Alte Wunden

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Oh scheiße.. wo zur Hölle war ich denn jetzt schon wieder hineingeraten?

Während ich mich innerlich noch verfluchte und schon Panik schob, hob ich meinen Blick um der Person in die Augen zu gucken, welche mich gerade an die Wand presste.

Na top, die Augen kannte ich. Ob das jetzt positiv war, war die andere Frage.

Nein, es waren nicht die dunkelgrünen, die mich immer wieder so faszinierten.

Es waren graublaue. Graublaue Augen die früher auf mich immer herzlich gewirkt hatten, doch jetzt nur noch Kälte ausstrahlten.

Mir gegenüber stand niemand anders als Adrian.

"Was zur Hölle, soll das?"
Entsetzt und verwirrt blickte ich ihn an.

Er antwortete nicht.

"Hallo, Erde an Adrian! Was ist bitte schön dein Problem?"

Keine Antwort.

"Hallo?!",langsam wurde ich wütend.

Wieso drückt er mich an eine verdammte Wand und sagt dann nichts?!
Als er immer noch nicht antwortete, platzte mir der Kragen.

"Sag mal klappts noch? Was ist das hier für ein Scheiß?! Du drückst mich gegen ne Wand und kommst dann nicht mal auf die Idee mit mir zu reden?", wutentbrannt starrte ich ihn an.

Und endlich bequemte sich der nette junge Mann vor mir auch mal dazu, seinen Mund aufzumachen.

"Gott Rose, halt doch mal deine verdammte Klappe."

"Bitte was?!",ich sah ihn an als wäre er vollkommen geistesgestörrt.

Und tatsächlich zweifelte ich ehrlich an seinem Verstand.

"Du drückst mich an eine Wand und sagst dann ich soll die Klappe halten? Was denkst du denn? Dass ich das einfach so über mich ergehen lasse? Ich..", weiter kam ich nicht, da er mir ins Wort fiel.

"Ja verdammt du sollst endlich mal die Klappe halten. Und am besten sollst du auch gleich wieder nach Amerika ziehen. Seit du hier bist, hör ich die ganze Zeit nur Rose. Rose hier, Rose da. Die halbe Schule hat nur noch das Gesprächsthema Rose. Und wenn das nicht schon genug wäre, reden auch die Jungs nur noch von dir. Kannst du nicht einfach wieder von einem auf den anderen Tag verschwinden, so wie vor 3 Jahren?!"

Nachdem er mir diese Rede gehalten hatte, war ich erstmal baff. Irgendwie war ich überrascht und auch verletzt. Mir war nicht klar wie sehr er mich anscheinend verabscheute und loswerden wollte...

Dabei waren wir lange Zeit beste Freunde gewesen. Auch wenn man das, unserem heutigen Verhalten nach, nicht glauben konnte.

Ich kannte ihn seit meiner Geburt, hatte ihm immer alles erzählt, unzählige Male in seinen Armen geweint und er hatte mich immer wieder aufgebaut und zum Lachen gebracht. Er war damals für mich wie ein Bruder und ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.

Und dann hatte er sich verändert...

Innerhalb ein paar Wochen hatte er angefangen sich abzuschotten. Zu der Zeit hatte er auch begonnen immer mehr Mädchen abzuschleppen.
Er hatte immer mehr "Kontakt" zu anderen Mädchen und immer weniger Kontakt zu mir.

Mich hatte das damals mental sehr stark angegriffen. Aber was konnte ich schon ausrichten? Nichts...

Und eigentlich dachte ich, ich wäre über diese Verletztheit hinweg, hätte den Schmerz den er mir zugefügt hatte, verarbeitet. Doch wenn er mir jetzt zeigte wie sehr er mich doch verabscheute, dann riss dass doch wieder alte Wunden auf.

In meinen Augen stiegen kleine Tränen auf und vor Scham senkte ich den Kopf. Doch nach ein paar Sekunden hob ich ihn wieder und sah ihm mit verschwommener Sicht fest in die Augen.

"So sehr hasst du mich also? So sehr willst du mich loswerden? Was ist nur aus dem Jungen geworden der mir damals so wichtig war. Der immer für mich da war und der zu meiner Familie gehört hat. Dieser Junge hätte mich nicht weggestoßen, hätte mich niemals so verletzt, wie die Person, die jetzt vor mir steht, es getan hat."
Während dieser Rede wurde meine Stimme immer leiser und brüchiger.

Und während ich ihn so ansah und immer noch die eisige Kälte in seinen Augen sah, stahl sich eine einzelne Träne aus meinem Augenwinkel.

Ich riss mich aus seinem gelockertem Griff, drehte mich um und rannte los.
Weg von ihm, weg von dem Schmerz, nach Hause in mein sicheres Bett.

Auch wenn ich glaubte wenigstens kurz Schmerz in seinen sonst so kalten Augen gesehen zu haben, verstand ich nicht mehr wie diese Augen jemals warm und behütend auf mich wirken konnte.

Und noch im rennen schwor ich mir, niemals auch nur noch eine einzige weitere Träne für diesen Mensch zu vergießen.

Fight for usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt