• Dayon - We Are Meant To Be •
Yashar schreckte augenblicklich hoch.
Es dauerte einige Sekunden bis sich seine Augen an das Licht und seine Umgebung gewöhnt hatten. Er wusste im ersten Augenblick nicht wirklich, wo er war und wieso. Was er aber wusste, war, dass ihm sein Kopf höllisch wehtat.
Verwirrt schaute er auf die Hefte und Bücher, die vor ihm lagen. Er saß an seinem Schreibtisch.
Im selben Moment, in dem ihn auch die Erinnerung einholte, bemerkte er, etwas an seiner Wange kleben. Eine Sekunde später fiel dieses Etwas in seinen Schoß. Yashar senkte den Blick. Ein Stift. Anscheinend war er an seinem Schreibtisch eingeschlafen, als er versucht hatte, Chemie zu lernen.
Er fasste sich an die Wange, an der eben noch der Stift hing und bemerkte einen fetten Abdruck. Stöhnend rieb er darüber, als plötzlich eine Stimme ertönte: »Hey, Cavallo.«
Erschrocken hob Yashar den Blick. Er starrte den Jungen an, der an seinem Türrahmen lehnte. Alexej trug ein blaues T-Shirt, das seine Augen betonte, und eine schlichte, schwarze Hose. Nichts Besonderes eigentlich, und doch brachte es Yashars Herz zum Hämmern. Vielleicht lag es aber auch einfach nur an dem Tagtraum, den Yashar eben noch von ihm gehabt hatte. Den, in dem Alexej halbnackt neben ihm im Bett gelegen und ihn beinahe geküsst hatte. Bei dem Gedanken daran lief Yashar knallrot an.
Er zwang sich, dieses Bild ganz schnell zu verdrängen und stattdessen an etwas Ekliges zu denken, bevor er sich noch zum Affen machte. Erotische Fantasien am helllichten Tage in der Gegenwart von anderen Menschen zu haben, war absolut keine gute Idee. Yashar wusste nicht, inwieweit er seinen Körper im Notfall unter Kontrolle hätte halten können.
Alexej wirkte amüsiert. Nachdem er ihn jedoch kurz gemustert hatte, wich der Ausdruck in seinen Augen einem anderen. Eine Falte tauchte zwischen seinen Augenbrauen auf. »Alles in Ordnung?«
Yashar verstand nicht, was Alexej damit meinte. Seine Verwirrung musste sich in seinem Blick wiedergespiegelt haben, denn im nächsten Augenblick deutete Alexej auf seine Wange. Zuerst dachte Yashar, dass er den Abdruck meinte, doch dann spürte er die Träne, die ihm über die Wange rollte.
Sekunden verstrichen. Yashar war zu geschockt, um irgendetwas zu tun oder zu sagen, doch irgendwann kamen nicht nur Alexejs Worte, sondern auch deren Bedeutung in seinem Kopf an und er beeilte sich, die Träne wegzuwischen, was überflüssig war, da Alexej sie sowieso schon gesehen hatte.
Yashar bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck und Ton in der Stimme, als er antwortete: »Ja, mir geht's gut. Meine Augen sind nur trocken vom vielen Lesen.«
Das war keine so schlechte Lüge gewesen, fand Yashar. So etwas passierte manchmal wirklich, wenn er zu lange wach blieb oder zu viel am Stück lernte. Aber Alexej schien ihm nicht zu glauben. Er lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen, den Kopf schief gelegt, und schien etwas sagen zu wollen, nur tat er es aus irgendeinem Grund nicht. Yashar hätte gerne gewusst, was er zu sagen hatte.
Langsam aber sicher wurde Yashar wütend. Es nervte ihn, dass Alexej ihn immer so unverfroren anstarrte. Es nervte ihn vor allem, weil es sein Herz zum Pochen und seine Hoffnungen zum Steigen brachte.
»Was willst du?«, fragte er schließlich. Seine Frage klang bissiger als beabsichtigt war, aber falls sie Alexej kränkte, ließ er es sich nicht anmerken.
Alexej wollte gerade den Mund öffnen und antworten, als Miguel von unten rief: »Man, Alter, wo bleibst du?«
Er verdrehte die Augen und fragte schließlich: »Wir wollten Essen bestellen. Willst du auch was?«
Yashar dachte kurz nach, aber noch bevor er seine Pro- und Contra-Argumente abwägen konnte, knurrte sein Magen und nahm ihm die Entscheidung ab. Also nickte er. »Eine einfache Pizza Margarita wäre spitze.«
Alexej grinste. »Klar, wer so fleißig lernt, muss auch viel essen.« Ein verschmitzter Ausdruck blitzte in seinen Augen auf, bevor er die Tür hinter sich zuzog und wieder nach unten ging.
Als die Schritte im Flur verhallten, atmete Yashar seine bis dahin angehaltene Luft wieder aus. Das war ja mal wieder klar. Warum musste Alexej auch gerade dann unangekündigt in sein Zimmer kommen, wenn er wortwörtlich über seinen Schulaufgaben eingeschlafen war?
Yashar ließ sich seufzend zurück in seinen Stuhl fallen. Den Kopf in den Nacken gelegt, starrte er die Decke an. Er dachte an seinen Traum zurück, an das, was passiert war, bevor alles den Bach runter gegangen war und sein Vater ins Zimmer gestürmt war. Er versuchte seinen Vater zu vergessen und sich an Alexejs Berührungen auf seinem Körper zu erinnern, seine Lippen auf Yashars und dann sein Gesicht eben, als er Yashar beim Schlafen erwischt hatte. Alexejs schönes Gesicht. Mit den strahlend blauen Augen, den hohen Wangenknochen und den vollen Lippen. Sein Lachen, das Yashar aus diesem schrecklichen Traum gerissen hatte.
Er wusste, dass es keine gute Idee war jetzt in solchen Gedanken zu schwelgen und spätestens als er den Blick auf seinen Schritt senkte, bereute er seine Tagträumerei. Sein Blick huschte hastig zur Zimmertür. Sie war nicht abgeschlossen. Yashars Atem stockte, während er lauschte, doch dann hörte er Alexej und Miguel unten reden und entspannte sich wieder.
Er würde nur kurz ins Bad gehen. Ganz unauffällig. Die Jungs würden gar nichts mitbekommen. Er würde rüber schleichen, das Problem kurz beseitigen und dann nach unten gehen und so tun, als sei nichts passiert. Es ist ja auch nichts passiert. Yashar war nicht der Erste und ganz bestimmt auch nicht der Letzte, dem so etwas passiert war.
Mit diesen Worten im Kopf tapste Yashar leise ins Bad und schloss die Tür hinter sich ab.
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Behind His Smile | boyxboy [PAUSIERT]
Teen FictionVor seiner Vergangenheit fliehend, versucht Yashar nun ein neues Leben zu führen. Dabei verfolgt er einen strickten Plan: unter keinen Umständen auffallen, die Schule beenden und dann so schnell wie möglich verschwinden. Das Wichtigste hat er dabei...