Selvfølgelig (Markus Eisenbichler)

Kapitel 18

Bella

"Die Kleine schläft" meint Markus und setzt sich gegenüber von mir auf die Couch. „Du machst das wirklich wahnsinnig toll" gebe ich offen zu. „Ich bemühe mich" meint er und schaut auf den Boden. „Was ist los?" frage ich unsicher. „Ach weißt du, die Zeit mit Lara und mit dir hier ist einfach unglaublich schön. Und wenn ich daran denke, dass ihr morgen schon wieder weg seid und ich euch dann eine ganze Weile nicht mehr sehe macht mich das echt traurig" gibt er zu. „Das glaube ich dir sofort. Du und Lara ihr habt auf die kurze Zeit schon eine unfassbar gute Bindung aufgebaut. Sie vertraut dir so sehr wie nur sehr wenigen Menschen. Wenn dein Trainingsplan mal wieder ein wenig Pause erlaubt, dann kommst du uns in Stuttgart besuchen. Dann zeigen wir dir unsere Welt so wie du uns deine in den letzten Tagen gezeigt hast" sage ich  und hoffe ihn ein wenig aufzumuntern, denn gerade kann er einem echt leidtun. „Das werde ich definitiv machen" sagt er und ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht. „Ich habe hier auch noch eine Kleinigkeit für euch" er beugt sich vor zum Couchtisch und überreicht mir ein Kuvert. „Was ist das?" frage ich ein wenig verwirrt. „Na machs doch auf" er schaut mich gespannt an und verfolgt meine Bewegungen, als ich den Umschlag öffne. „Tickets für die WM. Du bist doch irre" sage ich lachend. „Die WM ist zwar erst in ein paar Monaten, aber ich hätte euch beide wirklich unfassbar gerne dabei" er schaut mich mit einem undefinierbaren Blick an. „Uns beide?" frage ich trocken. „Ach Bella. Das damals in Oslo ist von meiner Seite aus nicht nur wegen den ganzen Drinks passiert. Ich bin keiner, der sofort mit jeder Frau ins Bett geht, wenn sich die Option ergibt, das musst du mir glauben. Aber ich fand dich einfach auf Anhieb unglaublich sympathisch und auch deine Art hat es mir einfach angetan. Nach dieser Nacht habe ich echt gehofft, dass du dich irgendwie bei mir meldest, was natürlich total absurd war, da du nicht einmal meinen Namen wusstest. Und als du dann vor ein paar Monaten vor mir gestanden bist und gesagt hast, dass ich eine Tochter habe, war ich der glücklichste Mensch auf Erden. Und das dieses kleine Mädchen nach nur einer Begegnung ganz tief in meinem Herzen einen Platz hat hätte ich auch nicht für möglich gehalten. Die letzten Tage und Wochen haben mir gezeigt wie unfassbar wichtig sie mir ist und auch wie unfassbar wichtig DU mir bist Bella und das nicht nur als die Mutter meiner Tochter. Du bist einfach eine unglaublich tolle Frau! Ich hätte euch beide am liebsten Tag und Nacht um mich und es zerreißt mir das Herz, wenn ich an die Wintersaison denke, in der ich euch viele Wochen am Stück nicht sehen kann. Deshalb die Karten, damit ich in den wichtigsten Wochen der Saison auch die wichtigsten Personen bei mir hab. Du musst auch nichts dazu sagen, ich wollte nur, dass du das weißt" er beendet seinen Monolog und schaut mich angespannt an. „Ich weiß jetzt gar nicht, was ich dazu sagen soll" murmle ich und knete meine Hände. „Das ist okay so"

„Ich gehe schlafen" meint er nach einer Weile des Schweigens. „Gute Nacht, und schlaf gut" – „Gute Nacht, du auch" sagt er noch und ich höre die Enttäuschung in seiner Stimme.

Jetzt sitze ich alleine hier auf Markus Couch und lasse seine Worte Revue passieren. Er hat mir sein Herz und seine Gefühle ausgeschüttet und ich konnte einfach kein Wort dazu sagen. Natürlich habe ich Markus sehr gerne. Er ist der Vater meiner Tochter und ein wirklich attraktiver, humorvoller und empathischer Mensch, mit dem man stundenlang lachen kann aber auch richtig tiefgründige ernste Gespräche führen kann. Außerdem habe ich noch nie einen so selbstlosen Menschen kennengelernt, der immer zuerst schaut, ob es allen anderen gut geht, bevor er sich um sich selbst kümmert. Und trotz seines Erfolges ist er immer am Boden geblieben.

Dennoch bin ich immer noch mit Jan verheiratet. Auf dem Papier. Und Markus kenne ich auch noch nicht lange. Und vielleicht sehe ich das alles auch nur so, weil er Laras Papa ist. Ja wahrscheinlich. Ich nehme einen Schluck von meinem Wasser.

Okay, wem versuche ich hier eigentlich etwas vorzumachen?

Ich lösche alle Lichter im Wohnzimmer und schleiche leise zu Markus Zimmertür. „Bella?" flüstert er, als ich die Tür öffne. „Hab ich dich geweckt?" frage ich unsicher. „Konnte eh nicht schlafen" – „Dann bin ich mal so frei" sage ich und lege mich zu ihm ins Bett. „Ähm?" er wirkt sichtlich verwirrt. „Einfach nur schlafen" sage ich und kuschle mich an ihn. Auch wenn es dunkel ist weiß ich, dass er über das ganze Gesicht grinst. „Gute Nacht, Bella" flüstert er kaum hörbar und drückt mir einen Kuss auf meinen Kopf.

Endlich mal wieder ein Kapitel 😍😍😍
Was sagt ihr dazu? ☺️