»Ich dachte schon, Vater hört überhaupt nicht auf zu sprechen«, jammerte der Prinz und zog mich an der Hand durch den Palast. Lachend stolperte ich ihm hinterher und zog auf halben Wege an seiner Hand, damit er stehen blieb. Kaum hatte er sich umgewandt, drückte ich meine Lippen auf Seine. Er zog mich enger an sich und die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten Walzer. Es war fast so wie früher. Bevor mich sein Vater einsperren ließ.
Er löste sich schwer atmend von mir und eilte noch schneller zu seinen Gemächern. Als wir endlich seine Räume erreichten, schaffte er es gerade noch, die Tür zuzutreten, bevor er mich wieder zu küssen begann und mich gegen die Wand schob. Die Kälte des Gemäuers jagte mir einen Schauer über den Rücken und ich ließ stöhnend meinen Kopf in den Nacken fallen. Er strich über meine Wange, bevor er einen Schritt zurücktrat und sich durch die Haare raufte. Verwundert zog ich die Augenbrauen hoch. Er stürmte auf die nächste Weinkaraffe zu und goss und beiden ein volles Glas ein. Mit einem stummen Kopfnicken bedeutete er mir, mich zu setzen.
»Wie fühlt sich die Prinzessin?«, fragte ich und strich mir nervös durch die Haare. War es richtig, mit ihm über seine Frau zu sprechen? »Sie will nicht, dass jemand von der Ermordung erfährt. Andererseits spricht sie über nichts anderes mehr«, er seufzte und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Rotweinglas. Deshalb die Warnung des Königs sich von ihr fernzuhalten. »Solltet Ihr nicht in dieser schwierigen Zeit bei ihr sein?«, redete ich vorsichtig weiter und er sprang im selben Moment auf. »Wenn du solches Mitleid hast, dann sprich doch selbst mit ihr!« schrie er und machte einige große Schritte auf mich zu. Erschrocken rutschte ich ganz zurück in meinem Sessel und er stützte sich auf den Armlehnen ab und starrte mich böse an. Ein wenig verunsichert beugte ich mich wieder nach vor und bot mich ihm förmlich an. »Wage es nie wieder, dich in meine Ehe einzumischen« warnte er und ich nickte beklommen. Es ging mich nichts an, da hatte er Recht. Ich sollte froh sein, dass er mich überhaupt wieder bei sich haben wollte, redete ich mir selbst ein. »Schläfst du?«, flüsterte der Prinz und ich schüttelte träge den Kopf. »Ich vermisse es, die Nächte in Eurem Bett verbringen zu dürfen« gab ich schließlich zu und schmiegte mich enger an ihn. Er war nicht der Kuscheltyp. Aber heute ließ er mich gewähren. Er drehte eine Haarsträhne um seinen Fingern und ich seufzte glücklich an seiner Brust. »Anfangs hatte ich ernsthafte Zweifel, dass du mich nicht mehr begehrst« - »Hätte das eine Rolle gespielt?« Ich stemmte mich auf meine Unterarme und lächelte ihn an. Früher hatte ich ihn gerne mit seiner Befehlskraft aufgezogen. Wenn ich es mir Recht überlegte, tat ich es immer noch gerne. Er mochte diese Hänselei noch nie. Um ihn wieder aufzuheitern, beugte ich mich nach unten, um seinen Hals zu küssen.
»Ich habe Angst, Hoheit«, gab ich schließlich zu, während ich meine Lippen zu seinem Brustkorb wandern ließ. »Vor mir?« Ich hob kurz den Kopf, um seinen Blick einzufangen. »Muss ich mich vor Euch fürchten, Hoheit?« - »Ich weiß nicht« Er rollte sich auf mich und ich lachte auf. Er versuchte, die Situation zu entschärfen, aber ich musste ihm diese eine Frage stellen. Denn nun, wo ich wieder in diesem prächtigen Zimmer lag, beinahe an seiner Brust einschlief, fiel mir der Schmerz wieder ein, den es mir bereitete, von ihm verlassen worden zu sein. »Es liegt nicht daran, dass ich Euch nicht begehre«, begann ich zögerlich, worauf seine Augen spitzbübisch aufblitzten, »Ich weiß, ich habe keinen Anspruch auf Euch, Hoheit. Aber es tat einfach so unglaublich weh, von Euch getrennt zu sein«
Ich schlug meine Augen nieder und bereute gleich wieder, dass ich es überhaupt erwähnt hatte. Er mochte es nicht, wenn jemand klammerte. »Lacrima?«, er hob mein Kinn an und ich musste ihn in die Augen sehen. Diese tiefblauen, wunderschönen Augen. »Du ahnst gar nicht, wie sehr es mich freut, dass du mich vermisst hast« flüsterte er und küsste mich erneut. Ich zog ihn noch näher zu mir und schlang meine Arme um ihn. In diesen wenigen Stunden brauchte ich mir keine Gedanken darüber zu machen, was der morgige Tag brachte. »Ich musste versprechen, dass ich dich spätestens um neun gehen lassen« seufzte er und ich hob überrascht meine Augenbrauen. Er schien wirklich hart darum gekämpft zu haben, mich zurückholen zu dürfen.
Ich sammelte meine Kleidung vom Boden auf und zog mir eilig meine Strümpfe und Schuhe an. Bei meinem Kleid war es schon schwieriger. »Darf ich dir helfen?«, fragte er schließlich, als ich das dunkelblaue Kleid vom Boden aufhob. Ich stülpte es mir über den Kopf und zog es nach unten. Doch die Schnürung hinten konnte ich selbst unmöglich fest ziehen. Er griff geschickte nach den Bändern und bald stellte sich das übliche Beklemmungsgefühl ein. »Irgendetwas brachte mir meine Ehe wohl doch« murmelte er, als er die Bänder, geschickt unter mein Kleid schob. Ich wandte mich lächelnd um. Er sagte sehr selten etwas über Prinzessin Anne. Eigentlich nie.
»Ihr lasst mich einfach so aus Eurer Tür spazieren?« Fragte ich verblüfft, als er sie mir aufhielt. »Ich hoffe, dass du mir nicht davon läufst« er lächelte mich schelmisch an und ich küsste seine Hand, bevor ich aus dem Zimmer trat. Mein Bruder war noch nicht zu sehen, also genoss ich für einen Moment das Gefühl, unbewacht außerhalb meines Hauses zu sein.
»Lady Lacrima« rief Elisei und eilte auf mich zu. »Wie lange steht Ihr da schon?« fragte er verblüfft und ich lächelte schwach. »Ich sagte Euch schon, dass ich demnächst nicht an eine Flucht denke« antwortete ich ihm und machte mich auf den Weg zu den Geheimgängen.
»Mylady?«, mein Kammermädchen klopfte leise an die Tür und ich rief sie herein. Es war bereits nach zehn Uhr. Was konnte denn jetzt noch zu wichtig sein. »Ihr habt Besuch«, flüsterte sie und dabei erröteten ihre Wangen. Sie trat zur Seite und ließ den Prinzen hereinschlüpfen. Ich stieß ein überraschtes Oh aus und der Prinz begann zu strahlen. Ich machte Anstalt mich zu erheben, doch er winkte ab. »Du wolltest, dass ich bei dir schlafe, oder?« fragte er und hob die Bettdecke an, um zu mir zu kriechen. In diesem Moment fiel mir nichts ein, dass ich sagen konnte. »Habt Ihr überhaupt noch Energie, für...« - »Nur schlafen, Lacrima. Nur schlafen« Er öffnete seine Arme und ich kroch dankbar zu ihm. Seine Wärme lullte mich innerhalb von Sekunden ein und ich konnte auch ihn regelmäßig atmen hören.
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Weil du mir gehörst
FantasyAbgeschlossen Schön, dass du deinen Weg zu mir gefunden hast. Ich möchte eine Geschichte mit euch teilen, die uns daran erinnern soll, das man vorsichtig sein sollte, wenn man Wünsche ausspricht. Denn manchmal gehen sie in Erfüllung. Das wundervo...