• Guytano - Another Day •
Alexej half Yashar in sein Auto, schnallte ihn sogar an und stellte dann sein Fahrrad auf der Ladefläche hinten ab.
Derweil saß Yashar auf dem Beifahrersitz und versuchte, sich nicht in einem fremden Auto zu übergeben. Es war eine schwierigere Aufgabe als gedacht. Ihm war unglaublich schwindelig. Am liebsten hätte er sich zusammengerollt und gewartet bis dieses Gefühl verschwindet.
Als hätte jemand seine Gedanken gelesen, öffnete sich das Fenster neben ihm plötzlich. Gierig atmete Yashar die kühle, frische Luft ein.
Als er zur Fahrerseite sah, bemerkte er, dass Alexej bereits neben ihm saß. Wann war er eingestiegen? Wie viel Zeit war vergangen?
»Das kommt davon, wenn man so viel trinkt.« Alexej lachte und Yashar konnte noch genug Kraft aufkratzen, um ihm den Mittelfinger zu zeigen. Fick dich, dachte er. Und dann: Fick mich. Und dann schlug er sich absichtlich den Kopf gegen das Armaturenbrett, um diese blöden Gedanken loszuwerden.
Der Schmerz lenkte ihn aber nur kurz ab. Unauffällig sah er zu Alexej, um sicherzugehen, dass er seine Gedanken nicht laut ausgesprochen hatte, aber Alexej hatte den Blick von ihm abgewendet und redete mit jemandem, der an seinem Fenster stand. Yashar konnte nicht verstehen, was sie sagten. Er konnte auch nicht sehen, wer es war. Sein Kopf fühlte sich an wie Brei.
Er schloss gerade die Augen, als er etwas auf seinem Bein spürte. Sein Herz klopfte schneller, noch bevor seine Augen Alexejs Hand sahen, die mit einem Mal auf seinem Oberschenkel lag.
Yashar war sich nicht sicher, ob er nicht doch eigentlich irgendwo in seiner eigenen Kotze lag und all das hier nur träumte. Jedenfalls klang diese Erklärung einfacher, als die Tatsache zu akzeptieren, dass Alexej Nowoczin neben ihm im Auto saß und seine Hand auf Yashars Bein legte.
Alexej redete weiter. Dieses Mal lauter. Sprach er überhaupt Deutsch? Yashar wusste es nicht.
Der andere Typ schien besoffen zu sein. Er konnte kaum auf den Füßen stehen. Bemerkte er Yashar überhaupt? Yashar saß tief in seinem Sitz, war sogar ein wenig runter gerutscht. Er hatte nicht die Kraft gehabt, sich wieder aufrecht hinzusetzen. Stattdessen starrte er die schöne Hand auf seinem Bein an, die zu dem schönen Jungen neben ihm gehörte. Yashar hob die eigene Hand. Sie zitterte. Ob vor Kälte oder Nervosität wollte er sich nicht eingestehen. Er bewegte sie langsam, bis sie über der von Alexej schwebte und zögerte. Am liebsten hätte er sie drauf gelegt. Er wäre gerne die Adern an Alexejs Handrücken entlang gefahren und hätte die Wärme seiner Haut an seiner eigenen gespürt. Er wollte seine Finger mit denen des anderen Jungen verschränken. Er wollte so vieles, aber am Ende tat er nichts davon. Yashar war ein Weichei. Ein Angsthase. Er hatte Angst vor Alexejs Reaktion. Davor, was danach passieren könnte; wie er reagieren könnte.
Yashar presste die Lippen aufeinander und blinzelte mehrmals, als würde er sich selbst dazu zwingen, wieder zur Besinnung zu kommen, bevor er die Hand hastig zurückriss und an seine Brust legte. Es sollte einfach nicht sein. Das Universum wollte nicht, dass er glücklich wurde. Yashar war dazu verdammt sich in die falschen Typen zu verlieben.
Plötzlich schreckte Yashar zusammen. Alexejs Griff um sein Bein wurde fester. Er drückte zu. Nicht so sehr, dass es schmerzte, aber Yashar überkam dennoch ein mulmiges Gefühl. Es gefiel ihm nicht.
Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus. Er zwang dich dazu, ruhig ein- und wieder auszuatmen, nur leider half das alles nicht wirklich. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn. Es war bedrückend und schnürte ihm langsam die Kehle zu. Er hätte sich gerne bewegt und Alexejs Hand weggeschlagen - nicht, weil er seine Berührung verabscheute, sondern weil die Intensität und Art der Berührung ihn an jemanden erinnerte, an den er nicht erinnert werden wollte -, aber er schaffte es nicht. Also lag er einfach nur reglos da, bis der andere Typ verschwunden war.
Alexej blieb stumm und einige Minuten lang wagte auch Yashar es nicht, sich zu bewegen.
Irgendwann löste sich Alexejs Griff um Yashars Bein. Yashar zählte bis 90 und öffnete schließlich doch die Augen. Er sah zu Alexej. Dieser schaute einfach nur nach vorne, eine Hand an der Mittelkonsole, ohne loszufahren. Oder fuhren sie doch? Yashar wandte den Blick von Alexej ab und sah aus dem Fenster. Kühler Fahrtwind schlug ihm ins Gesicht. Sie fuhren tatsächlich.
Yashar atmete gierig die frische Nachtluft ein. Ein und aus und wieder ein und aus. Er konnte einfach nicht genug davon bekommen.
Als das Auto schließlich vor Yashars Haus stehen blieb, riss er die Tür auf und stand so schnell auf wie er nur konnte, ohne dass ihm schwindelig wurde. Er würde es keine Sekunde länger in diesem Auto aushalten. Nicht nur, dass er sich zusammenreißen musste, um sein Essen im Magen zu behalten, nein, er hielt dieses lästige Herzklopfen nicht mehr aus.
»Danke fürs Fahren.« Er zitterte schon wieder. Oder immer noch? Yashar hob die Hand zum Abschied. »Man sieht sich.« Und eine Sekunde später dachte er: Man sieht sich? Im Ernst?
Alexej musterte ihn einfach nur. In der Dunkelheit, die sie beide umgab, konnte Yashar seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber sein Herz klopfte dennoch so laut, dass er das Pochen in seinen Ohren hören konnte. Er fasste nach der Autotür und schlug sie zu. Wenn Alexej nicht antworten wollte, dann würde Yashar ihn nicht dazu drängen.
Er musste sich zusammenreißen, sich 1) nicht umzudrehen und nachzusehen, ob Alexej ihn beobachtete und 2) trotz des Nebels in seinem Kopf geradeaus laufen zu können, ohne zu taumeln. Er wusste nicht, ob er den zweiten Punkt erfolgreich abgeschlossen hatte, aber er schaute nicht ein Mal zurück zu Alexej, bis er an der Tür ankam, sie aufschloss und sich hastig im Haus versteckte.
A/N:
Es gab so ungewohnt viele Kommentare im letzten Kapitel - hab mich so mega gefreut! 😍 kann gerne immer so sein 😏
Kommt ihr eigentlich klar mit dem "Schreibstil" in dieser Geschichte? Es ist das erste Mal, das ich im Präteritum und aus der 3. Person schreibe und dann auch noch aus der Sicht eines Jungen. Und wie findet ihr Yashar? Alexej? Und Elias? Falls da irgendwelche Meinungen sind, Kritik oder Anregungen, immer gerne her damit! Über Feedback freue ich mich riesig! :)
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Behind His Smile | boyxboy [PAUSIERT]
Roman pour AdolescentsVor seiner Vergangenheit fliehend, versucht Yashar nun ein neues Leben zu führen. Dabei verfolgt er einen strickten Plan: unter keinen Umständen auffallen, die Schule beenden und dann so schnell wie möglich verschwinden. Das Wichtigste hat er dabei...