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„Caty!", ich spüre, wie jemand sanft an meine Schulter rüttelt, „Wach auf!"

Ich verziehe mein Gesicht zu eine Grimasse als ich die starken Kopfschmerzen wahrnehme. Ich reibe mir die Augen und richte mich aufrecht hin. Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen, erkenne ich, dass ich in eine Art Verlies eines alten Gebäudes befinde. Das Verlies ist klein und besitzt keine Fenster. Zudem ist es ziemlich kühl und ich habe das Gefühl, dass ich kein Sauerstoff einatme, bloß Staub. Außerdem stinkt es stark nach saure Pisse.

„Caty, geht es dir gut?", fragt mich Maya besorgt. Ich atme erleichtert auf als ich sie sehe und umarme sie.

„Das tut mir so Leid Maya"

„Ist schon okay. Zumindest leben wir noch", sie zuckt leicht mit den Schultern, „Wer waren diese Typen? Und was wollen die von uns? Und wo zum Kuckuck sind wir?"

„Ihr seid in der Festung der Serpentes", eine tiefe raue Stimme hallt in den kleinen Raum.

Maya schaut mich mit weitaufgerissenen Augen an. Ich schlucke den dicken Kloß herunter.

„Wer, wer ist da?", meine Muskeln spannen sich an und panisch greife ich nach Mayas Hand und drücke sie fest an mir ran.

Aus der dunkelsten Ecke des Verlies kriecht ein Schatten auf uns zu. Maya drückt meine Hand so fest, sodass es weh tut. Ich beiße mir nervös auf die Lippen. Doch als ich die dunkle Gestalt besser erkenne, fällt mir die Kinnlade runter.

„Alexandro!"

Ich löse Mayas Hand und krabble näher zu Alexandro, „Du lebst!", ich kann meine Augen nicht trauen. Tränen entflieht aus meinen Augen und ich drücke Alexandro fest in eine Umarmung. Alexandro stöhnt aber laut auf, als ich meine Arme um ihn schwinge. Hierauf fällt mir auf, wie dünn er eigentlich geworden ist. Sein Gesicht ist ganz bleich und seine Wangenknochen stechen weiß hervor und sein Bart ist um einiges gewachsen. Tiefe Augenringe liegen um seine Augen. Eine Kälte läuft meine Wirbelsäure herunter als ich Alexandros Schusswunde an seiner Schulter erkenne. Die betroffene Hautstelle beziehungsweise die Wunde ist pechschwarz und ist stark angeschwellt. Die Wunde hat sich furchtbar entzündet. Erst jetzt registriere ich, dass Alexandro heftig schwitzt und zittert.

„Was ist passiert?", fragt Maya sorgenvoll.

„Mir geht's gut. Macht euch keine Sorgen", Alexandro zwingt sich zu lächeln, doch sein Lächeln verschwindet abrupt als er plötzlich sich übergeben muss.

„Du musst sofort ins Krankenhaus!"

Ich krieche zur großen Holztür und klopfe robust dagegen, „Lasst uns raus!", schreie ich verzweifelt. Scheiße! Scheiße! Scheiße! Alexandro darf nicht sterben! Nicht nochmal!

Ich höre wie ein Schlüssel in das Schlüsselloch gesteckt wird und die Tür quietschend aufgemacht wird. Ein dünner Mann mit gelben Zähnen grinst mich höhnisch an. Er richtet seine Waffe auf uns und wirft Alexandro einen belustigend Blick zu. Ich bekomme Gänsehaut.

„Ich kann euch nicht raus lassen. Ihr seid die Lebensversicherung der Serpentes falls irgendwas morgen schief läuft", kichert der Mann amüsiert.

„Was wird morgen passieren?", stöhnt Alexandro besorgt.

Der Mann lacht, „Morgen werden wir deinen Bruder ein für alle Mal umbringen und er hat keine Ahnung davon"

„Und wie wollt ihr das errichten?", zische ich, indem der Blick des Mannes in mir einen Würgreiz bewirkt.

