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• Dayon ft. Cody Francis - We Are Meant To Be •

Am nächsten Morgen zuckte Yashar aus dem Schlaf. Er lag einfach nur da, mit weit aufgerissenen Augen, heftig atmend, und starrte die Decke an.

Seine Brust hebte und senkte sich im Sekundentakt. Seine Stirn war mit Schweiß bedeckt. Er hatte schon wieder einen dieser Träume gehabt. Nicht die Art von Traum, die er so oft in letzter Zeit von Alexej hatte. Nein, er hatte schon wieder von seinem Vater geträumt. Hatte geträumt, wie er Alexej und ihn beim Rummachen auf der Party erwischt hatte, was alleine schon deswegen lächerlich war, weil es nie zu einem Kuss zwischen den beiden gekommen war - oder kommen würde. Aber es hatte sich dennoch so real angefühlt, so echt wie all die Male zuvor auch.

Seufzend schloss Yashar die Augen wieder und versuchte langsam bis drei zu zählen. Er musste sich beruhigen, musste die Erinnerungen an seinen Vater verdrängen und verdammt noch mal aufhören, von ihm zu träumen. Er war jetzt hier. In Sicherheit. Wieso konnte sein Kopf das nicht einfach akzeptieren? Stattdessen strafte er ihn weiter mit solchen Träumen. Mit Erinnerungen an das Monster, mit dem er jahrelang unter einem Dach hatte leben müssen.

Sobald sein Atem sich wieder beruhigt hatte, öffnete er die Augen. Die Sonne schien ihm direkt ins Gesicht. Er hob den Arm, um seine Augen damit abzuschirmen.

Sein Blick fiel auf die lange Narbe, die oberhalb seines Handgelenks begann und bis fast zu seinem Oberarm reichte. Sie war inzwischen wieder verheilt, aber man konnte immer noch einen hellen Streifen erkennen. Yashar schluckte. Er hasste diese Narbe. Hasste sie, weil sie ihn immer wieder daran erinnerte wie schwach er eigentlich war.

Yashar versuchte die Erinnerung abzuschütteln. Er zitterte. Zitterte vor Wut. Er war so schrecklich wütend. Auf seinen Vater, aber vor allem auf sich selbst. Dafür, dass er sich nicht zu wehren gewusst hatte. Dafür, dass er trotz allem, was er durchlebt hatte, seinen Vater nie richtig hassen konnte, sondern immer noch das Verlangen gehabt hatte, seine Anerkennung und Liebe für sich zu gewinnen. Er hatte nicht einsehen wollen, dass mit dem Tod seiner Mutter auch der Teil seines Vaters gestorben war, der fähig war, Liebe zu empfinden.

Langsam setzte sich Yashar auf und griff nach dem Glas Wasser, das neben ihm auf dem Nachtschrank stand. Seine Knöchel tragen weiß hervor. Er musste sich beruhigen.

Sein Kopf dröhnte, also schluckte er eine Ibuprofen herunter und zwang sich, nicht das, was gestern Abend zwischen Alexej und ihm passiert war, im Kopf zu wiederholen und auf gar keinen Fall, etwas hinein zu interpretieren.

Er wusste sowieso nicht, wo die Realität aufhörte und seine Träume und Alkohol-Gedanken anfingen. Es war nicht so, als kömnte er sich nicht daran erinnern, es war nur so, dass seine Erinnerungen viel zu unsicher und verschwommen waren. Er wusste, was passiert war. Konnte sich daran erinnern, wie sie auf der Terasse im Vorgarten gestanden und geredet hatten und daran, wie er später neben Alexej im Auto gesessen hatte. Aber die konkreten Details, die Dialoge, die Gestiken waren nicht klar in seiner Erinnerung - was, wenn der Alkohol Yashar einen Streich gespielt hatte und jener Satz nie gefallen oder jene Berührung nie passiert war?

Frustriert raufte er sich die Haare. Er griff nach einem Kissen und brüllte hinein. Eine Sekunde später klopfte Asena gegen seine Tür, kam aber nicht herein.

»Yashar? Alles in Ordnung?«, rief sie durch die geschlossene Tür.

»Ja«, rief er zurück. Seine Stimme brach ab, noch müde vom Schlaf, und er musste sich räuspern. »Alles super. Sorry.«

»Gut. Ich mache Frühstück, ja? Kommst du gleich runter?« Ihre Stimme wurde leiser, als sie sich langsam von seiner Tür entfernte. »Miguel und Alexej sind auch da.«

Behind His Smile | boyxboy [PAUSIERT] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt