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Ich gab die Blätter wieder ab, die Frau bedankte sich und meinte: „Es werden gleich drei Männer kommen und Sie abholen. Sie werden daraufhin erstmal in einen Raum gebracht, wo Sie einfache Dinge gefragte werden. Hauptsächlich zu Ihren Leben. Das wird nicht schlimm. Dann wird es ernster. Ich denke, es ist offensichtlich, aber ich bitte Sie bei keiner der Fragen zu lügen. Erstens kann das verheerende Folgen für Sie haben und zweitens macht es alles nur noch schwieriger." Ich bekam Panik, ließ sie mir aber nicht anmerken. Ich hatte schon gelogen. Ich fing leicht an zu zittern und meine Hand wurde von einer warmen, größeren Hand umschlungen und festgedrückt. Alex meldete sich zum ersten Mal zu Wort, natürlich in Englisch: „Okay, danke für Ihre Freundlichkeit. Wir werden einfach hier warten und natürlich werden aus unseren Mündern nur Wahrheit kommen." Die Frau lächelte mich gruselig an. Ich wurde mit einem Ruck umgedreht und stand direkt und viel zu nah an Alex. Er flüsterte mir ins Ohr: „Das ist mein Dog Tag. Jeder von uns hat so eines. Wir geben es manchmal Menschen, die uns viel bedeuten, um ihnen Verbundenheit zu zeigen. Ich möchte es dir geben. Als Glücksbringer für jetzt." Damit nahm er eine Kette von seinem Hals und hing sie mir um. „Bist du dir sicher?" Er nickte.

„Leute wir haben ein Problem." „Was ist den Eric? Es ist mitten in der Nacht. Und der Satz ist jetzt auch nicht ungewöhnlich." „Ich habe mich mit Nell abgewechselt, um Hannah im Auge zu behalten. Jetzt ist sie in einem Gebäude, wo ich nicht in die Sicherheitskameras reinkomme ohne dass wir Probleme mit internationalen Konflikten bekommen. Und ich glaube der Fakt, dass sie dort drin ist, ist nicht optimal." Jetzt war das ganze Team da und sie hörten zu. Als Eric trotzdem nicht weiterreden wollte, meldete sich Sam: „Wo denn Eric? Wir brauchen schon ein paar mehr Infos." „Im BND." Als er in komplett verwirrte Gesichter blickte, erklärte er sich: „Der BND, oder lang Bundesnachrichtendienst, ist praktisch der Geheimdienst von Deutschland. Ungefähr so wie die Navy, nur halt nicht auf unserer Seite, weil die keinen Plan haben was abgeht und bis jetzt nur die Leiche von Hannahs Mutter gefunden haben." Das Team war geschockt. „Ach stimmt ihr wisst das ja noch gar nicht. Ja, Hannahs Mutter ist in ihren Armen an einer Schusswunde verblutet und gestorben." Kensi war die erste, die sich wieder fasste. „Dieses Mädchen braucht dringend Hilfe und eine Familie. Ich wünschte wir könnten bei ihr sein." „Dein Wunsch könnte sogar bald in Erfüllung gehen. Es kann sein, dass wir das Charlie Team im Notfall rausholen müssen." „Okay, also bleiben wir in Bereitschaft. Gibt es sonst noch was Neues, was wir im optimalen Fall wissen sollten?", fragte diesmal Callen. „Nicht wirklich. Ich geb euch aber Bescheid, so bald wir was Neues haben.", versicherte Eric das etwas aufgewühlte Team. Jeder hatte andere Gedanken im Kopf. Nur bei einer Sache waren sich alle einig. Die Gedanken drehten sich um Hannah und ihren Vater, der immer noch in L.A. war.

Einige Zeit später holten uns die besagten Männer, welche mich auf beunruhigende Art und Weise an die Men In Black erinnerten, und brachten uns in einen Raum. Der Raum war eingerichtet, wie in Filmen. Und kein Spaß: diese komischen Spiegel gab es wirklich, was die Atmosphäre nicht angenehmer machte. Das Wissen, jedes Wort welches ich sagte würde von einer unbestimmten Anzahl von Personen mitgehört und aufgenommen werden, war gruselig. Die ersten Worte des Mannes, welcher mir nun gegenübersaß, erinnerten mich stark an meine Unterhaltung mit dieser einen Frau von der CIA; ich versuchte dieses mir auf gar keinen Fall anmerken zu lassen. „Hallo, mein Name ist Herr Thorsten Becker. Ich bin einer der, für jetzt, für dich zuständigen Agenten des BNDs. Zuerst möchte ich mein herzliches Beileid aussprechen. In dem Wissen, dass du mich nicht kennst und damit wahrscheinlich damit nicht wirklich etwas anzufangen weißt. Trotzdem ist es wichtig Menschen, vor allem so jungen wie dir, Zuneigung zu zeigen und von deinen Akten weiß ich, dass du diese Art von Zuneigung wahrscheinlich nur von deiner Mutter bekommen hast. Deswegen tut mir dein Verlust sehr leid. Ich weiß, dass du mir vermutlich nicht glauben wirst, aber du kannst mir vertrauen. Ich kann nicht sagen, dass alles, was wir hier besprechen, in diesem Raum bleibt, aber ich bin mir sicher das weißt du schon, aber du wirst für nichts, vor allem was den Tod deiner Mutter betrifft, verurteilt." Er wirkte nett. Irgendwie schon fast zu nett. Er redete zwar mit mir, als wäre ich zehn, aber er wusste ja auch zum Glück nicht, was ich in letzter Zeit alles durchgemacht hatte. Und darüber war ich sehr froh, vor allem wenn das so bleiben würde. Ich schaute hilfesuchend nach links, wo Alex saß. Er hatte einen Kopfhörer bekommen, wo er die direkte Übersetzung von einem Dolmetscher bekam. Er lächelte mich aufmunternd an. Ich war sehr froh, dass er mitgekommen war und nicht zum Beispiel mein Lehrer. Das wäre unnötig schräg geworden. Hauptsächlich weil dieser zwar einen großen Teil meiner Familiengeschichte kannte, aber sein Wissen bei 2015 aufhörte. Zumindest was die Details angeht. Herr Becker redete nach einer kurzen Pause weiter. „Also, ich würde gerne erstmal über die vergangenen Monate sprechen. Wir haben von deiner Schule erfahren, dass du sehr viele Fehlzeiten hattest. Mit der Ausrede, du wärest krank, bist du nicht deiner Schulpflicht nachgekommen. Bei keinem Arzt im Umkreis von fünf Kilometern gibt es irgendeine Art von Aufzeichnung, dass du jemals da gewesen wärst, aber dennoch hattest du ein Attest. Wo warst du und was hast du dort gemacht?" Das war die Frage, vor der ich Angst hatte. Ich war mir sicher, dass ich bei meiner Erzählung vereinzelte Wahrheiten vorhanden sein sollten. Er war sicherlich geschult darin, Lügen sofort zu erkennen. Zum Glück hatten mich Callen und Deeks mit den Verhörtechniken ein bisschen vertraut, wodurch ich wusste, welche Details wichtig waren, um nicht aufzufliegen. „Okay, ich wollte es niemandem erzählen, weil es mir keiner geglaubt hätte.", so forderte ich schonmal seine Menschenkenntnisse heraus. Er nickte abwartend. „Okay, also ich musste kurzfristig zu meinen Verwandten ins Ausland fliegen, weil meine Mutter für längere Zeit in London bleiben musste. Ich weiß nicht warum, sie hat mir noch nie von ihren Geschäften erzählt. Also war ich dann im Ausland, bis meine Mutter angerufen hatte, ich solle wieder nach Hause kommen, da sie wieder da war." Da unterbrach er mich. „Wo warst du noch gleich?" „In Los Angeles in den USA." Er schrieb sich diese Information auf. Ich fragte mich warum, da ja die gesamte Unterhaltung aufgezeichnet wurde. „Und warum bist du ihrer Bitte nicht nachgekommen?" „Bestimmt haben Sie es gehört, aber an dem Tag, wo ich fliegen wollte wurden alle Flüge vom und zum LAX aufgrund eines möglichen Terroranschlages gestrichen. Und danach war so viel Chaos, dass sich meine Verwandten dachten, ich würde einfach noch ein bisschen länger bleiben, bis sich die Lage beruhigt hatte." Irgendwie entsprach das auch der Wahrheit. Wenn man viel interpretierte. „Um welche Verwandte handelt es sich hierbei eigentlich? Ich glaube das hattest du noch nicht erwähnt." „Ach so, ja, es handelt sich um meine Tante und meinen Onkel. Mütterlicherseits, versteht sich. Da ich ja meinen Vater nicht kenne. Sie haben schon immer im Ausland gewohnt, wohnen aber erst seit kurzem in Los Angeles. Da sie häufig umziehen müssen wegen ihrer Jobs ist es manchmal etwas kompliziert, sie zu finden." Ich war auf jede Frage vorbereitet. Ich hatte nicht viel in den Tagen seit dem Tod meiner Mutter gemacht. Mir eine Geschichte zurecht zu legen und diese so perfekt drauf zu haben, dass es glaubwürdig war, gehörte allerdings dazu. „Als was arbeiten dein Onkel und deine Tante und wie heißen sie?" Ich überlegte gespielt lange und antwortete: „Meine Tante, sie heißt Kensi, ist Journalistin, aber nicht allzu bekannt, und mein Onkel, er heißt Deeks, ist Landschaftsfotograf." „Und was ist dann passiert? Du hast angegeben, einen Unfall gehabt zu haben." Ich lachte leicht gefaked auf, die Geschichte, die erzählen würde, war lustig und sehr ironisch. Die Wahrheit, allerdings nicht so. „Uhh, das ist lustig. Also wir waren unterwegs auf dem Highway und sind zwischen zwei sehr große Laster gekommen. Der vordere hatte so Metalldinger geladen und der hinter uns war glaube ich vom US-Militär. Auf jeden Fall ist der hintere dann etwas zu schnell gefahren und hat uns nicht gesehen. Er hat uns ganz schön angestupst, wenn man das noch so nennen kann, und wir sind zu schnell geworden und gegen den vorderen geknallt. Dann ist eines des Metalldinger in meinem Oberschenkel stecken geblieben." Er schaute mich skeptisch an. „Ich verstehe noch nicht ganz, wo genau das lustig sein sollte?", es war mehr eine Frage als eine Feststellung. „Das kommt ja auch noch. Jedenfalls haben wir dann erfahren, dass der Laster dem Militär gehört und denen tat es so leid, dass sie kurzerhand gesagt haben, dass sie alle Krankenhauskosten übernehmen würden und mich in ein Militärkrankenhaus bringen würden. Also ich finde das irgendwie lustig." Er wendete sich an Alex mit der Frage: „Und welche Rolle spielen Sie jetzt bei dem Trip?" Alex lächelte leicht belustigt, aber dennoch schuldbewusst. „Ich habe den Laster gefahren und Hannah ins Krankenhaus gebracht. Dann haben wir uns näher kennengelernt." 

"Von der Schüchternen zum Verbrecherziel"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt