Der Speisesaal war eine kleine, holzgetäfelte Halle. Eine Wand wurde fast vollständig von einem gewaltigen Kamin eingenommen, in dem halbe Fichtenstämme verbrannten. Trotz der Flammen war es nach der Küche angenehm kühl hier, dachte Eden.
Ein hölzerner Tisch nahm die Mitte des Raums ein. Daran saßen über die ganze Länge verteilt, Andre, Varia, Walter und schließlich als der letzte im Bunde Zachary. Es gab weitere Stühle, die jedoch unbesetzt blieben. Entweder für Gäste oder weitere Mitglieder des Adelshauses von Silberstedt. Eden tat ihr bestes, niemanden direkt anzusehen. Achte nur darauf, wo du langgehst....
Es war ihr schnell aufgefallen, dass die meisten Menschen kaum Notiz von ihr nahmen, solange sie sich unauffällig genug verhielt. Mehr noch, die meisten taten grade so, als wären die Sklaven eines Haushalts Luft. Vielleicht funktionierte das auch hier.
Zumindest die Gespräche gingen weiter.
„Wir werden und dem Orden beugen müssen, fürchte ich.", meinte Andre de Immerson grade. „Ich habe bereits einen Termin für die Abreise festgesetzt."
Walter sprang fast im selben Moment von seinem Platz auf. „Ihr wagte es nicht, Zachary einfach auszuliefern!"
„Ich fürchte doch. Tatsächlich dachte ich sogar, dass ich Euch dafür aussende. Aber Ihr seid zu weich, Walter."
„Lass ihn bloß." , erklärte Varia. „Sei lieber froh..." Sie verstummte im Satz und ihr Blick wanderte zu Eden
Andre de Immerson schnaubte lediglich verächtlich als er die Gejarn bemerkte und sah misstrauisch zu Varia herüber. Geister, die Mienen kamen Eden mittlerweile wirklich wie die bessere Option vor. Es wäre schneller vorbei, als das Ziel des Zorns und des Streits dieser beiden zu sein....
Eden trat vorsichtig an den Tisch heran und stellte den ersten Topf so leise wie möglich ab. Gib ihnen einfach keinen Grund überhaupt zu merken, dass du da bist. Denk nicht darüber nach, wie aussichtslos das alles ist, wag dich auch nur einen Moment daran zu denken, dass dein Leben nicht mehr dir gehört....
Sie machte einen vorsichtigen Schritt... und stolperte plötzlich über etwas. Ein Fuß... einen Moment schwankte alles, sie drehten den Kopf und sah dabei in das Gesicht einer schwach schmunzelnden Varia de Immerson. Verfluchte... Eden konnte nicht einmal den Gedanken zu Ende bringen, als sie endgültig das Gleichgewicht verlor. Sie hatte ihr ein Bein gestellt... sie hatte....
Der Topf fiel ihr aus der Hand und der komplette Inhalt ergoss sich über Walters Hemd . Zum zweiten Mal an diesem Abend sprang der Mann auf.
„Götter, verflucht nochmal.", rief er, während Eden zu Boden stürzte.
Halb erwartete sie schon, einen Tritt abzubekommen und kauerte sich instinktiv zusammen um sich wenigstens etwas vor dem zu schützen, was folgen musste. Nur lass ihn mich nicht umbringen, dachte sie. Gefolgt von der Frage, die sie nicht wagte zu stellen... warum überhaupt noch leben wollen, warum nicht hoffen, das gleich alles vorbei war? Sie fürchtete die Antwort, fürchtete, dass es keinen Grund gab, noch mehr als die Schläge.
„Das sowas auch mir immer passieren muss.", murmelte Walter lediglich, während die Gejarn es nach wie vor nicht wagte, sich zu bewegen. Eine Spur Selbstironie schwang in seiner Stimme mit.Eden blinzelte verwirrt, als eine ausgestreckte Hand vor ihrem Gesicht auftauchte. „Komm, auf die Füße mit Dir."
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Eden
FantasyNachdem sie grade der Sklaverei entkommen ist und dabei unfreiwillig den jüngsten Spross einer mächtigen Adelsfamilie entführt hat, findet sich Eden nach einigen Wirren in der Crew des grausamen und berüchtigten Piratenkapitäns Vance Livsey wieder...