Gelangweilt zappte ich durch die TV-Kanäle. Es gab nichts, was mich halbwegs interessierte, aber ich wollte irgendetwas tun, um nicht dauernd auf die Uhr schauen zu müssen. Ich erwischte mich selbst dabei, alle paar Sekunden auf die Uhr an der anderen Seite der Wand zu schielen und mir auszurechnen wann die ersten Gäste da sein würden. Wieso machte ich mir darüber überhaupt solche Gedanken? Genervt von mir selbst zwang ich mich eine beliebige Dokumentation zu schauen, ohne überhaupt zu wissen, wobei es sich dabei handelt. Als ich wieder auf die Uhr schaute, war es 22.13 Uhr, ich schien also weg genickt zu sein. Ich lauschte und vernahm jetzt doch Musik, jedoch nicht so laut, wie ich es erwartet hatte. Ich streckte mich, gähnte einmal laut und lief dann zum Vorratsschrank um die Packung Pralinen heraus zu holen, die ich mir vorhin gegönnt hatte. Als ich sie auspacken wollte, überkam mich ein schlechtes Gewissen. Ich wusste, das Rhys heute Geburtstag hatte, er wusste das Kyle mich eingeladen hat und ich kam noch nicht mal vorbei, um wenigstens zu gratulieren. Ich sah die Pralinen fragend an, in der Hoffnung sie könnten mir eine Antwort auf meine unausgesprochenen Fragen geben. Was sollte ich tun? Ich wollte wirklich nichts mit diesen Idioten zu tun haben, aber ich denke eine kleine, nette Geste bringt mich nicht um. Ich bringe ihm nur schnell die Pralinen hoch und verschwinde wieder. Das war der Plan!Mit einem komischen Gefühl im Bauch, packte ich die Schachtel mit der leckeren Schokolade schnell und geschickt in schönes Papier und richtete mir im Badezimmer danach etwas die Haare, setze etwas Make - Up auf und suchte anschließend im Schrank nach etwas passendem. Meine Haare hatte ich zu einem Dutt zusammen gemacht und mich dezent dazu geschminkt. Alles in allem sah es gar nicht so schlecht aus, ich hatte etwas dunkleren Lidschatten aufgetragen, meine Wangenknochen betont und meine Wimpern getuscht. Eigentlich benutzte ich weder Lidschatten noch Rouge, aber heute gefiel es mir wirklich gut. Nur jetzt die Frage zu dem Kleider-Problem. Nichts schickes, so viel Stand fest. Aber auch keine Jogginghose. Ich wollte lediglich kurz an die Tür gehen, gratulieren und wieder verschwinden. Schließlich entschied ich mich für eine dunkle Röhrenjeans und mit einer dunklen Bluse. Anstatt meiner Sneakers zog ich die schwarzen Lederballerinas an. Ein Blick in den Spiegel und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Bereute es aber im nächsten Moment sofort wieder – War ich etwas Overdressed?Es war 22.53 Uhr und sollte ich ihm heute noch gratulieren wollen, sollte ich lieber...Ich schloss meine Tür, mit den Pralinen in der Hand und einem nervösen Magen, lief ich die Stufen zu Rhys und Kyles Wohnung. Bei jedem Schritt klopfte mein Herz schneller, ich musste ehrlich zugeben aufgeregt zu sein. Ich schob die Schuld auf die Party, da ich kein Partymensch war. Ich hasste es regelrecht. Alkohol und Städter, das war in meinen Augen schon keine gute Kombination, selbst wenn ich nicht mitten drin war. Ich lies mich genau einmal überreden mit auf eine Party zu gehen, das war als ich eingezogen bin und versucht hatte, Kontakte zu knüpfen. Das Ende von der Geschichte war dann, das ich schneller geflüchtet bin, als ich überhaupt dort war. Die ersten haben ziemlich früh gekotzt, die anderen lagen knutschend und fummelnd in der Ecke, während der Rest sich weiter betrunken hat, bis sie auf demselben Level waren. Definitiv nichts für mich!Als ich vor der Tür stand, überlegte ich schon umzudrehen, als diese geöffnet wurde. „Ja, ich geh schnell. Soll ich noch was mitbringen? Okay. Bis gleich.“ Die Tür schloss sich wieder und Rhys knallte unsanft gegen mich. „Was zum..“ - „Hey.“, mehr brachte ich nicht hervor.
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Finger weg, von den Städtern!
Short Story"Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige sehen, wer du bist." - Niccolò Machiavelli - ____________________ Cathrin Cole, ein typisches Mädchen aus dem Dorf, findet die Vorstellung einen Bauersjungen zu heiraten mehr als schrecklich und beschließt d...