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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, erinnerte ich mich nur teilweise an das, was letzte Nacht geschehen war. Ich war Deeks aber trotzdem dankbar, dass er seinen Schlaf für mein Wohlergehen geopfert hatte und das wollte ich ihm auch später am Tag nochmal sagen. Doch jetzt hieß es erstmal Frühstück, die wichtigste Mahlzeit des Tages! Ich frühstückte verhältnismäßig nicht viel, sondern nur ein bisschen Obst und Joghurt. Nachdem ich aufgegessen hatte, fuhren wir zur Zentrale. Als wir angekommen waren, hieß es Training für mich. Nachdem ich das letzte Mal schon ein paar Grundkenntnisse gelernt hatte, hieß es jetzt mit Waffen. Super! Ich war überhaupt nicht der Waffenmensch. Selbstverteidigung konnte ich, das war einfach! Aber Waffen? Damit konnte man ganz einfach jemanden töten. Einfach so! Das konnte ich nicht! Das wollte ich nicht! Und ich hoffte, dass ich es auch nicht musste! Sam gab mir eine Waffe in die Hand, setzte mir Ohrenschützer und eine Schutzbrille auf und wies mich an, ihm hinterher zu laufen. Diesmal war Deeks nicht dabei, stattdessen Callen. Die beiden schienen ein eingespieltes Team zu sein, da sie fast synchron schossen. Beide waren sehr gut. Ich zuckte bei jedem abgefeuerten Schuss zusammen. Nachdem sie es mir vorgemacht hatten, sollte ich die Lärmschützer wieder ausziehen. „Okay, du hast es ja gerade gesehen. Wir machen für dich das Ziel ein bisschen näher. Du musst immer darauf achten, dass deine Arme nie ganz durchgedrückt sind, sonst verletzt du dich am Gelenk. Mit welcher Hand bist du stärker?", fing Sam an drauf los zu reden. „Rechts.", war meine eher schlichte Antwort. „Okay. Dann legst du am besten deinen rechten Zeigefinger auf den Abzug." Während er weiter erklärte, half er mir alles richtig zu machen und zeigte mir, wo alles war. „Bevor du anfangen kannst zu schießen, musst du die Waffe entsichern. Das ist wichtig, sonst passiert nämlich nichts. Jetzt sollte erstmal alles klar sein. Wenn du noch eine Frage hast frag' einfach. Probier's einfach mal aus. So extrem schwer ist es nicht." Wir zogen die Schützer wieder auf und ich fing an den ersten Schuss abzufeuern. Erst entsichern, dann den rechten Finger auf den Abzug legen und die Arme leicht knicken, aber trotzdem Spannung haben. Ich atmete aus und drückte ab. Aus Reflex schloss ich die Augen. „Hey, hey. Alles gut, du kannst deine Augen wieder aufmachen.", hörte ich Callen irgendwann sagen. Ich schaute in die Richtung, in die ich geschossen hatte. Ohne lange suchen zu müssen, fand ich den Punkt, wo die Kugel aufkam, recht schnell. Es war auf circa der Höhe des linken Armes. „Gar nicht so schlecht für das erste Mal.", lobte mich Callen. Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. Wir trainierten noch zwei Stunden weiter. Doch obwohl ich solange geübt hatte und zwei Stunden lang eine Waffe in der Hand gehalten habe und auch mit ihr geschossen habe, konnte ich mir nicht vorstellen sie jemals auf einen echten Menschen zu richten. Selbst dann nicht, wenn er kurz davor ist mich umzubringen. Ich war einfach nicht dafür gemacht, so gewalttätig zu sein.   

"Von der Schüchternen zum Verbrecherziel"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt