Seelenliebe

Tagebucheintrag

Wenn man verliebt ist, dann hat man nur Augen für die andere Person. Auch gedanklich gibt es nicht viel mehr. Daraus folgt eigentlich, wenn man verliebt ist, ist man ziemlich eingeschränkt? Vermutlich war ich das auch. Jetzt ist es an der Zeit, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Meine Gefühle wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Alles war in letzter Zeit so durcheinander.
Ich fühle mich aufgrund des Gesprächs mit Roy nun nicht mehr so allein. Noch ist er nicht wieder zurück in der Stadt, dennoch fühle ich mich nicht mehr so einsam. Das ist das richtige Wort! Ich fühle mich nicht mehr einsam, da ich weiß, dass wir das zusammen schaffen. Vielleicht ist noch nicht alles geklärt zwischen uns, aber auch das bekommen wir wieder hin, denn unter dem Strich können wir über den Dingen stehen.
Ein Lächeln von ihm und es tut nicht mehr weh. Eine Berührung und alles ist nur noch halb so schlimm.
Ob ich ihm vermisse? Oh, und ob ich das tue. Aber nicht nur das.
Ich vermisse die Intimität zwischen uns. Nicht die intimen Berührungen, sondern vielmehr diese andere Art von Intimität. Wenn wir zusammen im Bett lagen, nebeneinander, die Gesichter zueinander gewandt und uns einfach nur in die Augen geschaut haben. In diesen Momenten haben wir Gespräche geführt, die weitaus intimer waren, als jede Zärtlichkeit, die wir bisher ausgetauscht haben. Wir haben einen Blick auf die Seele des jeweils anderen geworfen. Und was kann noch intimer sein als sein entblößtes Innerstes? Roy weiß, wie es in mir aussieht, er kennt die nackte Wahrheit.
Auch sein Innerstes habe ich gespürt. Genau deswegen habe ich diese Gewissheit, dass alles wieder in Ordnung kommt.
Ich habe nun wieder Zeit für mich und Zeit dafür, Dinge zu tun, die ich schon seit langem nicht mehr getan habe. Zum Beispiel habe ich neulich ein neues Buch gekauft und es noch am gleichen Tag durchgelesen. Es hat sich toll angefühlt, in eine andere Welt abzutauchen, das habe ich schon lange nicht mehr getan.