch fokussiert, klettere ich auf den Balken und warte darauf, dass Werner mich abwinkt. Nach dem Zeichen des Trainers, stoße ich mich ab und konzentriere mich auf den Absprung. Als ich unten die 2 aufleuchten sehe atme ich erleichtert auf, denn das bedeutet, dass ich mich sicher für den zweiten Durchgang qualifiziert habe und das war mein Ziel am heutigen Tag.
Die Punkte, die am Ende dabei rausspringen sind Zugabe. Zwischen den beiden Durchgängen schaue ich, auch wenn es strengstens verboten ist, auch mein Handy. Schließlich muss ich wissen, ob zu Hause alles in Ordnung ist. Und tatsächlich habe ich eine Nachricht von meiner Mutter geschickt bekommen: ,Super erster Durchgang. Wir verfolgen das ganze live vor dem Fernseher‘
Dazu hat sie ein Bild von Lara geschickt, auf dem sie jubelnd vor dem Fernseher steht. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht mache ich mich auf den Weg zu meinem zweiten Sprung. Mit dem ersten Satz habe ich es sogar auf Platz 19 geschafft. Vielleicht geht es ja noch ein paar Plätze
weiter nach vorne.
„Das nenne ich mal Comeback! Glückwunsch Markus, dein zweiter Sprung war echt aller erste Sahne“ sagt Karl euphorisch, als wir uns nach dem Wettkampf in den Umkleiden treffen. „Danke Karl! Ich bin auch mega zufrieden damit. Mit Platz 15 habe ich überhaupt nicht gerechnet nach der langen
Wettkampfpause“ gebe ich offen zu. „Bleibst du eigentlich bis morgen und schaust uns beim Teamspringen zu?“ fragt mein Teamkollege. „Nein“ ich schüttle den Kopf „ich werde jetzt im Anschluss nach Hause fahren zu Lara“ – „Okay, das verstehe ich! Aber die Daumen drückst du uns schon, oder?“ meint er mit einem Zwinkern. „Natürlich“ ich lache und packe meine restlichen Sachen. Nachdem ich mich von den Trainern abgemeldet habe, programmiere ich das Navi in meinem Audi und mache mich auf den Weg zu Lara. Hoffentlich ist die Kleine noch wach, wenn ich bei meinen Eltern ankomme, denn aufwecken will ich sie auf keinen Fall. Für morgen habe ich geplant mit Lara Schlitten zu fahren, denn das liebt sie wirklich sehr und so können wir wieder Zeit miteinander verbringen, nachdem ich die letzten Tage unterwegs war. Am Montag dürfen wir dann endlich zu Bella ins Krankenhaus, worauf ich mich schon sehr freue. Hoffentlich geht es ab jetzt nur noch bergauf mit ihrer Gesundheit, sodass sie bald aufwacht und sich schnell erholen kann. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 22, 2020 ⏰

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Selvfølgelig (Markus Eisenbichler)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt