Zweites Kapitel

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Die Nacht verlief sehr unruhig, das Wetter hatte sich nicht beruhigt und das Zimmer wurde permanent durch Blitze taghell. Zudem hatte ich unruhige Träume in denen ich einen Mann gesehen habe, den ich nicht erkennen konnte, der trotzdem Gefühle in mir auslöste, die ich nach dem aufwachten vermisste. Ich musse wirklich zugeben, auch wenn es mir nicht leicht fiel - Ich fühlte ich einsam. Ich hätte gerne jemanden an meiner Seite, auch wenn das zunächst nie ein großes Problem für mich da stellte. Ich hatte ja immer meine Familie um mich herum. Ich rappelte mich auf und stieg müde und steif aus dem Bett. Das Erste was mir danach in den Kopf schoss war 'Kaffee'. Wie als Stichwort kam mir das Bild von Rhys in den Kopf und ich hätte jetzt gerne das Angebot angenommen. Nicht, weil ich Interesse an ihm hatte, sondern weil ich keinen Elan hatte mir selbst welchen zu kochen und vielleicht auch ein bisschen, weil ich nicht alleine sein wollte. Meine Suche nach Kaffeepulver verlief erfolglos, alle Schränke waren leer. Mein Bett rief mir verlockend zu, das ich mich wieder hinlegen sollte, mit der Decke über den Kopf und ganz viel Schlaf, den ich echt gerne nachgeholt hätte. Hmpf. Wenn es nur so einfach wäre. Mit Müh' und Not konnte ich mich überwinden ins Bad zu stapfen und mich fertig zu machen. Nachdem ich mich auch noch dazu überwinden konnte, in die Stadt zu laufen und Richtung Supermarkt zu marschieren, verfluchte ich mich schon bei den ersten Regentropfen dafür. Wieso war ich nur so ein Morgenmuffel und wieso brauchte ich unbedingt einen Kaffee und wieso zur Hölle war ich nicht in der Lage einzukaufen bevor etwas leer war, sondern bemerkte es erst, wenn ich es brauchte und es nicht mehr da war. Ich war noch viel zu verwöhnt von zu Hause, dort brauche ich mich um solche Dinge nicht zu kümmern. Fluchend beschleunigte ich meine Schritte und hatte nur noch einen Gedanken – Trocken im Supermarkt anzukommen. Während ich fast durch die Straßen rannte, dauerte es natürlich nicht lange bis ich den ersten Passanten anrempelte. „Verzeihung!“, rief ich erschrocken aus und versuchte mit den Händen eine beschwichtigende Geste zu machen. „Kein Problem.. Oh, Hallo.“, Rhys lächelte mir aufmunternd zu. „Oh, Hey.“, ich lächelte. Ich dachte in einer Stadt läuft man sich nicht so oft über den Weg wie in einem Dorf, aber ich schien mich zu irren. „Was macht du bei diesem Wetter hier draußen?“ War ja klar, dass diese Frage kommen musste. „Ehm, ich bin auf dem Weg zum Supermarkt. Du?“ - „Bin auf dem Weg zum Café, bei dem kalten Wetter wirkt ein warmes Getränk Wunder.“ Hat er mir da eben zugezwinkert? Das war doch eine total absurde Situation. Vor allem weil meine Gedanken jetzt wieder bei Kaffee waren und ich förmlich merkte, wie mir das Wasser im Mund zusammen lief als er davon geredet hatte. „Um auf mein Angebot von gestern zu kommen, du kannst mich gerne begleiten.“ Ich überlegte kurz, doch bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, nahm er meine Hand und zog mich einmal quer durch die Gegend bis wir völlig außer Atem am Café ankamen. Er hatte die Zeichen richtig gedeutet, denn als wir am Café ankamen fing es stark an zu regnen und wären wir auch nur eine Minute länger stehen geblieben, wären wir jetzt tropfnass. „Danke.“, mit einer Mischung aus Verwunderung, Wut und irgendwie auch Dankbarkeit. Er hielt mir die Tür auf und ich trat ein, doch dankbar für diese kleine Rettungsaktion. „Naja, ich würde sagen jetzt sind wir quitt. Immerhin hast du mich jetzt quasi gerettet.“ Ein Lachen stieg aus seiner Kehle, es war etwas rau, aber steckte mich sofort an. „Wenn du dich wohler dabei fühlst, können wir uns 2 Tische voneinander entfernt hinsetzen und jeder trinkt und bezahlt seinen eigenen Kaffee.“ - „Jeder bezahlt seinen eigenen Kaffee und ich bin zufrieden. Die zwei Tische Abstand heben wir uns für das nächste Mal auf.“ Wieder musste ich lachen und er grunzte anscheinend zufrieden. Nachdem wir uns einen Tisch ausgesucht hatten und beide unsere Bestellung aufgaben, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. Während er verträumt aus dem Fenster sah, hatte ich Zeit ihn genauer anzusehen. Wie schon erwähnt, hatte er braune Haare, die heute gebändigt aussahen. Ihm hingen ein paar Strähnen ins Gesicht, vermutlich durch seine Rettungsaktion und der Tatsache dass wir durch die Gegend gerannt sind. Seine Augen strahlten eine Wärme aus die ich nicht beschreiben konnte. Sie waren klar und ehrlich, andere Worte fallen mir dazu nicht ein. Bei diesem Anblick, fiel es mir schwer zu glauben, dass er wirklich genauso abgebrüht war wie der Rest der Männer hier. Er hatte volle Lippen, die zart Rosa gefärbt waren. Als ich an seinen Lippen hängen blieb, verzogen sie sich zu einem breiten Lächeln. Meine Augen schossen hoch zu seinen und fingen einen belustigten Blick. „Hab ich etwas im Gesicht, oder wieso starrst du mich so an?“ In diesem Moment kam die Kellnerin und brachte unseren Kaffee. Um der Frage weiter auszuweichen trank ich schnell an meiner Tassen und verbrannte mir prompt die Zunge. „Verflucht.“ Ich erntete ein lautes, schallendes Lachen. Um mich aus dieser total bekloppten Situation zu retten schaute ich zuerst aus den Fenstern um mich zu versichern, dass der Regen bereits nachgelassen hatte, schaute gespielt auf die Uhr und wühlte in meiner Tasche nach Geld. „Ich eh, ich hab noch was vor, muss los. Man sieht sich.“ Mit diesen Worten verließ ich das Café ohne zurück zu blicken. Als ich durch die ersten Straßen gelaufen war und mir sicher war, das er mich nicht verfolgte, schlug ich mir mit der flachen Hand gegen den Kopf. Was zur Hölle war nur falsch mit mir? Niedergeschmettert lief ich auf direktem Weg nach Hause, auch weil ich dem Wetter nicht traute. Das redete ich mir zumindest ein. Dort angekommen schmiss ich mich mit voller Wucht auf mein Bett und versteckte meinen Kopf unter meinem Kopfkissen. Du bist so dumm, Cathrin.

Finger weg, von den Städtern!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt