„Cathrin, hey. Wolltest du zu mir?“ Sein Lächeln ließ mein Herz einen Schlag aussetzen. Es war ein aufrichtiges Lächeln, das fast von einer Wange zu anderen reichte. „Ja, ehm. Happy Birthday, Rhys.“ Ich hielt ihm die verpackten Pralinen hin und er freute sich wirklich darüber. Er öffnete kurz die Haustür und ich dachte schon, er würde wieder verschwinden, aber er legte sie nur auf den Flurschrank und kam wieder zu mir. Mit der geschlossenen Tür verstummte die Musik und das Stimmengewirr seiner Gäste. „Danke, ist wirklich lieb von dir.“ Mit diesen Worten schloss er mich in eine Umarmung und weil mir nichts anderes übrig blieb, erwiderte ich sie. „Kein Problem.“, war meine eher idiotische Antwort, als wir uns voneinander lösten. „Willst du zu den Gästen? Ich muss noch schnell weg, der Alkohol ist uns ausgegangen..“ Mitten in seinem Satz höre er auf zu reden und sah mich von oben bis unten an. Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg und versuchte die Aufmerksamkeit auf unser Gespräch zu leiten. „Nein, eigentlich wollte ich dir nur gratulieren und wieder zurück in die Wohnung. Ich bin nicht so der Partymensch.“ - „Hast du noch was vor?“ Total von der Frage überrascht, wusste ich zuerst nicht was er meinte, bis mir seine Blicke bewusst wurden. „Oh, nein. Wieso fragst du?“ - „Du siehst umwerfend aus, Cathrin.“ - „D-Da-Danke.“, stotterte ich weniger intelligent vor mich hin. „Wenn du nichts vorhast, wie wäre es, wenn du mich begleiten würdest?“ Nein, nein, nein, Cathrin! Das war nicht der verdammte Plan, schon vergessen? „Gerne.“ Ich bekam darauf wieder eines seiner strahlenden Lächeln und wusste nicht, wieso ich auf einmal diese komischen Dinge tat. Als wir ein paar Straßen gelaufen waren, brach er das Schweigen: „Das neulich im Café, ehm.. hab ich da was Falsches gesagt? Du bist einfach abgehauen und ich frage mich immer, ob es an mir lag und ja..“ - „Nein, eh, ich..“ Mist. Sollte ich ihn anlügen? Nein. Ich benahm mich sowieso schon dumm genug, da musste das nicht auch noch dazu kommen. „Ich kam mir nur so dumm vor, weil ich dich angestarrt habe.“ Er schaute von oben auf mich herab, er war nämlich ein gutes Stück größer als ich, lächelte und schaute dann in den Himmel. Ich tat es ihm gleich. Die Sterne leuchteten über uns, und die Nacht war angenehm was die Temperaturen betraf. Wir wohnten zwar in der Stadt, aber zum Glück nicht an der Hauptstraße, sodass zwar nicht wenige, aber im Vergleich eine deutlich geringere Anzahl an Autos vorbei fuhr. Hier und da hörte man Menschen lachen, die ebenfalls noch unterwegs waren. Ich dachte nie, dass ich es mal sagen würde, schon gar nicht in der Stadt, aber es erschien mir zu diesem Zeitpunkt fast friedlich. Der Tag war warm gewesen und wir blieben vom Regen der letzten Tage verschont. Trotz allem war der Wind kühl und ließ mich schaudern. Ich wollte ja nur die Pralinen abgeben und hatte daher keine Jacke dabei. Wir waren beide völlig in unseren eigenen Gedanken versunken, was der Grund war, wieso wir kein Wort miteinander redeten. Auch im Spätkauf änderte sich nichts an der Situation. Rhys lief gekonnt in die hinterste Ecke zu den Spirituosen, griff zielsicher nach ein paar Flaschen und bezahlte auch genauso schnell. Er redete kurz mit dem Besitzer, sie schienen sich zu kennen und wand sich dann wieder mir zu. „Danke fürs Begleiten. Ist doch angenehmer nicht alleine hier rumlaufen zu müssen.“ Er hatte sein Gesicht zu mir gewand und ich konnte den süßlichen Geruch von Alkohol erkennen. Nicht, das es mich angewidert hätte, ich fand es nur nicht ganz so toll. Ich hätte es mir denken können, immerhin hatte er Geburtstag, da trinkt man nun mal. Ich sah ihn wieder an und bemerkte wie er mir eine Flasche, von denen die er eben gekauft hatte hinhielt. „Halt mal.“ Als er die Flasche los war, öffnete er die andere Flasche und trank einen großen Schluck daraus. „Tauschen?“ Zuerst wusste ich nicht was er meinte, dann sagte er noch mal, wahrscheinlich weil er merkte das ich auf dem Schlauch stand: „Möchtest du auch einen Schluck?“
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Finger weg, von den Städtern!
Short Story"Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige sehen, wer du bist." - Niccolò Machiavelli - ____________________ Cathrin Cole, ein typisches Mädchen aus dem Dorf, findet die Vorstellung einen Bauersjungen zu heiraten mehr als schrecklich und beschließt d...