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• Sleeping At Last - Where Does The Good Go •

Es war warm. Für Gewöhnlich hatte Yashar kein Problem mit heißen Sommertagen. Heute störte ihn die Sonne, die ihm im Nacken brannte aber besonders.

Er radelte gerade einen Berg hoch und schwitzte dabei wie ein Schwein. Der Rucksack auf seinen Schultern wog vermutlich eine Tonne. Als wäre das alles nicht schlimm genug, gab auch sein Fahrrad wenig später den Geist auf.

Fluchend stieg Yashar von seinem Rad ab. Er kniete sich hin und betrachtete mit gerunzelter Stirn die Fahrradkette. Sie schien gerissen zu sein. So viel konnte er wenigstens erkennen.

Yashar hatte nichts bei sich - und selbst wenn, wem wollte er etwas vormachen? Er konnte kein Fahrrad reparieren. Frustriert wischte er sich mit dem Arm über die Stirn und stand wieder auf. Sein T-Shirt klebte ihm wie eine zweite Haut am Oberkörper. Er kramte seine Wasserflasche hervor und betrachtete den letzten Tropfen Flüssigkeit in der Flasche. Am liebsten hätte er sich das Wasser über den Kopf gegossen, aber schließlich gewannen seine menschlichen Triebe und er trank den letzten Rest. Sein Hals war so trocken wie die Sahara.

Er steckte die leere Flasche zurück in seine Tasche und fing an zu laufen, während er das blöde Rad neben sich her zog. Bis zu ihm nach Hause war es noch ein ganzes Stück. Er war so wütend, dass er das Fahrrad am liebsten in den Graben geworfen hätte.

Das einzig Gute war die leichte Brise, die ihm manchmal ins Gesicht wehte. Er versuchte das Positive an der Sache zu sehen, auch, wenn es ihm in dieser Situation sehr schwer fiel.

Nach einigen Metern bemerkte er ein Auto, das hinter ihm langsamer wurde und dann hupte. Er erschrak und drehte sich um, nur, um einen schwarzen Pick-Up hinter sich stehen zu sehen, der ihm so bekannt vorkam, dass es augenblicklich in seinem Bauch zu kribbeln begann. Es war nicht nötig, den Fahrer hinter dem Steuer zu sehen, um zu erkennen, wessen Auto da hinter ihm stand. Dennoch erwischte Yashar sich dabei, wie seine Augen Alexejs hinter der Windschutzscheibe suchten.

Alexej trug eine Sonnenbrille, aber Yashar erkannte ihn, wenn nicht am Auto, spätestens an seinem unverwechselbaren Lächeln, das Yashars Herz in einen Flummi verwandelte.

Der Junge hinter dem Steuer kurbelte das Fenster runter und rief: »Hey, alles okay?«

Yashar antwortete nicht sofort. Sein Kopf war immer noch damit beschäftigt, den unglaublichen Zufall und die Wahrscheinlichkeit, Alexej jetzt und hier zu begegnen, auszurechnen, aber sein Gehirn war zu müde für Mathe. Schließlich zwang er sich zu einer Antwort. Er schluckte und rief: »Das Fahrrad hat 'nen Platten.«

Es war komisch, Alexej wieder zu begegnen, mit ihm zu reden und so zu tun als wäre nichts. Nach allem was am Wochenende passiert - und nicht passiert - war. Die Party, der Traum, das Missgeschick am nächsten Morgen in der Küche. Yashar hatte immer noch nicht richtig verarbeitet, was alles zwischen ihnen vorgefallen war. Sein Kopf versuchte immer noch zu begreifen, was genau passiert war.

Er konnte einfach nicht vergessen, wie Alexej zwischen seinen Beinen gekniet hatte, nachdem sich der heiße Tee auf seinen Beinen ergossen hatte. Der Anblick hatte sich in sein Gedächtnis gemeißelt. Yashar hatte versucht, seinen Körper in diesem Moment unter Kontrolle zu halten. Es hatte ihn so schrecklich viel Kraft gekostet, nicht aufzuspringen, Alexej aus dem Weg zu schubsen und beschämt ins Bad zu rennen.

»Ich bin gerade auf dem Weg zur Arbeit«, rief Alexej und riss Yashar aus seinen Erinnerungen. »Wenn du willst, nehme ich dich mit. In der Werkstatt repariere ich dein Rad und du kannt von dort aus nach Hause fahren.«

Yashar zögerte. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, von nun an so wenig Zeit wie möglich mit Alexej zu verbringen. Ganz besonders Zeit, die die beiden alleine verbringen würden, war seiner Meinung nach ziemlich gefährlich. Er wusste nicht, ob er sich in einer Notlage richtig entscheiden würde. Jedenfalls nicht mit diesem Jungen an seiner Seite.

»Na komm schon«, rief Alexej und schmunzelte. »Ich tue dir nichts.«

Aber ich dir vielleicht, dachte Yashar, während Alexej an den Straßenrand fuhr, und hätte sich im nächsten Moment am liebsten auf den Kopf gehauen, aber er versuchte, sich zusammenzureißen. Er nahm das Fahrrad, schob es hinter sich her und hievte es schließlich auf die Ladefläche des schwarzen Pick-Ups.

Nachdem er das Fahrrad hinten verstaut hatte, ging Yashar mit wackeligen Beinen nach vorne. Er riss die Beifahrertür auf und stieg in den Wagen. Ihm wurde augenblicklich heiß. Nicht, weil es warm im Auto war - Alexej hatte die Klimaanlage an gemacht. Diese Art der Wärme war anders. Sie kam von innen und schlich sich in seine Wangen.

Yashar ließ den Kopf seufzend zurückfallen, nachdem er sich angeschnallt hatte. Heute war wirklich nicht sein Tag. Er fühlte sich schrecklich. Ihm war heiß, er hatte Durst und jetzt verfolgte ihn wieder dieses komische Gefühl im Bauch.

»Du siehst echt fertig aus.« Alexej musterte ihn. Yashar hatte die Augen geschlossen, aber er spürte Alexejs Blick auf sich liegen. »Hitzeschlag?«

Yashar nickte. Er war froh, dass er diese Ausrede hatte. Alexej musste ja nicht wissen, dass er selbst der Grund für Yashars roten Kopf war.

Alexej warf einen Blick in den Rückspiegel und als er sicherstellte, dass die Straße komplett leer war, fuhr er los.

Es war komisch. Er war in so kurzer Zeit schon das zweite Mal in diesem Auto. Alleine mit Alexej. Er hielt den Türgriff umklammert und zwang sich, stur nach vorne zu schauen. Seine Knöchel traten bereits weiß hervor.

Es blieb lange Zeit ruhig zwischen den beiden Jungs. Yashar war die Stille unangenehm, aber zu reden, wäre ihm noch viel unangenehmer gewesen. Alexej drehte irgendwann das Radio lauter, aus dem irgendwelche Hitsongs dröhnten, von denen Yashar zwar kein Fan war, aber dennoch war er froh, endlich diese Stille zu übertönen.

Erst dann löste sich sein fester Griff um die Tür. Er seufzte erleichtert auf und ließ sich in den Sitz fallen. Es würde schon gut werden. Schließlich war es nur eine Autofahrt. Alexej würde ganz schnell Yashars Fahrrad reparieren und dann konnte er endlich nach Hause.

Behind His Smile | boyxboy [PAUSIERT] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt