Kapitel 10

9 1 0
                                    

24.12
Fionas Sicht

Heute ist der 24. Dezember. Woher ich das weiß? Heute Morgen rief mir ein Kommandant überglücklich Frohe Weihnachten entgegen. Also lief ich direkt zu Tiger und teilte ihm die frohe Nachricht mit. Ja es ist eine frohe Botschaft, wenn man bemerkt, dass es der einzige Tag im Jahr ist, an dem keine lauten Geräusche zu hören sind. Auch Tiger war über diese Nachricht sehr erfreut. In Valini ist das unsere Art zu feiern. Geschenke gibt es nur für die Kinder der Oberkommandanten.

Ich kann mich noch gut an jenen Abend erinnern, als plötzlich ein alter Mann mit langem Bart in der Tür des Zeltes für die auszubildenden Kinder stand. Er gab uns allen ein Stück Lebkuchen, eine Mischung aus Keks und Kuchen, und wünschte uns ein gesegnetes Fest. Dies war das erste Mal, dass ich erfuhr das man am 24. Dezember etwas zu feiern hat.

So auch dieses Jahr. Einige von uns Waisen "feiern" Weihnachten zusammen. Wir sitzten zusammen vor einem Baum, singen, tanzen, und haben einmal im Jahr ein bisschen Spaß. Zumindest bis ein Wachmann kommt, und uns alle anschreit, dass wir hier nichts zu suchen hätten, und uns schleunigst in unsere Betten verziehen sollen. Meist ist dies dann das Ende unserer "Feier".

Tiger und ich planen die diesjährige Feier schon seit letztem Jahr, und wir hoffen das sie ein voller Erfolg werden wird. Eingeladen wurden eigentlich alle Waisen. Hoffentlich werden auch einige kommen, und sich nicht von den letzten Jahren abschrecken lassen.

Wir werden schon sehen. Für Essen müssen wir zum Glück nicht sorgen, da wir dies zuvor ALLE, wirklich alle, gemeinsam zu uns nehmen. Mit der ganzen Armee. Mit jeder einzelnen Person. Es gibt sogar eine Sitzordnung, die wir einzuhalten haben. Vorne sitzten die Haupt- und Oberkommandanten, dann die Kommandanten, dann die Krieger, dann die Ausgebildeten, anschließend die Auszubildenden, und am Schluss die Neuen. Diese Sitzordnung gibt es schon seit über 100 Jahren, und wird auch in den nächsten 100 Jahren nicht geändert werden.

"Fiona! Bist du schon fertig? In einer Viertelstunde beginnt das Essen.", rief Tiger vor der Tür zum Mädchenteil des Raumes herein. Um nicht alle zu stören, ging ich hinaus um mit Tiger nicht schreien zu müssen. "Äh ja ich bin schon fertig. Wie immer halt, nichts besonderes, ein Tag wie jeder andere auch.", antwortete ich ihm ehrlich. "Dann können wir ja schon los gehen. Also ich finde heute ist ein besonderer Tag", meinte Tiger daraufhin. Ich weiß manchmal echt nicht woher der Junge seinen Optimismus herhat. "Tiger du findest jeden Tag besonders!", rief ich anklagend. Darauf hin antwortet angesprochener mit einem schiefen Lächeln:"Stimmt ja."

Nach unserer Diskussion gingen wir zum Abendessen. Wir nahmen unsere Sitzplätze ein, zu unser beider Überraschung sitzen wir dieses Jahr nebeneinender. Die letzten Jahre saßen wir gefühlt einen halben Kilometer auseinander. Das Essen war erstaunlich gut. Es gab Kartoffelsuppe, Spaghetti, und einen Apfel für jeden von uns. Ein richtiges Festmahl.

Als alle das Essen beendet hatten, und wir gebetet hatten, schlichen wir Waisen uns vom Rest, welcher jetzt noch gemeinsam feiert, davon und starteten unsere eigene Feier. Erstaunlicherweiße kamen sehr viele, zur großen Freude von Tiger und mir. Als "Gastgeber" mussten wir uns natürlich gut um unsere Gäste kummern, und sorgten für Spaß und Getränke.

Gegen 10 gingen die ersten dann schlafen. Der verbliebene Rest feierte noch eine gute Stunde, dann waren alle weg. Plötzlich waren nur noch Tiger und ich übrig, was er aber nicht bemerkte, da die Musik die Stimmen der Anderen immer übertönt hatte, und die Musik immer noch läuft. Somit war er der Einzige der noch tanzte. Ein witziges Bild.

Und in diesem Moment bemerkte ich wie unfassbar schön er so aussah, so frei, so unbeschwert, so normal. Halt Stopp, wir sind nicht normal- wir sind Waisen und menschliche Machinenen,und er ist zwar schön und auch süß und attrakt- und mein bester Freund. Ich muss mir dringend solche Gedanken  verbieten. Ich mag in ja, aber rein freunschaftlich- versteht sich ja.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, ging auf ihn zu und tippte ihm auf die Schulter. Verwirrt drehte er sich zu mir um, und sah ungefähr in meine Richtung. "Was ist los?", fragte er mich komplett verwirrt. Ich nahm mir ein Herz und antwortete ihm mit :" Wir sind alleine. Die Anderen sind schon weg. Wir müssen noch ein bisschen aufräumen." Verständnisvoll nickte er mit seinem Kopf und machte sich an die Arbeit. Ich half ihm und zusammen waren wir echt schnell fertig.

Zusammen gingen wir dann zu unseren jeweiligen Schlafsälen, welche nebeneinander liegen, umarmten uns zum Abschied, und gingen anschließend den letzten Weg jeweils alleine. Tiger mit einer Hand an der Wand, um den Weg zufinden, ich mit einem schweren und müden Kopf.

Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen, und schlief sofort ein.

_________________________________________

Frohe Weihnachten euch allen !!!!!!!

Nun sind die Christmas Specials auch schon beendet, und ich werde vermutlich erst wieder am Freitag hochladen. Um ehrlich zu sein, bin ich mit diesem Kapitel nicht so zufrieden aber ja.(Liegt vielleicht daran, dass ich sehr müde bin.) Ich hoffe sie haben euch trotzdem gefallen. Wie immer würde ich mich sehr über ehrliches Feedback freuen.

euer Robijn.

Entscheide dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt