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»Das ist nicht dein Ernst, oder?« Elias, der auf Yashars Bett lag, schlug sich mit der flachen Hand gegen die eigene Stirn und starrte an die Decke.
Yashar hörte ihm nicht richtig zu. Er war damit beschäftigt, Melina eine angemessene Nachricht zu schicken, in der er ihr für Samstag absagte, ohne sich dabei wie das letzte Arschloch zu fühlen. Natürlich wäre es anständiger von ihm gewesen, wenn er ihr die Absage persönlich mitgeteilt hätte, aber ganz ehrlich, er hatte eine Scheißangst vor Melina. Nicht davor, dass sie ihn schlagen oder anschreien würde. Das hätte er verkraften können. Viel mehr war er sich sicher, dass er psychisch nicht in der Verfassung war, sich einem dramatischen Ausbruch im Melina-Level gegenüberzustellen. Da griff er lieber zur Arschloch-Karte.
Er tippte und löschte, tippte wieder und löschte wieder. Irgendwann schaute er frustriert seinen besten Freund an, der ihm keine große Hilfe war, obwohl Yashar ihn extra deswegen eingeladen hatte.
»Wenn ich ihr jetzt absage, kannst du deine Chance nutzen«, versuchte Yashar es enthusiastisch. »Also hilf mir. Bitte.«
Elias tat so, als würde er kurz nachdenken, verzog dann das Gesicht zu einer Grimasse und schüttelte den Kopf. »Elias ist entweder deine erste Wahl oder keine Wahl. Ich spiele nicht den Trostpreis. Ich bin der Hauptgewinn.« Fast, als würde er versuchen, sich selbst davon zu überzeugen, streckte er das Kinn hinaus und funkelte wütend irgendeinen Punkt in Yashars Zimmer an.
Yashar verdrehte die Augen, musste aber über Elias' gesundes Selbstvertrauen schmunzeln und wand hastig den Blick ab, damit er dabei nicht erwischt wurde.
Er bewunderte Elias. Es bedarf viel Kraft und Mut sich selbst so sehr wertzuschätzen und zu respektieren. Yashar wusste nicht, ob er das konnte. Viel zu oft plagte ihn die Unsicherheit und Angst.
Frustriert seufzte Yashar. »Na schön. Ich hab's satt. Ich schreib ihr jetzt einfach irgendwas. Das ist doch lächerlich.«
Er wusste nicht einmal, wieso er sich so viele Gedanken darum machte. Es war ja nicht so, als würde sie ihm etwas bedeuten. Das heißt aber nicht, dass du ein Arsch sein musst, erinnerte ihn seine innere Stimme. Yashar verfluchte diese Stimme und verdrängte sie nach ganz hinten in seinen Kopf. Melina war ein starker Mensch mit viel Selbstvertrauen, sie würde wahrscheinlich über Yashars Absage lachen und gleich jemand anderen finden, der sie auf die Party begleitete.
Mit diesem Gedanken tippte er endlich eine Nachricht in sein Handy und schickte sie ab, dann legte er das Gerät weit weg und drehte sich zu Elias. »Weißt du, wenn du mir eh keine Hilfe sein willst, musst du nicht bleiben.«
Elias verstand Yashars Wink mit dem Zaunpfahl, zeigte ihm den Mittelfinger und sagte: »Du, mein Lieber, begehst einen riesigen Fehler. Du solltest meine Anwesenheit viel mehr zu schätzen wissen. Wenn ich später einmal berühmt bin, willst du da nicht mit mir angeben und allen erzählen, dass wir früher mal beste Freunde gewesen sind?«
»Gewesen sind?«, fragte Yashar mit hochgezogenen Brauen.
»Wenn der Tag gekommen ist, muss ich meine Freundesliste updaten. Ich habe schon zwei potentielle Kandidaten für den Platz als bester Freund. Also, hör zu«, Elias setzte sich auf und sah Yashar eindringlich an. »Ich dachte, Leonardo DiCaprio wäre echt ne hammer Wahl. Ich meine, der hat ne Jacht und vermutlich verdammt viele Kontakte. Schließlich ist er schon lange im Geschäft. Vielleicht kann er mich meiner zukünftigen Frau, Megan Fox, vorstell-«
»Ist die nicht schon verheiratet?«
»Und?«
Yashar hob die Brauen.
»Hallo? Willkommen im einundzwanzigsten Jahrhundert! Wozu gibt es denn sonst Scheidungen?«
Das brachte Yashar zum Lachen. Im selben Moment klopfte es an seiner Zimmertür. Eine Sekunde später wurde sie aufgerissen und Alexej stand im Türrahmen. Er sah Yashar an, dessen Lächeln augenblicklich in sich zusammenfiel, bevor sein Blick zu Elias glitt.
»Hey, man«, sagte Elias und winkte schwach von seinem Platz auf Yashars Bett.
Yashar erwartete eine Antwort von Alexej. Er wusste nicht genau, wieso er sie erwartete, aber so wie er Alexej inzwischen einschätzte, würde es passen. Alexej redete und freundete sich mit jedem an. So ein Mensch schien er jedenfalls zu sein.
Aber Alexej antwortete nicht, stattdessen ging sein Blick wieder zu Yashar. Er konnte nicht erkennen, was der Blick ihm sagen wollte, aber es war, als wollte er ihm etwas mitteilen. Dann sagte er aber nur: »Sorry, wusste nicht, dass du Besuch hast.« Und ohne ein weiteres Wort zog er die Tür wieder hinter sich zu.
Elias schwang die Beine aus dem Bett und sah Yashar fragend an. »Bitte sag mir, dass dir das eben auch komisch vorkam.«
Yashar nickte langsam, den Blick immer noch irritiert an der geschlossenen Tür hängend.
»Hab' ich dem Kerl irgendwas getan? Hab' ich eben irgendwas Falsches gesagt?«
Das war so ein Ding an Elias: ihm war wichtig, mit jedem gut auszukommen. Er ging Konflikten gerne aus dem Weg und tat alles mit einem Lachen ab. Wurde er mal nicht gemocht, vor allem ohne Grund, ging die Welt für ihn unter.
Yashar seufzte. »Du hast nichts getan. Und auch nichts gesagt. Der Typ...« Er wedelte mit der Hand vor seiner Stirn. »Mal ist er so drauf, dann wieder ganz anders.«
Elias sah erleichtert aus. »Also ist der bei dir auch so?«
Yashar zuckte mit den Schultern. »Manchmal.«
Dabei war Yashar sich nicht sicher, ob es stimmte. Er verbrachte nicht mehr Zeit als nötig mit dem besten Freund seines Cousins. Obwohl Alexej seit Yashar hier eingezogen war, vermutlich jeden Tag in diesem Haus war, gab Yashar sich die beste Mühe, ihm aus dem Weg zu gehen.
Später, als Elias gegangen war, ging Yashar nach unten und sah Alexej und Miguel wieder im Wohnzimmer an der Konsole spielen. Eigentlich hatte er sich aus der Küche etwas zu Essen holen wollen, doch dann blieb er einige Sekunden lang im Halbschatten des Flurs stehen und beobachtete Alexej von dort aus. Yashar fiel gar nicht auf, wie die Zeit verstrich. Er betrachtete Alexejs Grübchen, die sichtbar wurden, wenn er lachte, den Schatten seiner Stoppeln im Gesicht und die vollen Lippen, die zu einem gefährlichen Halblächeln gezogen waren.
Aber es dauerte nicht lange. Alexej schien Yashars Augen auf sich zu spüren, denn plötzlich riss er den Blick vom Bildschirm und sah direkt Yashar an. Seine hellen Augen schienen sich in Yashars Schädel zu bohren, als dieser erschrocken zurück taumelte. In letzter Sekunde konnte er sich noch an der Garderobe festhalten.
Während er sein Herz dazu zwang, langsam wieder ruhiger zu werden, realisierte Yashar, was eben passiert war. Er wurde dabei erwischt, wie er Alexej wie ein kranker Stalker heimlich beobachtet hatte. Yashar spürte augenblicklich wie ihm heiß wurde. Er vergrub das Gesicht hinter den Händen. Am liebsten hätte er frustriert aufgestöhnt.
Einige Sekunden verstrichen, aber Alexej und Miguel redeten normal weiter, riefen sich gegenseitig Anweisungen zu. Auch nach einer Minute war Alexej nicht im Flur aufgetaucht, um Yashar zusammenzuschlagen oder wenigstens zur Rede zu stellen.
Yashar zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen und in die Küche zu gehen, um sich wenigstens noch ein Glas Wasser aus der Küche zu holen. Der Appetit war ihm vergangen. Er nahm das volle Glas und ging wieder schnell auf sein Zimmer, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
Oben angekommen, sah er, dass Milena ihm geantwortet hatte, aber er hatte keine Kraft, sich jetzt auch noch damit auseinanderzusetzen. Stattdessen schleuderte er das Handy ans andere Ende des Zimmers und legte sich schlafen.
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Behind His Smile | boyxboy [PAUSIERT]
Teen FictionVor seiner Vergangenheit fliehend, versucht Yashar nun ein neues Leben zu führen. Dabei verfolgt er einen strickten Plan: unter keinen Umständen auffallen, die Schule beenden und dann so schnell wie möglich verschwinden. Das Wichtigste hat er dabei...