Kapitel 5 Überleben

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Eden wirbelte herum und schlug gegen die Tore. Letztlich vergeblich. Das Holz mochte alt wirken, war aber nach wie vor stabil. Kein durchkommen. Und niemand reagierte auf ihre Rufe....

Die Gejarn hielt inne. Das brachte definitiv nichts, sagte sie sich, während sie sich umdrehte. Und ihr Gefängnis betrachtete. Oder... war es überhaupt eines? Die Felswände hier waren unbearbeitet, nur hier und da gab es Werkzeugspuren... fast so als wäre das hier eine natürliche Höhle. Die Kammer, in der sie sich befand, war vielleicht fünfzig Schritte breit. Moose und Farne, die der eisigen Kälte trotzten, wucherten an den Wänden. Zwei Tunnels, die in Schatten lagen, führten links und rechts von ihr weiter. Und über ihr, kam Licht durch ein großes Gitter herein....

Zum klettern war es viel zu hoch, mal davon abgesehen, das ihr jeder Knochen schmerzte. Verflucht, diesmal hatte Andre sie wirklich erwischt. Das waren nicht mehr nur blaue Flecken, stellte sie beunruhigt fest. Ihr Brustkorb schmerzte bei jedem Atemzug. Eine angebrochene Rippe und das auch nur, wenn sie Glück hatte. Fühlte sich eher wie mehr an....

Vor dem Licht oben gab es eine Bewegung. Großartig, also beobachtete sie jetzt auch noch jemand. Und wenn das nicht Lord Andre war, wusste sie auch nicht wer. Verfluchter Bastard....

„Hey, was soll das, soll ich hier unten verhungern? Habt Ihr nicht mal den Mut, es selber zu Ende zu bringen?"

Es hatte spätestens jetzt keinen Sinn mehr, sich zurückzuhalten. Sollte er nur wissen, was sie von ihm hielt, wenn sie hier schon sterben musste....

Eden erhielt keine Antwort. Sei's drum. Sie würde auch nicht hier sitzen bleiben. Zwei Gänge. Eigentlich war es töricht zu hoffen, dass es einen Ausgang gab. Man hätte sie sicher nicht hier herunter gebracht, wen dem so war. Aber zu warten, das wäre auch sinnlos. Vielleicht fand sich irgendetwas. Und wenn es nur reichte um die verfluchte Tür aufzubrechen....

Blieb nur noch die Frage, ob nach links oder rechts. Beide Gänge sahen auf den ersten Blick fast gleich aus. Letztendlich ging sie nach links. Verwitterte Holzbalken stützten den Tunnel, dessen Decke so niedrig war, das sie sich ducken musste. Unter ihren Füßen knirschte Kies und im schwachen Licht, das aus der Hauptkammer bis hierhin drang, konnte sie verrostete Schienen erkennen. In den Wänden glitzerte schimmerndes Erz. Das musste eine alte Silbermine sein. Eine der Grundlagen für Silberstedts Reichtum... aber dieser Ort sah so aus, als wäre er seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, verlassen. Wenigstens wurde es wärmer. Erfrieren wurde damit schon einmal unwahrscheinlicher. Wasser lief nun an einigen Stellen die Wände hinab. Also würde sie auch nicht verdursten, dachte Eden. Rasch schöpfte die Gejarn mit einer Hand Wasser und spritzte sich eine Handvoll ins Gesicht. Es war eiskalt, aber wenigstens brachte sie das wieder etwas weiter zu Bewusstsein. Und betäubte ein wenig die Schmerzen. So schlecht sah es bisher gar nicht aus. Sicher, es gab nach wie vor keinen sichtbaren Ausgang... aber sie würde hier unten nicht sterben. Zumindest nicht direkt. Verhungern war nach wie vor ein Problem, aber Eden hatte schon Tage ohne Essen überstanden.

Sie kam an einer verlassenen Lore vorbei, die mitten auf den zerfallenen Schienen stand. Mehrere leckgeschlagene Behälter standen im Inneren des Gefährts. Eine dunkle Masse war daraus ausgelaufen und bedeckte den Boden. Petroleum oder Walöl.... Das Zeug stand in Pfützen auf dem Boden und schien sich über den ganzen Tunnel zu verteilen. Der Geruch zumindest, war überall. Hier war wirklich seit Ewigkeiten niemand mehr gewesen. Mal von Krabbelvieh ausgenommen....

EdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt