Kapitel 4 ist übrigens auch online! Da hat mal wieder die Veröffentlichung nicht so ganz funktioniert
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,Oberstdorf' steht es in großen Buchstaben auf dem gelben Ortsschild. Nach zweimal abbiegen erreichen wir den Besucherparkplatz an der Skisprungschanze, der schon gut gefüllt ist. „Oh Gott sind da schon viele Menschen, dabei fängt das Training doch erst in mehr als einer Stunde an" meine ich unsicher. „Bella du nervst. Jetzt komm! Wir ziehen das durch! Für Lara!" Ich nicke zustimmend und folge ihr in Richtung Eingang. Im Stadion angekommen suchen wir uns einen relativ zentralen Platz, um einen möglichst guten Überblick über den Athletenbereich und den Hang zu haben. Ich lasse meinen Blick durch das Stadion schleifen und bin erstaunt, wie viele Menschen sich ein für die Athleten wohl alltägliches Training interessieren. Niemals würde ich mich trauen von einer Schanze zu springen und wenn es nur 20 Meter wären. Keine 1000 Pferde würden mich auf den Balken bringen! Umso größer ist mein Respekt vor den Skispringern. Ich habe ein wenig recherchiert und der Weltrekord in dieser Sportart liegt bei unfassbaren 253,5 Metern. Ich lasse meinen Blick ein wenig schweifen und werde nervös. Ob es wirklich zu einem Aufeinandertreffen kommt? Wie wird er reagieren? Was machen wir, wenn wir in nicht treffen? Angespannt wippe ich hin und her.
„Sehr geehrte Besucher der Schattenbergschanze, herzlich Willkommen hier in Oberstdorf! Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Markus Eisenbichler wegen eines Muskelfaserrisses nicht am heutigen Training teilnehmen wird. Wieder beim Teamtraining dabei ist unser Weltmeister von Falun Severin Freund!"
„Nein" krächze ich mit einem Kloß im Hals. Auch Sara scheint ausnahmsweise mal sprachlos zu sein. „Das darf doch nicht wahr sein" murmle ich und merke wie sich meine Augen mit Tränen füllen. „Lass uns bitte wieder fahren" bringe ich unter Tränen hervor. „Bist du sicher? Vielleicht finden wir jemanden, der Kontakt zu Markus herstellen kann" Ich schüttle den Kopf. „Ich möchte jetzt einfach nach Hause zu Lara" – „Okay, das verstehe ich, dann komm" Sara legt ihren Arm um mich und wir bahnen uns einen Weg in Richtung der Menschenmassen zum Ausgang. Immer mehr Menschen drängen in die Arena, so dass es für und schwierig ist einen Weg in Richtung Parkplatz zu bahnen. Endlich draußen angekommen atme ich einmal tief durch und steuere Saras Auto an, welches ziemlich weit hinten steht. Die Fahrt hätten wir uns sowas von sparen können. Wütend und enttäuscht stapfe ich meiner Cousine hinterher. Ich hab ja gleich gesagt, dass das nichts wird. Jetzt habe ich einen halben Tag verschwendet im Auto zu sitzen, anstatt die Zeit mit Lara zu verbringen, denn die wird immer wertvoller, da ihr vermutlich nicht mehr viel davon bleibt und das alles nur wegen mir!
„Na schon genug vom Skisprungzirkus?" höre ich eine männliche Stimme hinter uns, als wir über den Parkplatz gehen. Langsam drehe ich mich um, denn von irgendwoher kommt mir diese Stimme bekannt vor. Und tatsächlich ist er es. Kein Zweifel! „Bella?" fragt er. Wie es scheint kann er sich offensichtlich noch bestens an mich erinnern. „Ich dachte du bist verletzt" sage ich und versuche zu verbergen, dass ich geweint habe. „Das stimmt, allerdings ist mir deswegen so langweilig, dass ich den Jungs beim Training zuschauen will. Wahnsinn, dass mir uns ausgerechnet hier wiedersehen" meint er und grinst frech. Mit der aktuellen Situation bin ich so dermaßen überfordert, dass ich froh bin, als meine Cousine des Wort ergreift: „Markus ich weiß wir kennen uns nicht, aber Bella und ich müssen unbedingt mit dir reden deswegen sind wir auch hier" – „Ähm okay. Das hört sich irgendwie ernst an" er kratzt sich unsicher am Hinterkopf und sein Grinsen verschwindet. „Das ist es in der Tat" murmle ich und versuche ich irgendwie an die vorher zurechtgelegten Formulierungen zu erinnern. „Dann kommt mal mit" er führt uns einmal um das Gebäude herum und dann durch eine Tür mit der Aufschrift ,Zutritt verboten! Lebensgefahr'. Das Schild dient wohl nur zur Abschreckung, denn im Inneren befindet sich eine Art Lounge scheinbar extra für die Athleten. Wir setzen uns in eine Ecke. Ich brauche einen Moment ehe ich mich gefangen habe und beginne dann zu erzählen: „Also das ist jetzt eine lange Geschichte und ich würde dich bitten mich nicht zu unterbrechen" ich hole noch einmal tief Luft und fange bei unserem gemeinsamen Abend in Oslo an. „....9 Monate später habe ich ein kleines Mädchen zur Welt gebracht. Ich war mir sicher, dass mein Mann Jan der Vater ist. Ich habe nie wieder einen Gedanken an diese Nacht in Oslo verschwendet. Bis jetzt! Sie ist deine Tochter Markus! Vor etwa einem halben Jahr wurde bei ihr ein seltener Gendefekt entdeckt, der von der Mutter vererbt und mithilfe von Knochenmark des Vaters vollständig geheilt werden kann" beende ich meine Rede und hole wieder Luft. Markus schaut mich mit offenem Mund an und scheint nachzudenken. „Bitte sag was dazu. Ich weiß, dass es diese Knochenmarksspende viel verlangt ist und, dass dir das wahrscheinlich noch mehr Trainingsrückstand einbringt, aber es ist wirklich wichtig. Du gehst damit auch keine Verpflichtungen oder irgendwas ein und ich verspreche dir, dass ich dich danach auch für immer in Ruhe lasse" rede ich weiter auf ihn ein. „Jetzt atme mal tief durch Bella. Selbstverständlich mache ich die Knochenmarksspende, das ist doch klar er lächelt Ich musste nur für einen Moment deinen Monolog verarbeiten. Ich habe also eine Tochter? Wie heißt sie denn?" sein Grinsen wird breiter und in diesem Augenblick fällt mir ein gesamter Steinbruch vom Herzen. „Ja. Ihr Name ist Lara" ich lächle ebenfalls. „Gut ausgesucht" sagt er lachend.
„Ich lass euch zwei mal alleine" meint Sara und streicht mir aufmunternd über die Schulter. „Ruf mich einfach an, wenn du nach Hause fahren möchtest" Sie winkt zum Abschied und macht sich auf den Weg zu ihrem Auto. Jetzt sitzen Markus und ich uns alleine gegenüber und keiner weiß so recht, was er sagen und tun soll. „Ähm hast du Lust mit zu mir zu kommen? Ich glaube mir haben eine Menge zu besprechen?" fragt er verlegen und ich willige ein.
Jetzt weiß Markus also endlich Bescheid... 🥰🙈
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Selvfølgelig (Markus Eisenbichler)
Fiksi PenggemarSelvfølgelig - norwegisch für selbstverständlich! Markus ist ein absolut selbstloser Mensch, der immer zuerst an sich und dann an andere denkt viele Dinge, wie das tägliche Training oder das Schreiben von unzähligen Autogrammen ist für ihn schon sei...