„Hm", der Mann streicht sich nachdenklich über den Kinn, „Ich kann es euch wahrscheinlich sagen, weil ihr sowieso nichts ändern könnt und wenn der Plan funktioniert, bringen wir euch auch um", der Mann lehnt sich an die Wand zurück und zündet sich eine Zigarette an, „Vincent ist einer der größten Drogendealers Mexikos. Er lehnt nie einen Angebot ab, wenn es sich um diese großen Mengen von Geld handelt. Also hatte der Boss eine großartige Idee. Wir töteten alle, die zur Dealer-Gang der Dragón gehörten. Also die Gang, in der Vincent sein Vertrauen steckte und durch sie immer große Geldmengen gelangte. Doch Vincent weiß nicht, dass es die Dragóns eigentlich gar nicht mehr gibt, da die Serpentes einfach ihren Platz eingenommen haben und so tun, als ob sie die Dragóns wären", der Mann wirft mir einen perversen Blick zu, „Tja Zuckerpuppe, und morgen haben die Dragóns, also die Serpentes, eine Verabredung mit Vincent. Doch er weiß nicht, dass wir nicht zum Dealen kommen. Wir kommen um zu töten"

Als der Mann den kleinen Kerker verlässt und die Tür hinter sich zuschlägt, übernehmen mich Nervosität und Angst. Schüchterne Tränen tröpfeln auf den staubigen kalten Boden.

„Es gibt einen Weg um hier zu entfliehen"

„Was?", ich schaue Alexandro mit einen Hoffnungsschimmer an.

Alexandro erwidert meinen Blick mit einen schwachen Lächeln, „Seht ihr diese leichte Wölbung am Boden?"

Maya und ich schauen in die Richtung, die er zeigt. Mitten im Raum befindet sich auf den steinigen Boden eine rundliche metallische Wölbung.

„Was ist das?", fragt Maya, die den Staub der Wölbung wegstreicht.

„Das hier...", Alexandro zeigt auf den kleinen Raum, in den wir uns befinden, „... war ursprünglich kein Kerker, sondern eine Toilette"

„Wie bitte?"

„Diese Wölbung ist eigentlich ein Lüftungsschacht, welches zur unterirdischen Kanalisation führt. Das ist eurer Fluchtweg"

„Wieso bist du dann nie geflohen?", fragt Maya misstrauisch.

Alexandros Miene verdüstert sich, „Ich... ich bin einfach zu schwach. Ich bin... am Sterben", er zeigt auf seine entzündete Wunde, „Aber ihr... ihr könnt fliehen. Ihr habt eine Chance!"

„Hör auf so zu reden!", fauche ich, „Wir fliehen gemeinsam, auch du!"

Alexandro will protestieren, doch ich nehme ihm das Wort ab, „Also, wie können wir diese Wölbung am Boden öffnen?"

Alexandro seufzt, akzeptiert es aber dann schließlich, „Seht ihr die vier Schrauben am Boden?"

„Alles klar, ich weiß was zu tun ist"

„Warte!", mahnt mich Alexandro, „So einfach ist das nicht. Wenn wir diese metallische Platte entnehmen, wird ein Alarm ausgelöst und dann wird es hier nur so von Serpentes wimmeln"

„Das ist aber unser einziger Ausweg um hier rauszukommen. Wir müssen es versuchen", schimpfe ich ängstlich.

„Ich würde aber eine Nacht warten", erklärt Alexandro, indem er gierig nach Luft schnappt. Er verzieht schmerzhaft das Gesicht und fährt fort, „Morgen gehen die Serpentes auf eine Mission..."

„... um Vincent umzulegen", unterbreche ich ihn.

Er beugt sein Kopf nach unten und seufzt besorgt, „Genau", mit Kummer in den Augen schaut er mich an. Ich spüre, wie er Angst um seinen Bruder hat. Jedoch versucht er es sich nicht anmerken zu lassen, „Die Festung wird so gut wie leer sein, nur ein paar Leute werden zum Überwachen da sein. Der Boss der Serpentes kocht vor Wut und Hass und wird alle Männer mitnehmen, wie es ihm möglich steht, um seinen Sohn zu rächen. Doch die Flucht wird trotzdem riskant sein, aber die Chancen zum Entkommen werden besser stehen als jetzt"

„Und... was nun? Sollen wir jetzt einfach warten?", fragt Maya verängstigt.

„Lasst uns beten", schlage ich vor.

Alexandro guckt mich verwundert an, so als ob er nicht glauben konnte, was ich eben gesagt habe. Doch dann malt sich ein riesiges Lächeln in seinem Gesicht aus. Schließlich setzen wir uns in einen Kreis hin, geben uns die Hände und beten. Wir klagen, bitten und preisen Gott an. Wir beten bis der neue Tag einbricht.

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Beautifully BrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt