• Griffin Oskar - Bulletproof •
Als Yashar am nächsten Morgen wach wurde, war ihm schrecklich warm. Er wollte sich gerade im Bett umdrehen, als ihm klar wurde, dass er nicht alleine war. Etwas lag auf seinem Bauch und er war sich sicher, dass auch etwas neben ihm lag. Etwas, das leise in sein Ohr schnarchte. Sein Herz blieb augenblicklich stehen. Anscheinend war dieses Etwas neben ihm, vielleicht doch eher ein Jemand.
Verwirrt öffnete er die Augen. Sein Herz hämmerte ihm in der Brust. Die Decke und die Wände, die er sah, waren nicht seine.
Er schloss für einen Moment wieder die Augen, atmete tief ein und aus und versuchte, sich zu beruhigen, als sich die Erinnerungen an gestern Abend wieder in seinem Kopf abspielten.
Schließlich zwang er sich dazu, langsam die Augen wieder zu öffnen. Das erste, das er sah, war der Arm, der um seine Mitte lag. Yashar betrachtete die feinen, blonden Härchen, die durch das helle Licht, das auf sie schien, golden wirkten. Sein Atem stockte. Das konnte doch nicht sein, oder? Sein Blick folgte dem Arm bis zu einer Schulter, die neben ihm lag und seine eigene berührte. Er wusste nicht, ob er tatsächlich den Blick weitergleiten lassen wollte oder lieber wieder die Augen schließen und so tun sollte, als hätte er nichts gesehen. Doch seine Neugier gewann und seine Augen suchten nach dem Gesicht, das zu dem Arm gehörte, der auf ihm lag.
Als er Alexejs ruhiges, schlafendes Gesicht neben sich liegen sah, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, entschlüpfte ihm ein heiserer, unkontrollierter Laut. Er biss sich schnell auf die Zunge, aber es war bereits zu spät, der Junge neben ihm stöhnte leise, kniff die Augen zusammen und rümpfte die Nase.
Wenn Yashar in diesem Augenblick nicht kurz vor einem Herzinfarkt gestanden hätte, hätte er sich wenigstens eine Sekunde genommen, um diesen wunderschönen Anblick, von dem er nur hätte träumen können, zu bewundern. Stattdessen stieg Panik in ihm auf, obwohl die rationale Seite seines Gehirns wusste, dass er hier für ganz sicher nicht die alleinige Schuld trug.
Die dunkelblonden Wimpern flatterten und Alexejs Augen öffneten sich. Eine Sekunde lang schien Alexejs Blick unklar zu sein, doch dann trafen seine blaue Augen auf Yashars braune. Yashar hörte auf zu atmen. Er hielt einfach nur die Luft an und starrte Alexej an, bereit, jeden Schlag von ihm tapfer entgegenzunehmen. Aber er holte nicht aus, er ballte auch nicht die Hände zu Fäusten, nicht einmal seine Stirn kräuselte sich, nein, er lächelte einfach nur. »Guten Morgen.«
Yashar blinzelte irritiert. Hatte er richtig gehört? Träumte Alexej vielleicht noch? Halluzinierte er und dachte vielleicht, Angelina Jolie läge neben ihm? Yashar traute sich nicht, zu antworten, vielleicht war sein Kopf auch so voll mit Gedanken, dass er es nicht mehr schaffte, laut zu sprechen.
»Oh, sorry.« Alexej nahm den Arm, der bis dahin auf Yashar gelegen hatte. »Ist so 'ne blöde Angewohnheit von mir.«
Yashar hatte absolut nichts gegen diese Angewohnheit. Wenn Alexej im Schlaf gerne jemanden umarmte, würde Yashar gerne das Opfer spielen. Das konnte er natürlich nicht sagen, aber er wusste, dass er etwas sagen musste, also riss er sich zusammen. »Alles gut.« Er rieb sich über die müden Augen. »Sag mal, spinne ich oder lagst du gestern Abend noch da drüben?« Er zeigte auf das nun leere Sofa auf der anderen Seite des Zimmers.
Alexej lachte, drehte sich auf den Rücken und fuhr sich mit der Hand durch seine wirren Haare. »Das stimmt.« Sein Blick wurde ernst, als er das Gesicht wieder in Yashars Richtung drehte. »Es ist nur so...« Alexej hielt inne. Er schien nachzudenken, wie er die nächsten Worte am besten formulieren sollte. »Naja, du hast mitten in der Nacht angefangen dich herum zu drehen und immer wieder dabei vor dich hin gemurmelt. Ich hab' gedacht, du hättest nur einen Albtraum und wollte abwarten, bis du dich beruhigst, aber du hast dich nicht beruhigt.« Yashar hob die Brauen und Alexej zuckte mit den Schultern. »Du wurdest lauter und hast angefangen mit den Beinen herumzustrampeln. Ich hab' mir Sorgen gemacht und wollte auch nicht, dass meine Eltern wach werden. Deshalb bin ich aufgestanden und hab versucht, dich zu beruhigen.« Yashars Herzschlag schien sich mit jedem Wort zu beschleunigen. Er wollte Alexej nicht länger ansehen, aber er konnte auch nicht beschämt wegsehen. Was würde Alexej dann von ihm denken?
»Und dann?«
Alexej musterte Yashar einige Sekunden lang und fragte dann: »Du erinnerst dich wirklich an gar nichts?«
Yashar schüttelte nur den Kopf, woraufhin Alexej seufzte. »Du hast nach meiner Hand gegriffen und mich gebeten, nicht zu gehen.«
Yashar schlug sich die Hände vor das Gesicht und stöhnte. »Scheiße, es tut mir leid.« Er hätte im Boden versinken können. Wieso musste ihm so etwas auch passieren, wenn er bei Alexej übernachte? Seine Albträume waren ein Grund, wieso er es vermied, bei Freunden zu übernachten. Was dachte Alexej jetzt von ihm? Yashar schämte sich. Am liebsten wäre er im Erdboden - oder in diesem Fall Bett - versunken. »Sonst bin ich nicht so. Ich weiß nicht, was gestern mit mir los war.«
Alexej lachte. »Hey, alles gut. Ist doch nichts passiert.« Als Yashar die Hände vom Gesicht löste, bemerkte er Alexejs neugierigen Blick auf sich. »Eine Sache würde mich aber doch interessieren.« Als Yashar fragend die Braue hob, fuhr er fort: »Wovon hast du geträumt?«
Yashars Herz blieb stehen. Er konnte sich nicht an den Traum erinnern, aber das war nichts Neues. Es passierte oft, dass er sich gar nicht mehr an Albträume erinnerte. Manchmal wusste er sogar, dass er einen gehabt hatte, konnte sich aber nicht mehr an den Inhalt erinnern. Aber er wusste auch, dass, selbst wenn er sich daran erinnert hätte, seine Antwort die selbe gewesen wäre: »Ich weiß es nicht mehr.«
A/N:
Kurze Zwischenfrage: lest ihr lieber lange, dafür weniger Kapitel oder kürzere aber mehrere oder ist euch das egal? Mit kurz meine ich jetzt diese Länge hier.
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Behind His Smile | boyxboy [PAUSIERT]
Teen FictionVor seiner Vergangenheit fliehend, versucht Yashar nun ein neues Leben zu führen. Dabei verfolgt er einen strickten Plan: unter keinen Umständen auffallen, die Schule beenden und dann so schnell wie möglich verschwinden. Das Wichtigste hat er dabei...