Practice - Jinson

Insecurity

PoV Jackson

Was hatte mich da geritten? Wieso zum Teufel hatte ich ihm angeboten sein Übungspartner zu sein? Und warum habe ich ihn so geküsst?

Das war nicht ein normaler Kuss, das war eine heftige Knutscherei. Ich habe mit meinem besten Freund geknutscht, ihm meine Zunge in den Mund gesteckt, verdammt sogar gestöhnt, als er dominanter wurde.

Was habe ich mir bloss gedacht?

Regungslos stand ich da, sah ihm zu, wie er die Flucht ergriff und von mir weglief, während ich kaum Luft bekam. Mein ganzer Körper stand unter Strom, unter Feuer und ich hätte schwören können, mein Gesicht war so rot, wie eine Tomate. Mein Herz schlug mir schmerzend schnell gegen die Brust, es fühlte sich an, als wäre ich einen Marathon gerannt. So sehr ich es versuchte mich zu beruhigen, es ging nicht. Die vorigen Ereignisse kreisten in meinem Kopf umher, immer und immer wieder sah ich sein Gesicht vor mir, wie er mich ansah, wie er mich berührte und küsste.

Eine halbe Ewigkeit stand ich an derselben Stelle, ich versuchte mein Gefühlschaos in den Griff zu bekommen, doch ich sah den Weg dazu gerade überhaupt nicht. Immer wieder kreiste eine Frage in meinem Kopf umher.

Warum konnte ich nicht aufhören ihn zu küssen?

Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf, ich fuhr mir viel zu grob durch meine Haare, als ich mich endlich bewegte und aus dieser Gasse trat. Geistesabwesend ging ich auf meinen Van zu, der schon auf mich wartete und stieg mit einem traurigen Gesicht ein, als wir schon losfuhren. Ich musste hier weg. Weit weg und so kam es mir gerade Recht, dass ich heute Abend wieder nach China musste. Ich war mir zu einhundert Prozent sicher, dass ich unsere Freundschaft gerade zerstört hatte und das versetzte mich in unbeschreibliche Angst. Ich wusste ja nicht einmal, dass meine Gefühle so stark für ihn waren, doch ich konnte es mir einfach nicht anders erklären. Im innersten wusste ich doch schon lange, dass er mir mehr bedeutete, dass ich ihn auf eine andere Weise liebte, doch ich verdrängte es. Ich hatte Angst vor meinen Gefühlen für ihn, Angst was ich mit ihnen alles zerstören könnte und nun war es passiert. Ich hatte mich für eine Minute nicht unter Kontrolle, habe mich gehen lassen und das hatte ich nun davon. Wieder flatterte sein geschockter Blick vor meinem inneren Auge auf, wodurch ich unsanft auf meine Lippe biss und die Augen zukniff.

Ich konnte ihm unmöglich wieder in die Augen schauen. Jedes Mal, wenn ich ihn von nun ansehen würde, würde ich bloss diesen einen Gesichtsausdruck sehen. Ich würde nicht mehr objektiv bleiben können. Ich würde nur noch sehen, wie er mich mit diesen Lustgetränkten Augen ansah, wie er da vor mir stand und sich mir vollkommen hingab.

Aber warum? Warum hatte er das gemacht? Warum hatte ich das gemacht?

Meine Angst wich langsam der Wut über mich selber und so ballte ich meine Hände zu Fäusten, schlug einmal gegen den Sitz vor mir, ehe ich mein Gesicht in meinen Händen vergrub.

"Fuck!" zischte ich vor mich hin und rieb mir meine Schläfen, als die Stimme meines Fahrers mich erschreckte.

"Jackson? Ist alles okay bei dir?"

"Ja, entschuldige Hyung" antwortete ich ihm sofort und versuchte mich zu beruhigen, sodass er sich nicht weiter Gedanken machte.

Reiss dich zusammen Jackson!
Frustriert schnaufte ich zwischen meinen Zähnen aus, bevor ich mich in den Sitz fallen liess und wieder die Augen schloss. So schwieg ich die ganze Fahrt hindurch, versuchte mir nichts anmerken zu lassen, bis wir bei meiner Wohnung ankamen und ich mich von ihm verabschiedete.

"Ich werde hier um 23:45 auf dich warten, Jackson" sagte er noch, bevor ich bloss nickte und die Türe schloss. Mit schwerem Herzen ging ich in meine Wohnung, warf meine Jacke in eine Ecke und ging ins Wohnzimmer, um mich auf meinem Sofa fallen zu lassen. Eigentlich sollte ich packen und noch unzählige Anrufe tätigen, doch es war mir gerade überhaupt nicht danach. Das erste Mal hatte ich absolut keine Lust eine berühmte Person zu sein. Am liebsten hätte ich mich nun betrunken und wäre dann verweint ins Bett gegangen, doch dieses Leben hatte ich mir nicht ausgesucht.