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Etliche Monate davor

„Jesus sagte: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt"

Die Worte des Pastors prallen, wie leere Worte in meinem Herzen ab, während ich zusehe, wie der glänzende schwarze Sarg meines Vaters mit Erde beworfen wird. Ich kneife meine Augen zusammen und schluchze leise. Wieso Gott? Wieso hast du meinen Vater von mir weggenommen? Mein Vater ist so plötzlich gestorben, dass es nicht einmal scheint Realität zu sein. Es ist nicht lange her, dass ich ihn zum Abschied die Tür zuschlagen hörte. Ein Abschied, von dem ich dachte, dass es nur bis zum späten Nachmittag wäre, wie jeden Tag. Doch dieser Abschied war für immer. Ein Autounfall kann alles ändern. Ich vermisse meinen Vater so sehr, dass ich innerlich eine immense Leere fühle. Das Heimweh wächst von Minute zu Minute und es ist schwer, diesem Verlust wirklich zu begegnen. Sich vorzustellen, wie mein Leben in den folgenden Zeiten aussehen wird, ohne meinem geliebten Vater, ist eine echte Herausforderung.

Mein Blick wandert auf die schwarzgekleideten Menschen, die sich um das Grab meines Vaters versammelt haben und dem Pastor aufmerksam zuhören. Mein Blick bleibt auf meine jüngere Schwester haften. Ihre blonden Haare sind zu einem eleganten Dutt zusammengebunden und ihre Augen sind vom Weinen errötet. Sie umarmt meine Mutter, die angeblich ihre Trauertränen abwischt. Wut wärmt meine Wangen auf. Wie konnte denn Mutter so gut schauspielern? Vater und Mutter stritten sich seit Monaten. Sie hassten sich. Sie waren kurz vor der Scheidung und jetzt tut Mutter so, als ob nichts gewesen wäre.

Plötzlich erwischt mich meine Mutter, während ich sie mit einem angewiderten Gesichtsausdruck anstarre. Ich wende schnell mein Blick ab, als der Pastor die Bibel zuschlägt und ein kurzes Schlussgebet ausspricht. Schließlich wenden sich die Leute zu meiner Mutter und meine Schwester, um sie zu trösten. Ich entferne mich jedoch von den Leuten. Ich brauche diese Aufmunterungsworte der Leute nicht. Sie bringen eh nichts. Sie erinnern mich nur daran, dass etwas beziehungsweise jemand in meinem Leben fehlt. Schließlich setze ich mich unter einem Baum hin und beobachte die Beerdigung von weitem. Es wird kühler und die dunklen Wolken drohen auszubrechen.

„Hey"

Erschrocken zucke ich zusammen, als ich eine weibliche Stimme höre. Ein Mädchen mit roten Locken setzt sich neben mich hin. Maya! Meine beste Freundin.

„Was machst du hier?", frage ich kühl.

„Was ich hier mache?", sie schaut mich unglaubwürdig an, dann umarmt sie mich. Ich schubse sie jedoch abrupt weg. Diese menschliche Nähe will ich jetzt nicht. Kann man mich nicht einfach alleine trauen lassen? Ich weiß, dass Maya es bloß gut meint, aber ich brauche einfach Zeit für mich alleine.

„Hab Vertrauen, verzweifle nicht, denn Gott ist an deiner Seite und wird dir helfen, diesen Moment des Schmerzes zu überwinden. Vertraue deinem Herzen und deinem Leiden dem Herrn, denn er wird dich niemals verlassen", erklärt Maya mit einer mitleidvollen Stimme.

Ich verdrehe die Augen, „Gott? Er hat mich doch schon längst verlassen!"

Ich verdrehe die Augen, „Gott? Er hat mich doch schon längst verlassen!"

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