EVN (2) Kapitel 5

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Die beiden Schüler kamen näher, und ich erkannte, dass es Mira und Delilah waren. Eine schwarze Hornisse folgte Mira, doch ich brachte nicht die Kraft auf, sie danach zu fragen. Ihre hektischen Fragen erschienen mir weit, weit weg. Ich war nicht fähig auf sie zu antworten. ,,Bist du verletzt?! Wo warst du?! Du bist ja völlig durchgefroren!" Drinnen angekommen richteten sich augenblicklich hunderte Augenpaare auf uns.

Es war offensichtlich Mittagspause. Der ganze Saal verstummte, kurz bevor ein raunen umging. Es ging mir zu elend um mich um all die Blicke zu kümmern.

,,Luna!", durchschnitt eine vertraute Stimme den Saal und meine Knie wurden weich. Lucians riesenhafte Gestalt kam auf mich zu gestürmt und die Schüler hasteten so schnell sie konnten aus dem Weg.

In seinen Augen brannte ein goldenes Feuer- die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ich hasste es ihm ständig solche Sorgen zu bereiten. Abrupt ließen Mira und Delilah mich los und sprangen von mir weg.

Empörtes Rufen und Schreien wallte auf. Lucian fing mich auf ehe ich fallen konnte. Überraschtes Lufteinziehen derjenigen, die nichts von meiner Immunität wussten. Seine Hitze durchfloss mich und ich ließ mich mit einem erleichterten Seufzen in seine Arme fallen.

,,Gott Luna! Was ist passiert?! Wo warst du?! Er führte mich aus dem Saal, ehe ich ein Wort über die Lippen bringen konnte. ,,Scheiße! Deine Füße!" Ich sah an mir runter. Ich bemerkte zuerst, dass ich mein altes Schlafshirt von Pink Floyd trug. Es war das alte Shirt von meinem Vater. Und eine kurze blaue Schlafhose, dann meine Füße. Sie bluteten und dass nicht gerade wenig. Ich sah hinter mich. Ich hatte eine blutige Spur zurückgelassen.

Lucian beugte sich vor und nahm mich mit einem Ruck auf die Arme. Im Flur setzte er mich auf eine der breiten Fensterbänke. Er kniete sich vor mich und nahm mein Gesicht in seine riesigen Hände.

,,Hmmm...", entfuhr es mir leise und ich schloss die Augen. Ich spürte, wie seine Hitze jeden Winkel meines Körpers ausfüllte und die Kälte vertrieb. Ich hatte das Gefühl zu heilen. ,,Bitte, erzähl mir alles. Ich wusste nicht mal, dass du fort bist!" Seine Augen begannen zu glänzen.

,,Wo warst du?!" Seine Hände fielen auf meine Schultern herab und schüttelten mich. Benommen wie ich war, konnte ich mich nur auf das goldene Funkeln seiner Augen konzentrieren. Seine gebräunte Haut und diese vollen, wundervollen Lippen die mir jetzt so nah waren. Seine Haut spannte sich über seine Kieferknochen, als er die Zähne zusammenbiss.

,,Wieso sind deine Augen manchmal golden und manchmal schwarz?", fragte ich, statt ihm zu antworten. ,,Das interessiert jetzt nicht!", fuhr er mich an. Ich zuckte zusammen und blinzelte. Er seufzte.

,,Tut mir leid. Ich wollte dich nicht-. Ich denke es hat mit meinen Gefühlen zutun. Bitte, sprich jetzt." Einen Moment noch starrte ich ihn einfach nur an. Dann schloss ich die Augen und gab mir alle Mühe mich zu sammeln.

,,Wald.", antwortete ich nun endlich monoton. ,,Ich habe geträumt. von meinem Vater.- Es war als wäre ich dort. Ich habe seine Hand gespürt... Habe die Wärme der Sonne gespürt... Doch als ich aus dem Wasser auftauchte-" Ich schluckte. ,,Stand ich plötzlich im Wald."

,,Du bist geschlafwandelt?", fragte er verwirrt und rieb meine Arme. ,,Ich...Ich weiß nicht. Plötzlich stand ich im Wald und- da war etwas. Erst dachte ich es wären Wölfe, vielleicht waren es auch Wölfe..." Seine Augen verengten sich.

,,...Luna, auf dieser Insel gibt es keine Wölfe." Ich presste die Lippen aufeinander. Ich wollte mir nicht ausmalen, welche Augen mir dort sonst entgegengeleuchtet sind.

,,Naja... Ich hörte auf einmal eine Stimme, von einem Mädchen." Seine Hände an meinen Armen erstarrten.

,,Eine Stimme", wiederholte er. ,,Ja. Nur klang diese Stimme dann plötzlich wie meine-." Ich brach ab und trotz der Hitze begann ich erneut zu zittern.

𝔉𝔢𝔞𝔯 𝔊𝔬𝔯𝔱𝔥𝔞- Engel vergessen nicht (alt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt