Beautifully Broken

18

Ein Chaos der Gedanken herrscht in meinem Kopf. Gedanken über das Gespräch mit Señora Alegra sowie Sorgen um Alexandro lassen mich nicht einschlafen. Kann Gott wirklich jemanden wie mich lieben? Ist Gott wirklich an mir interessiert? Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt und Gott ruft mich per Name? Ob Gott sich um Alexandro kümmert? Ob Alexandro überhaupt noch lebt? Señora Alegra scheint darauf fest zu vertrauen, dass er noch lebt, doch ich habe da meine Zweifel. Sein Gesicht taucht mir wieder in die Gedanken auf, wie er mich mit Tränen in die Augen anschaute, als sie ihn mitnahmen. Ich schüttle diese Gedanken beiseite und zucke kurz zusammen, als ich ein lautes Stöhnen höre. Dann höre ich dieses Stöhnen noch wieder und noch wieder. Ich nehme mir die Krücken, die Señora Alegra für mich vorher besorgt hat und verlasse das Zimmer. Die merkwürdigen Geräusche kommen aus Vincents Zimmer. Ich werde blass um meine Nase. Oh Gott, bitte lasse nichts mit Vincent passiert sein, bete ich leise. So schnell es mir möglich ist, robbe ich zu Vincents Zimmer. Vor seiner Tür atme ich tief ein, stelle mich in Kampf Position, sodass ich auch meine Krücken als Waffen benutzen könnte, um mich zu schützen, wenn es zu einen Angriff kommen sollte. Dann öffne ich ruckartig die Tür auf.

„Vincent, ist alles okay bei dir? Ich habe so komische Geräusche gehört und..."

Mir bleibt der Mund offen stehen. Die Zeit bleibt für ein paar Sekunden stehen. Ich habe das Gefühl, dass mein Herz in tausend kleine Stücke gebrochen wird. Meine Lunge fängt an zu brennen und ich spüre den eisigen Geschmack von Blut in meinem Mund. Meine Augen brennen und ich muss aufpassen, dass ich nicht das Gleichgewicht verliere.

„Catherina?", Vincent schaut mich erschrocken an und weiß selber nicht wie er mit der Situation umgehen soll.

„Unsere Gefühle sind tückisch und lassen uns in diejenigen verlieben, die uns niemals schätzen werden", flüstere ich leise, indem ich die nackte Frau, die neben Vincent liegt, anstarre.

„Catherina, ich kann es erklären! Es ist nicht so wie du denkst!", redet mir Vincent ruhig ein, aber auch etwas aufgeregt.

Ich würde jetzt am liebsten los heulen und um mich rum schlagen. Jedoch stehe ich einfach nur paralysiert da und etwas in mir erlöscht. Ich fühle plötzlich gar nichts mehr. Keine Trauer, keine Wut, keine Angst, einfach nichts... Eine große Dunkelheit breitet sich in meinem Brustkorb aus.

„Ich bin ein Mann, das weißt du doch. Und wir Männer brauchen einfach den Sex, ohne ihn können wir nicht leben. Es herrscht keine Liebe zwischen uns beiden", Vincent deutet auf die blonde Frau neben ihn, „Es soll nur meine angeborenen Lüste befriedigen, das ist alles! Zudem habe ich meinen Bruder verloren, ich brauche irgendwas das mich wieder aufmuntert, verdammt!"

Ich schweige. Das ist nicht was Vincent erwartet.

„Sag doch was!", befiehlt Vincent jetzt etwas wütend, aber auch mit einem Hauch Reue in der Stimme.

Ich lecke mir die Lippen und ergreife Vincents Waffe, das immer auf seinem Tisch rechts von ihm liegt. So ein Idiot! Ich entsperre sie und richte sie auf Vincent. Dieser hebt leicht seine Arme, „Catherina, nimm die Waffe runter!", befiehlt er mir mit einer angereizten Stimmlage. Er nimmt die Decke über ihn weg und mit Zeitlupengeschwindigkeit richtet er sich langsam in eine Sitzposition auf.

„Im Verrat erkenne ich in den Verräter das schlecht geschnitzte Bild des Satans wieder", schreie ich so laut, dass Vincent erschrocken in seine Bewegung inne hält. Ich schieße auf die Glas Luke und das Glas fällt wie Regen auf Vincent und seine neue Bitch herunter. Die Blondine fängt an wie eine Hyäne zu kreischen. Hastig wirft Vincent sich die Decke über seinen nackten Körper, um sich von den scharfen Glassplitter zu schützen. Ich kralle meine Hände in den Krücken und eile so schnell ich kann aus dem Haus heraus. Kühler Wind bläst mir entgegen. Es ist dunkel, doch die Sterne strahlen hoch am Himmel.