Achtes Kapitel

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Zaghaft klopfte meine Hand gegen die hölzerne Tür, mir war jedoch bewusst, das keiner in der Wohnung darauf reagieren konnte, weil es selbst für sie kaum hörbar war. Die Sekunden verstrichen und ich trat von einem Fuß auf den anderen. Als sich wie befürchtet wirklich nichts tat, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und klopfte diesmal kräftig gegen die Tür und ging einen Schritt zurück. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis die Tür geöffnet wurde. Und wieder einmal hat sich mein Gefühl bestätigt, ich hätte einfach umkehren sollen. Eine brünette, leicht bekleidete Dame öffnete mir die Tür und musterte mich von oben bis unten. Ich trug nichts besonderes, eine ausgewaschene Jeans, die dennoch zu meinen Lieblingsteilen gehörte und einen schlichten Pulli, dazu Sneakers. Sie zog ihren Bademantel enger um ihre schlanke Figur und sah mich mit einem genervten Blick an. Ja, ich wollte umdrehen und einfach, ohne ein Wort verschwinden, aber ich fühlte mich von ihrem Blick gefangen, wie eine Maus, während sie genau wusste, das eine Katze zum Sprung ansetzt und ihre letzte Stunde geschlagen hatte. Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf, als ich ein räuspern wahrnahm und danach Rhys Stimme die rief: „Wer ist da an der Tür?“, somit war für mich eigentlich klar, das sie sein Gast sein musste. Oder sollte ich eher sagen 'Betthäschen'? Ich meine, in dem Outfit und dann schämt sie sich noch nicht mal im Bademantel die Tür zu öffnen. Diese verfluchten Städter! „Habt ihr Zucker?“, mir fiel mal wieder nichts besseres ein, ich sollte eindeutig daran arbeiten. „Wie bitte?“ - „Zucker, für meinen Tee.“ Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und sie ging zurück in die Wohnung, ließ aber die Tür offen stehen. Daher musste ich wohl warten, um meiner Ausrede Glaubwürdigkeit zu verleihen. Ich fühlte mich, wie bestellt und nicht abgeholt, als ich da oben stand, vor dieser beknackten Wohnung, mit diesen verdammten Städtern, nur weil ich mir was beweisen wollte. Wieso, Cathrin, wieso? Als ich mir mit der Hand über das Gesicht strich, hörte ich eine bekannte Stimme näher kommen. Der hat mir grad noch gefehlt, fluchte ich innerlich. Mit aufgesetztem Lächeln ging mein Blick nach oben und verfing sich in diesen wunderschönen Augen, die mir mittlerweile so bekannt vorkamen. Dabei, klingt das völlig absurd. „Cathrin, hey! Ich wollte grade zu dir.“ - „Wie bitte?“, war es diesmal an mir, nachzufragen. Noch bevor er antworten konnte, kam Barbie mit einer Tüte Zucker und sagte: „Kyle meinte die kannst du behalten. Rhys gehst du? Dann bitte, bitte sorg dafür, das wir die nächste Zeit unsere Ruhe haben.“, den Blick an mich gewandt. Rhys nahm ihr grob den Zucker aus der Hand, schob sie unsanft zurück und zog die Tür hinter sich zu. „Gehen wir? Ist doch okay, wenn ich dieser aufgetakelten Tussi ihren Wunsch erfülle und wir zu dir gehen. So für die nächsten 3 Tage? Danach müsste die Gute eh wieder Geschichte sein.“, das sagte er mit einem belustigen Ausdruck in seinem Gesicht und bot mir seinen Arm zum einharken ein. Ein flaues Gefühl bildete sich in meiner Magengegend als ich mich lachend bei ihm einharkte. Es fühlte sich irgendwie, naja, schön an. Als wir in meiner Wohnung ankamen, machte ich mich gleich daran Tee zu machen. Immerhin hatte ich jetzt schon den Zucker dazu. Rhys setzte sich auf mein Sofa und sappte durch die TV Kanäle. Ich hatte mich nur ungern seiner Nähe entzogen. Und je öfter mir solche Dinge in seiner Gegenwart passierten, desto mehr mache ich mir Sorgen um mein Gehirn. Ja, anscheinend war es eben ein Fehlalarm, die Barbie gehörte seinem Bruder, aber wer sagte, das es nicht schon solchen Besuch bei ihm gegeben hat? Dieser Gedanke versetzte mir einen Stich und lies mich unwillkürlich traurig werden. In solchen Momenten vermisste ich eine gute Freundin, die solche Gefühle eindeutig besser deuten konnte als ich. Allem voran wahrscheinlich, weil ich es selbst nicht wahr haben wollte. Mit Tee und Gebäck bewaffnet setzte ich mich neben meinen Gast auf die Couch und tat beschäftigt, indem ich den Tee kalt pustete und darin wie wild rührte, fast so als ginge es um mein Leben. Ihm schien meine Nervosität aufzufallen, denn er sah mich zuerst mit einem kritischen Blick an, nahm danach die Teetasse aus meiner Hand und stellte sie auf dem Wohnzimmertisch ab. „Alles in Ordnung? Du wirkst so angespannt.“ Ich schluckte, anscheinend zu laut und lachte kurz auf. „Jaja, alles in Ordnung. Was soll schon sein?“, mit einer Handbewegung hoffte ich die Frage weggeschoben zu haben, aber er wollte nicht locker lassen. Er legte eine Hand auf meinen Arm und fragte sanft: „Was denkst du eigentlich von mir? Das möchte ich schon wissen, seit ich klatschnass deine Wohnung gestürmt habe.“ 

Finger weg, von den Städtern!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt