»Zieh nicht so, du reißt noch alles runter!«
Ich versuchte das Geschreie aus dem Flur zu ignorieren, auch wenn ich insgeheim etwas Angst hatte, dass Leon und Brody sich in den nächsten Minuten die Schädel einschlugen oder einfach von den Stühlen purzelten, auf denen sie momentan balancierten.
Irgendwie hatten sie noch nicht ganz den Dreh raus, was das Schmücken anging. Zumindest, wenn sie gemeinsam Lichterketten aufhängen sollten.
»Jungs, bitte seid vorsichtig!«, rief ich und lief ins Wohnzimmer, wo ich Coda vermutete. Er hatte sich schlechtgelaunt seinem Schicksal gefügt und akzeptiert, dass er auch etwas dekorieren musste.
»Da bin ich wieder!« Er sah mich wenig begeistert an und fuhr sich durch seine welligen Haare.
»Und ich habe Musik mitgebracht.«Für einen Augenblick schien er erfreuter, aber das Leuchten in seinen Augen verschwand schnell wieder. Er durfte ja auf gar keinen Fall zeigen, dass man ihn auch mal mit etwas begeistern konnte.
»Ich nehme an, es ist Weihnachtsmusik?«
Dachte er wirklich, dass ich etwas anderes spielen würde? Er kannte mich anscheinend noch nicht gut genug.
Ohne zu antworten, marschierte ich zur (sehr teuer aussehenden) Musikanlage am Rande des Raumes und legte eine CD ein, auf der ein Mix der Besten Songs aller Zeiten war. Innerhalb weniger Sekunden schallte die besinnliche Musik durch das ganze Haus und übertönte nicht nur das Geschreie aus dem Flur, sondern auch Codas Stöhnen.
Strahlend drehte ich mich wieder zu meinem ganz persönlichen Grinch und fing an, mitzusingen und mich im Takt (das behauptete ich zumindest immer) zu bewegen. Toby, der neugierig in den Raum getrappelt kam, rannte zu mir, als er sah, dass ich mich unnormal krass bewegte und sprang spielerisch an meinen Beinen hoch.
Ich nahm den schwanzwedelnden Hund kurzerhand auf den Arm und schaute zu dem Mann. Wenn unsere Positionen getauscht wären, wäre ich schon längst bei dem Anblick dahingeschmolzen. Doch Coda beobachtete mich nur mit stoischer Miene.
Irgendwann bekam ich ihn schon noch zu dem Punkt, an dem er freiwillig seine Seele aus dem Leib sang, und das nur zu Weihnachtsmusik.
Lachend stellte ich Toby wieder auf seine vier Beine und lief ich zu Coda, seine schlechte Laune ignorierend und half ihm von seinem Platz auf dem Sofa auf.
Wenn er schon nicht dazu bereit war, diese Jahreszeit zu feiern, dann würde er jetzt wenigstens fleißig sein Haus schmücken.
»Schnapp dir einfach die Kiste da und stürz dich auf deinen Kamin!«, wies ich an. Coda seufzte, tat aber, was ich verlangte. Ich wiederum, machte mich an meine ganz persönliche Aufgabe. Den unechten Tannenbaum aufstellen und schmücken!
Innerhalb kürzester Zeit hatte ich das Plastikding, was zum Glück einigermaßen wahrheitsgetreu aussah, aus der Verpackung und in einer Ecke positioniert. Die Äste und Zweige sahen noch nicht ganz so perfekt aus, aber ich wollte ja sowieso Over-The-Top mit Kugeln, Ornamenten und Lametta vorgehen.
Zuerst kamen allerdings die Lichterketten dran.
Ich war so in meinem Element, dass ich gar nicht weiter auf die anderen achtete. Die Musik schien mich noch zusätzlich davon zu tragen und die Zeit verstrich im Nu, sodass ich schon bald den halben Baum geschmückt hatte.
An die oberen Zweige kam ich nicht ran, weil der Fake-Baum zu groß war. Deshalb beschloss ich endlich, mich mal wieder umzudrehen.
Meine Augen weiteten sich und ich schaute nicht schlecht drein, als ich den Kamin sah. Er war wundervoll! Die Kette aus unechten Tannenzweigen war mit roten Schleifen und kleinen Lichtern festgemacht und in dem Moment wünschte ich mir nichts mehr, als auch einen Kamin zu besitzen.
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King of Christmas
Ficção AdolescenteCallie Jones ist pleite, begeisterte Weihnachtsfanatikerin und leicht durchgeknallt, wenn es darum geht, ihren Willen durchzusetzen. Als sie beschließt, ihren Weihnachtsbaum im Vorgarten eines Fremden zu fällen, weiß sie jedoch weder, dass sich dadu...